Premiere im Theater am Schlachthof „Feindliche Übernahme“ auf der Bühne

Neuss/Krefeld · Mit einer temporeichen Komödie überzeugte das Ensemble des Theaters am Schlachthof . Das Stück „Küppers übernimmt, eine feindliche Übernahme“ von Thomas Steinke wird noch viermal in Neuss aufgeführt. 

 Uschi (Stefanie Otten, l.) und Harry Frings (Daniel Cerman. 2.v.l.) und Leonie Zippel (Julia Jochmann) plagen sich mit ihrem Entführungsopfer Ludwig Küppers (Harry Heib) herum.

Uschi (Stefanie Otten, l.) und Harry Frings (Daniel Cerman. 2.v.l.) und Leonie Zippel (Julia Jochmann) plagen sich mit ihrem Entführungsopfer Ludwig Küppers (Harry Heib) herum.

Foto: TaS/Jagna Witkowski

Das Theater am Schlachthof (TAS) zeigt aktuell eine Komödie von Thomas Steinke: „Küppers übernimmt“ trägt den Untertitel „Eine feindliche Übernahme“. Man kennt den Begriff aus dem Wirtschaftsteil der Nachrichten. Im TAS wird er aber jetzt ins Private übernommen. Denn was ist eine Entführung anderes als eine feindliche Übernahme, selbst wenn sie teilweise schief geht?

Harry Frings hat seinen Job als Staplerfahrer bei der Firma „Rheinlogistik“ verloren. Seine Frau Uschi lebt ebenfalls von der Stütze. Und das, wo die Beiden gerade eine Hypothek für ihr neues Haus abstottern müssen. Jetzt sehen sie nur noch eine Lösung: die Frau von Harrys Chef entführen und als Gegenleistung für die Freilassung den Fahrer-Job zurückfordern. Just an dem Entführungstag sitzt aber der Chef selbst am Steuer des Autos seiner Frau. Ratlos und vor allem sehr aufgeregt hat Harry den großen Mann in eine Transportkiste der Firma gezwängt. Auf ihr sitzend hält das Ehepaar Kriegsrat. Könnte man vielleicht neben der Job-Rückgabe noch etwas Geld heraus schinden?

Anrufe bei der Ehefrau und den Vorstandskollegen der Firma fördern allerdings Erschütterndes zu Tage: Niemand will den Mann zurück. Im Gegenteil, man bietet den Entführern drei Millionen, wenn sie ihn beiseite schaffen. Mit dem Nennen dieser gewaltigen Summe bricht die große Welt der Chefetagen in das Wohnzimmer des Ehepaares Frings ein. Rheinlogistik-Boss Ludwig Küppers darf raus aus seiner Kiste, und gemeinsam mit Uschis Freundin Leonie sucht man einen Weg, mit Kapital aber ohne Kapitalverbrechen aus der misslichen Lage ins normale Leben zurück zu finden. Ohnehin ist die einzige Waffe im Haus nur eine Wasserpistole. Dann aber will Küppers seine Manager-Methoden auch im Klein-Klein des Partykellers ausprobieren. Sein „Übernahme“-Versuch bekommt ihm jedoch schlecht: Küppers übernimmt sich selbst. Die Regie im anfangs temporeichen, dann aber etwas textlastigen Spiel führt Markus Andrae, der künstlerische Leiter des TAS. Seine vier Darsteller sind erfahrene Bühnengäste.

In ihren Rollen gut besetzt, sowie souverän und textsicher, führen Daniel Cerman und Stefanie Otten als Ehepaar Frings, Julia Jochmann als Freundin Leonie und Harry Heib als Firmenchef Ludwig Küppers durch den knapp zweistündigen Abend. Steinkes Komödie bietet viele witzige Szenen mit treffsicheren Pointen. Sie macht auch deutlich, wie sehr sich viele Menschen am täglich vorflimmernden Fernseh-Leben orientieren. Das Entführungsopfer vergleichen Uschi und Harry mit „Alf“, der bekanntlich mit seinem Raumschiff in der Garage einer amerikanischen Familie notgelandet ist. Und mit dem vielen Geld, falls es denn welches geben sollte, will man es so machen wie die Auswanderer in „Goodbye Deutschland“. Für weitere Fragen, egal welcher Art, zappt man einfach in eine der vielen Talkshows: „Da werden Sie geholfen“. Bei der ausverkauften Premiere zeigte sich das Publikum begeistert.

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