The Lords auf Abschiedstour in Neuss „The Lords“ mit Heimspiel im Hamtorkrug

Neuss · Nach kaum vorstellbaren 60 Jahren Bühnenpräsenz sagt die dienstälteste Rockband Deutschlands „Fare well“.

 Bei ihrer Abschiedstour räumen die Lords ab: Das war auch beim Konzert im Hamtorkrug nicht anders.

Bei ihrer Abschiedstour räumen die Lords ab: Das war auch beim Konzert im Hamtorkrug nicht anders.

Foto: Andreas Woitschützke

Alles hat ein Ende, sagt der Volksmund, auch wenn sich die Rolling Stones mit diesem Gedanken einfach nicht befassen wollen. Doch selbst die „Lindenstraße‑ ist endgültig abgedreht. Die für das nationale Fernsehen manchmal bahnbrechende Soap endet im März des nächsten Jahres. Kenner der Szene sprechen von zu wenig Zuschauerinteresse. Die Mitglieder der Lords, Deutschlands dienstältester Rockband, haben den finalen Entschluss aus ganz anderen Gründen gefasst, denn eine stattliche Fangemeinde haben sie immer noch. Doch so befinden sie sich seit Mitte des Jahres auf Abschiedstournee. „Fare well! Lebt wohl!“ ist ihr Motto. Denn ein Lord sagt doch nicht einfach nur „Tschüss!“

Klaus Peter „Leo“ Lietz, Josef „Jupp“ Bauer, Philippe Seminara und – für den leider erkrankten Bernd Zamulo – Roger Schüller sind die amtierenden Herrschaften, und von denen gibt es zwei Stunden lang ununterbrochene Power im Hamtorkrug gibt. „Wir spielen das durch, wollen keinen Spannungsabfall“, sagt Leo. Der Mann weiß eben, wovon er spricht. Bemerkenswert: Vor jedem Auftritt trifft man sich – wenn auch nur kurz - in den Proberäumen zum Feinschliff. „Wir haben auch heute natürlich alle Hits auf der Liste, aber einige neu einstudierte Stücke sind auch dabei. Das kommt gut an und es hat ja auch keinen Stillstand in der Bandgeschichte gegeben.“

Doch dass die Zeit rennt, erkennt auch er. „Im Jahre 1959 sind wir erstmals öffentlich erwähnt worden, es hat was von Entschleunigung, immer noch die Songs zu spielen.“ Und an der Rampe stehen, den Kontakt zum Publikum hautnah zu spüren, das ist – neben jeder Menge Spaß - eine, wenn nicht die Triebfeder. „Nächstes Jahr wird die Tour enden, dann kommen auch noch einige größere Hallen dazu und eine Fernsehshow“, sagt Leo abschließend. „Aber solche kleinen und feinen Heimspiele wie hier im nahezu ausverkauften ,Krug’ brauchen wir immer noch unbedingt.“

Das sehen die Fans übrigens genauso. Eng stehen sie vor der Bühne, frenetisch wird alles mitgesungen, was die Band anstimmt. „Poor Boy“, „Greensleeves“, „Have A Drink On Me“ und „Gloryland“, das kennt jeder. Es fällt dabei der kompakte und sensibel abgemischte Sound des Vortrages auf; gerade die Guten können auch leise.

Dann ist plötzlich Schluss, nur unwillig vom Publikum akzeptiert. Und „What Are We Waiting For“ (worauf warten wir noch?) war die wirklich letzte Zugabe. Ob Mick Jagger darauf wohl eine Antwort hat?

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