Neuss Technologiewechsel am Straßenrand

Neuss · In den 1950er Jahren wurde die Straßenbeleuchtung in Neuss von Gas auf Strom umgestellt. Jetzt, mehr als 60 Jahre später, ist ein neuer Technologiewechsel in vollem Gange.

Rund 18.800 Straßenlaternen erhellen derzeit Wege und Plätze in der Stadt. Ihre Zahl wächst ständig, denn mit jedem Neubaugebiet werden auch neue Straßen gebaut - und neue Laternen. Rein statistisch steht alle 30 Meter eine - und 2165 von ihnen werden mit LEDs betrieben. Das entspricht einer Quote von 11,5 Prozent, wie das städtische Tiefbaumanagement jetzt für den Bauausschuss ermittelt hat. Der hat das Thema am Dienstag auf der Tagesordnung.

Die Stadtverwaltung wollte erst nicht viel von LEDs wissen. Erst ein störungsfrei verlaufener sechsmonatiger Langzeittest an der Friedrichstraße zeigte im Jahr 2010, dass Beleuchtungsstärke und Gleichmäßigkeit der Ausleuchtung den Anforderungen auch an Hauptverkehrsstraßen entsprechen. Dass die LEDs in Sachen Energieeffizienz nicht zu schlagen sind, war schon vorher Gewissheit, wurde aber durch den Test noch einmal untermauert.

Seit fünf Jahren wird nun umgerüstet. Die Quecksilberdampf-Hochdruckleuchten, längst als ineffizienter Kostentreiber entlarvt, sind inzwischen fast gänzlich verschwunden. Standard sind derzeit noch Natriumdampf-Hochdruckleuchten mit Anschlussleistungen zwischen 70 und 100 Watt. Vor 60 Jahren galten sie im Vergleich mit den Gasfunzeln als Energiewunder und schlugen diese bei der Lichtausbeute pro eingesetztem Watt Energie mit 113:2,8. Jetzt sind sie selbst technisch überholt. "Diese Leuchten sind aufgrund ihres Alters bereits abgeschrieben und bieten das höchste Energie-Einsparpotenzial", fasst Johannes Steinhauer in seinem Bericht an den Ausschuss zusammen.

Neuanlagen werden konsequent für LED-Technik ausgeschrieben, alte Lampen nach und nach ersetzt. Die Quote liegt derzeit bei drei Prozent - also etwa 550 Lampen jährlich. Dafür stehen laut Wirtschaftsplan 150.000 Euro zur Verfügung - plus der Beträge, die nach Verkehrsunfällen mit "Laternenbeteiligung" von den Versicherungen zu erstatten sind.

Die Energieeinsparung der LEDs liegt im Vergleich zur bisherigen Technik bei gut 56 Prozent. Doch wird dieser Effekt zu einem Teil von den höheren Anschaffungs- und Wartungskosten aufgezehrt. Das hält gerade Kommunen mit einer klammen Haushaltslage davon ab, die ökonomisch eigentlich sinnvolle Umstellung anzugehen, stellte die Energie-Agentur NRW unlängst fest.

In Straßenlaternen hielten die Dioden erst seit 2012 Einzug, in Ampelanlagen werden sie schon seit 2005 verbaut. Grund: Der Streukegel des Lichts, der bei Dioden kleiner ist als bei Birnen und deswegen weniger Fläche ausleuchtet, ist für Ampeln nicht so sehr von Belang. Wenn im Stadtgebiet das Signal von Rot auf Gelb oder Grün wechselt, stecken daher schon jetzt in 48 Prozent der Fälle LED-Birnchen dahinter.

Für die Umrüstung der Lichttechnik an Ampeln stehen dem städtischen Tiefbaumanagement jährlich 200.000 Euro zur Verfügung. Das erlaubt in diesem Jahr nach Steinhauers Bericht, die Ampeln an den Kreuzungen Gladbacher Straße/Venloer Straße, Drususallee/Breite Straße, sowie Weberstraße/Eichendorffstraße klimaverträglicher zu machen. Wo Ampeln im Zuge von Baumaßnahmen erneuert werden, ist das ohnehin gefordert.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort