Neuss Taufe mit Gillbachwasser aus der Plastik-Gießkanne

Neuss · Am Müllekolk wurden aus Zugezogenen echte Weckhovener gemacht. Die Idee hatte der Heimatverein für seine Kulturwochen.

 Martin Kluth (l.) ließ sich gestern von Zeremonienmeister Günther Landschein mit Gillbachwasser taufen. Herbert Kühn (mit Kamera) verzichtete.

Martin Kluth (l.) ließ sich gestern von Zeremonienmeister Günther Landschein mit Gillbachwasser taufen. Herbert Kühn (mit Kamera) verzichtete.

Foto: woi

Endlich gehört sie dazu: Helga Kühn lebt zwar schon seit 48 Jahren in Weckhoven, doch erst gestern erhielt sie die "Lizenz zum Einmischen" - die Urkunde ihrer "Gillbachtaufe." Als erster Täufling überhaupt. Mit dieser ersten Gillbachtaufe am Müllekolk machte der Heimatverein aus einem Dutzend Zugezogener echte Weckhovener, wie Martin Kluth betonte, der - obwohl unbestritten ein Ureinwohner des Ortes - auch selbst das Haupt vor Zeremonienmeister Günther Landschein zur Taufzeremonie beugte. Sicher ist sicher.

Die Idee zur ersten "Gillbachtaufe" markiert einen Höhepunkt zur Halbzeit der "Weckhovener Kulturwochen". Die ziehen sich tatsächlich in diesem Jahr über 20 Tage hin und zeichnen nicht nur das Bild eines lebendigen Ortes, sondern auch eines vitalen Heimatvereins. Der feiert am Freitag mit Gästen in der Gaststätte "Alte Post" sein 20-jähriges Bestehen und auch so etwas wie eine Wiedergeburt. "Vor einem Jahr lag der Verein am Boden", sagt Kluth und ergänzt in Richtung von Heinz Hick. "Dann kam er."

Hick hielt als neuer Vorsitzender den verbliebenen Vorstand bei der Stange und gilt auch als einer der Architekten der Kulturwochen. Er entwarf aber auch den Aufgabenkatalog für eine Schnitzeljagd, bei der jeder Teilnehmer seine Antwort auf die Frage finden kann und muss: "Kennen Sie Weckhoven?" Das auf zwei Seiten präsentierte Bilderrätsel, bei dem 24 Bildern Orte zugewiesen werden müssen, "ist ein Renner" freut sich Hick. "Ganze Klassen von der Kyburgschule ziehen damit auf Entdeckungstour", sagt er. Zum Finale der Kulturwochen am 20. Mai will er die Sieger in der Gaststätte "Partytur" auszeichnen, bevor die Band "Muckefuck" und die "Erftmusikanten" zum Abschlussfest aufspielen.

Bis es so weit ist, freut sich Norbert Broich, der stellvertretende Geschäftsführer des Heimatvereins, noch auf drei besondere Veranstaltungen. Am Samstag, 13. Mai, gibt die Coverband "Just4Fun" ab 20 Uhr ein Rockkonzert in der "Partytur", zu dem es noch Eintrittskarten gebe. Ganz andere Klänge sind tags drauf im Festsaal des Griechischen Zentrums am Lindenplatz zu hören, wo um 18 Uhr ein Salonmusikabend beginnt. Dirk Zander will dabei am Klavier unterschiedliche Interpreten begleiten, wenn diese Lieder aus den 1920er- bis 1970er-Jahren vortragen. Sind diese Konzerte schon besonders, so gilt eine andere Veranstaltung sogar als einmalig, sagt Broich: Die Maiandacht in Mundart, die die Mundartgruppe des Heimatvereins am Samstag (13.) ab 17 Uhr in der St.-Paulus-Kirche unter dem Motto "Mer senge und bedde op Platt" präsentiert. Diese rheinische Maiandacht, ergänzt Martin Kluth, "gibt es nur alle vier Jahre".

Noch nie allerdings gab es die Gillbachtaufe. Und damit der Zeremonienmeister mit seinem Gießkännchen am Stauwehr der Erprather Mühle, wo sich der Gillbach in die Erft ergießt, am Ende nicht alleine blieb, lud der Verein vorher zur Besichtigung der Firma Brata ein. Die war nämlich schnell ausverkauft. Auch Herbert Kühn machte die Führung mit, verzichtete aber auf die Taufe. Er wuchs nämlich an diesem Müllekolk, der der Karnevalsgesellschaft im Ort den Namen gab, auf. "Mit diesem Wasser wurde ich schon viel zu oft ,getauft'."

(-nau)
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