Langen Foundation Neuss Faszination einer westöstlichen Begegnung

Neuss · Ein Themenabend in der Langen Foundation brachte europäische und persische Kultur zusammen. Und ein Tanzvortrag sorgte für eine besondere Überraschung.

 „Oriental Colours - Westöstliche Begegnungen“ war der Tenor eines Themenabends. Farid Baroug aka Joker überraschte mit Urban Dance.

„Oriental Colours - Westöstliche Begegnungen“ war der Tenor eines Themenabends. Farid Baroug aka Joker überraschte mit Urban Dance.

Foto: Klaus Stevens

Zum Auftakt des Niederrhein-Festivals war Annette Maiburg wieder einmal auf erfolgreicher Spurensuche. Diesmal sollten es die Literatur, die Musik und das Lebensgefühl eines nicht nur geografisch sehr fernen Landes sein.

Zusammengekommen war bei diesem Vortragsabend am Samstag in der Langen Foundation eine ganze Menge. Dabei ergab es sich aber nicht wie von selbst, dass sich die zahlreichen Zuschauer behaglich auf ihren Stühlen bei wohligen Klängen einrichten konnten. Denn sie waren genauso gefordert wie das Ensemble. Klassische europäische und die auf eine sehr lange Tradition zurückblickende persische Musiktradition sollten hier zusammenkommen. „Daraus kann man etwas machen“, sagte Pascal Schweren eingangs, der im Maiburg-Ensemble Klavier spielt.

Caspar van Meer stand am Kontrabass, Fethi Ak besorgte die Percussion und Annette Maiburg spielte einige Soli auf der Flöte. Nicht nur so nebenbei hatte sie auch die Projektleitung übernommen. Jetzt wird´s schwierig mit der Namens- und Instrumentenbenennung:  Mehrnousch Zaeri-Esfahani las aus ihrer Autobiographie, Farid Baroug aka Joker trug zur Überraschung Urban Dance vor, und Kioomars Musayyebi spielte auf dem Santur auf. Letzteres ist ein sehr altes persisches Saiteninstrument, das allein schon die ganze exotische Fremdheit einer anderen Weltgegend beschwören kann.

Johann Sebastian Bach stand auf dem Spielplan mit einem Auszug aus den Goldberg Variationen. Frederic Chopin und Maurice Ravel waren andere große Namen. Die dringend nötige Brücke zu den Menschen fremder Kulturen schlug an diesem faszinierenden Abend der Tänzer Joker. Mit seinen auch an Indien gemahnenden geschmeidigen Bewegungen löste er Verwunderung aus und den spontanen Wunsch, etwas mehr zur Erklärung seiner Körpersprache zu erfahren.

Neugierig auf das Geschehen dort auf der Bühne in den Katakomben der Langen Foundation blieben die Besucher den ganzen Abend. Es gibt sie, diese uralten anderen Musikwelten. Und Dialoge zwischen klassischer europäischer Musik und dem Mittleren Osten, in diesem Fall Iran, sind also lohnend. Oft klingt die persische Musik so eingehend, dass sogar Wiedererkennung möglich ist. Haben sich doch zu allen Zeiten Komponisten ungeniert bei exotischen Vorlagen bedient.

Die verdienstvolle Musikforscherin Annette Maiburg geht den anderen Weg und interpretiert viele uns völlig unbekannte Musikwelten neu. Deren Verankerung in der Religion, darüber hinaus in der kompletten Weltsicht, ist überdeutlich und harrt in allen Himmelsrichtungen der Entdeckungen.

Der Abend in der Langen Foundation war ein sehr gelungenes Beispiel dafür. Kräftig gewürzt, wenn auch nicht mit ansteckender Heiterkeit, waren die überleitenden Lesungen von Mehrmousch Zaeri-Esfahani. Ihre Sehnsucht nach der verlorenen Heimat Iran berührte, und ihr Migranten-Schicksal erschütterte. Umso erfreulicher war bei der alles überwölbenden iranischen Musik ihr abschließend durchscheinendes Bekenntnis, in der fremden Welt Europa angekommen zu sein.

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