Neusser Projekt in Corona-Zeiten Tanzraum verfilmt seine Rattenfänger-Produktion

Neuss · In Corona-Zeiten war eine Wiederaufnahme des Tanzstücks nicht möglich. Doch es wurde eine digitale Alternative gefunden. Und vielleicht kann das Ensemble mit dem Ergebnis noch landesweit für Aufsehen sorgen.

 In den vergangenen Wochen wurde der Innenhof des Tanzraum Neuss zum Filmset. 

In den vergangenen Wochen wurde der Innenhof des Tanzraum Neuss zum Filmset. 

Foto: Tanzraum Neuss/Andrea Rossmanith

 Die letzten Szenen sind im Kasten, nun wird das Videomaterial gesichtet, muss geschnitten und bearbeitet werden: In den vergangenen Monaten hat sich der Tanzraum Neuss eines besonderen Projekts angenommen und sein Stück „Der Rattenfänger“ verfilmt.

Frei nach der bekannten Sage der Gebrüder Grimm hat die Schulleiterin Susanne Cistecky daraus ein Spiel-Musik-Tanzstück gemacht. Darin geht es nicht nur um eine Rattenplage und einen Pfeiffer, dem sowohl die Ratten als auch Kinder nachlaufen. Der Tanz, aber auch Gesang und Spiel, erzählen von einer Welt, in der das Netz alles und alle gefangen nimmt. „Vor allem die Kinder leiden unter dem Verlust an Menschlichkeit, Realität und Farbigkeit – symbolisiert durch die bunten Bälle der Kinder“, erzählt Cistecky, „die Tanzbewegungen  kontrastieren in ausdrucksstarken Bildern, welche Welten hier aufeinander treffen.“

Vor sieben Jahren wurde das Stück im Rahmen der Kindertheaterreihe im Rheinischen Landestheater aufgeführt.  Durch die Corona-Pandemie war eine Wiederaufnahme zunächst nicht möglich, und so suchte der Tanzraum nach Alternativen, die sich auch unter Corona-Maßnahmen umsetzen lassen. Schnell entstand die Idee für ein Filmprojekt, das  zunächst online einstudiert wird. Dass es realisiert werden konnte, liegt zum einen an einem Antrag auf Zuschussförderung, den Tanzpädagogin Jennifer Döring bei der „Impulsförderung Dis-Tanz-Impuls“ stellte. Jene Förderung unterstützt Tanzschulen und Tanzpädagogen in kulturellen Einrichtungen – ein Ziel dabei ist es, die Akteure zu stärken und innovative Modelle für die gesamte Tanzszene entstehen zu lassen. „Anfang 2021 kam die Zusage vom Dachverband Tanz für das Projekt“, sagt Cistecky. „Und dann gab auch das Kulturamt der Stadt Neuss noch seine Zustimmung auf die Anfrage zur Unterstützung des Projektes.

Dann konnte es losgehen: Susanne Cistecky und Jennifer Döring entwarfen für die 40 Teilnehmerinnen ein umfassendes Online-Tanztraining: Die zehn bis 18-Jährigen lernten nach und nach per Zoom die vorgegebenen Tanzsequenzen, erfuhren allerhand über die Besonderheiten des Mediums Film und konnten mit dem professionellen Tanz- und Filmkünstler Michael Maurissens einen Online-Filmworkshop besuchen. Auch wenn die Online-Proben einige Herausforderungen mit sich brachten – so war es für die Tanzlehrerinnen beispielsweise schwierig, Bewegungen aus der Ferne zu korrigieren – blieb die Motivation erhalten. Und bei der ersten Präsenzstunde unter freiem Himmel  war es so, als wenn nie etwas gewesen wäre, erinnert sich Susanne Cistecky. In den Wochen vor und nach den Sommerferien konnten die Szenen nach und nach abgedreht werden. Nun warten die jungen Tänzerinnen gespannt auf das Ergebnis. Sobald der Film fertig ist, wird er auf der Seite des Tanzraum Neuss veröffentlicht. Auch dem Dachverband Tanz als Förderer des Projekts wird er zur Verfügung gestellt. „Weiterhin ist geplant, den Film bei „Dynamo 2021“, einer jungen Tanzplattform in NRW, einzureichen“, erzählt Cistecky.

(ubg)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort