Neuss Theater am Schlachthof entdeckt den Niederrhein

Neuss · Das Theater am Schlachthof hält an der Mischung von Theater und Kabarett fest.

 Markus Andrae ist seit vier Jahren künstlerischer Leiter des Theaters am Schlachthof an der Blücherstraße.

Markus Andrae ist seit vier Jahren künstlerischer Leiter des Theaters am Schlachthof an der Blücherstraße.

Foto: Jagna Witkowski

So sieht Zufriedenheit aus. Lächeln, den Körper entspannt zurücklehnen und gelassen diesen Satz sagen: "Es bleibt alles, wie es ist." Markus Andrae, seit vier Spielzeiten künstlerischer Leiter des Theaters am Schlachthof (TaS), und Dennis Prang, Ensemblemitglied und gleichzeitig Sprecher des TaS, scheinen es selbst kaum glauben zu können. "Die vergangene Spielzeit war die bisher erfolgreichste in der Geschichte des TaS", sagen sie. 24.647 Zuschauer haben 246 Vorstellungen besucht (014/15: 22.292 in 237 Vorstellungen).

Sie nehmen den Erfolg als Bestätigung ihrer Spielplanmischung für Kinder und Erwachsene und ihres vor rund drei Jahren installierten Ansatzes, im Schauspiel die Grenzen von Theater und Kabarett aufzuweichen. "Wir haben heute ein Stammpublikum, das zu allem kommt", sagt Andrae hochzufrieden, sieht allerdings Haus und Team mit mittlerweile mehr als 15 Vorstellungen pro Inszenierung (im Kinderbereich noch erheblich mehr) an Kapazitätsgrenzen gekommen: "Mehr geht nicht."

So geht es in der neuen Spielzeit weiter, wie die alte aufgehört hat. Mit Stücken aus der Feder von Andrae (oder Jens Spörckmann, insgesamt fünf), einem Klassiker (von Henrik Ibsen), hausgemachten Kabarettformaten, Lesungen und natürlich mit dem Weihnachtsstück für Kinder sowie Wiederaufnahmen stark nachgefragter Produktionen aus der vergangenen Spielzeit. Dazu kommen noch diverse Gastspiele.

Eine "wilde Niederrhein-Komödie" von Jens Spörckmann macht den Anfang. "Jakobs Weg - Pilgern to go" ist ein Ritt durch Heimat-, Familien- und Glaubensgeschichte, zudem eine Koproduktion unter anderem mit dem Theater Freudenhaus in Essen und wird von Stefanie Otten inszeniert. Es ist die erste Regiearbeit von Otten, die aus der "Rathauskantine" bekannt ist (und ihr auch treu bleibt), und trägt das TaS-getreue Label "Theater meets Kabarett" (ab 10. September).

"Herbstfalter" ist der Name eines Ensemble im Ensemble, das sich aus Senioren zusammensetzt, aber für Andrae und Prang "viel mehr als nur ein theaterpädagogisches Projekt" ist. Sarah Binias wird mit der Gruppe ein selbstverfasstes Stück über die Bedeutung des Büdchens als "Ein Stück Heimat" einstudieren (ab 8. Oktober).

Der nächsten Produktion fehlt noch der richtige Titel, sagt Andrae, der sie auch schreibt: eine Gesellschaftskomödie mit live gespielter Musik von Beethoven. Der steht zusammen mit zwei Frauen im Fokus: Er will nach seiner Neunten auch die Zehnte schreiben und plagt sich zudem noch mit einer Dienstmagd und einer adligen Bewunderin herum. Bis diese beiden das Heft in die Hand nehmen (ab. 4. November).

Ibsens "Volksfeind" wird danach von Katja Lillih Leinenweber inszeniert. Mit einem Geschlechterwechsel - Badearzt und Bürgermeister werden von Frauen gespielt -, aber inhaltlich ganz Ibsen-konform, wie Andrae versichert (ab 3. Februar). "Der Ring des Nibelungen" ist die Vorlage für das Musik-Theater "Rheingold oder die Sehnsucht nach neuen Ufern", das Jasper Sand (alias Markus Andrae) gerade schreibt. "Flusslieder aus aller Welt" wird er in die Geschichte über einen Fährmann einbinden (ab 10. März). Letzte Eigenproduktion ist dann ein Stück von Jens Spörckmann, das den vorläufigen, gleichwohl programmtischen Titel "Eine Schweizerin am Niederrhein" trägt (ab April).

Dennis Palmen ist wieder für das Weihnachtsmärchen verantwortlich: Aus "Aladin und die Wunderlampe" macht er ein Stück für Kinder ab fünf Jahre (ab 20. November).

(hbm)
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