Neuss Technisch versiert und exakt im Spiel

Neuss · Die Schwestern So-Young Kim (Violine) und So-Jin Kim (Klavier) bei den Acoustic Concerts.

Wenn die "Acoustic Concerts" das intime Ambiente des Kulturkellers verlassen und in den Pauline Sels-Saal des Romaeum ausweichen, dann muss die Kartennachfrage recht hoch sein.

Das war auch so beim Konzert der Schwestern So-Young Kim (Violine) und So-Jin Kim (Klavier). Beide Künstlerinnen erhielten den Kunstförderpreis, So-Young, die ältere, 1998, und So-Jin im Jahre 2002. Beide haben bereits eine erstaunliche Karriere nach ihren Konzertexamen absolviert. So-Jin hat unter anderem einen Lehrauftrag an der Hochschule für Musik und Theater in München, So-Young arbeitet ebenfalls in München an der Bayerischen Staatsoper. Für ihr Neusser Konzert hatten beide ein anspruchsvolles Programm verabredet. Johann Sebastian Bachs sechs Sonaten für konzertierendes Cembalo und Violine sind eine Pionierleistung und direkte Vorläufer für Mozarts und Beethovens Violinsonaten. Im Pauline Sels-Saal spielten die Geschwister die Nr. 4 c-Moll. Nun spielte So-Jin Kim auf einem Flügel und gab sich viel Mühe, in ihrem Spiel das Cembalo im Anschlag zu imitieren. Das aber führte zu einem klanglichen Übergewicht des Klavierspiels, zumal der Flügel weit geöffnet war. Vor allen Dingen im "Adagio" verwischten die Grenzen im eigentlich gleichberechtigten Miteinander.

Gleichwohl blieben technisches Vermögen und Exaktheit bewundernswert. Weitaus besser harmonierten beide Instrumente bei Ravels "Sonate für Violine und Klavier", in der im zweiten Satz "Blues" Ravels Beschäftigung mit dem Jazz anklingt, die er im Finale, einem brillanten "Perpetuum mobile" wieder aufnimmt.

Vor allem für die Violine ist die "Fantasie für Klavier und Violine C-Dur" von Franz Schubert ein virtuoses Lehrstück. Die Interpretation gelang sehr stimmungsvoll, besonders in den "Andantino"-Variationen, denen ein Schubert-Lied als Vorlage dient. So-Young Kim und ihrer Schwester So-Jin ist auch zu danken, dass sie in ihr Programm ein Werk aufnahmen, das fast vergessen ist. Der österreichische Komponist und Pianist Erich Wolfgang Korngold (1897-1957) ist vor allem durch seine mit zwei Oscars prämierte Filmmusik bekannt geworden, hat aber auch wichtige Opern, Orchester- und Kammermusik geschrieben. Seine Stücke zu Shakespeares "Viel Lärm um Nichts" für Violine und Klavier sind eine schöne Entdeckung. "Mädchen im Brautgemach" spielten die beiden derart virtuos und forsch auf - da muss die Braut wohl "Nein!" gesagt haben.

(Nima)
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