Neuss Tambourkorps sorgt für Gleichschritt

Neuss · Kleine und große Trommeln, Lyren und viele kleine Flöten: Jedes Schützenfest lebt von klangvollen Tambourkorps. Ein Blick in die Geschichte dieser Musikzüge und ihre vier Abteilungen offenbart neben deutschen und französischen Einflüssen auch türkische Wurzeln.

So spielt das Tambourcorps Quirinusklänge
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So spielt das Tambourcorps Quirinusklänge

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Ihr heiliger Namensgeber ist zugleich ständiger Zuhörer: Am Fuße von St. Quirin proben die Musiker des "Tambourcorps Quirinusklänge" für ihre Auftritte. Sie spielen auf fünf Schützenfesten in der Region, begleiten die Prinzengarde Krefeld im Karneval. Ihr Repertoire umfasst mehr als nur klassische Marschmusik. Bei den Schützen sind sie Garant für den Gleichschritt und das echte Kirmes-Feeling. Doch was macht das Spiel mit Trommel und Flöt' aus? Ein Blick in Geschichte und Funktion der Register eines Tambourkorps:

Die Tambouren Sie geben den Tambourkorps ihren Namen und offenbaren französische Einflüsse: Tambour heißt kleine Trommel. Mit schnellen Trommelschlägen und langen Wirbeln begleitet sie die Hornisten und Lyren. Ihr Spiel ist dabei immer eng an deren Melodie angelehnt. Die besondere Herausforderung für jedes Tambourkorps: das genau aufeinander abgestimmte, gleichmäßige Trommeln vieler Musiker. Liegt nur ein Einzelner knapp daneben, ist das einheitliche Klangbild zerstört.

Die Hornisten Sie sind das Herzstück eines Tambourkorps, doch der Name verwirrt. Denn Hörner findet man heute kaum in den Reihen der Spielleute. Im Mittelalter war das anders. Mit Signalhörnern, Trompeten und Flöten gaben sie Signale im Gefecht. Geblieben ist nur die klappenlose Flöte, die nun weit mehr spielt als einfache Signale. Sie ist das tonangebende Melodieinstrument. Was im Musikverein auf verschiedene Instrumente verteilt ist, verschmilzt bei den Hornisten eines Tambourkorps zu einer einheitlichen Stimme. Hoch und strahlend, aber einfach.

Die Lyren Sie ist das "jüngste" Instrument im Spielmannszug: die Lyra. Den Namen verdankt sie ihrer Ähnlichkeit mit der griechischen Lyra, der Leier. Sie ist eine Weiterentwicklung des klassischen Glockenspiels. Ihr Klang ist glasklar und hoch. Er gibt Orientierung für die vielen Hornisten in ihrer Melodieführung und bietet zugleich die Möglichkeit für kleinere Nebenmelodien.

Das Schlagwerk Anders als bei einer Musikkapelle umfasst das Schlagwerk im Tambourkorps nur Becken und Basstrommel. Ein Register mit Migrationshintergrund.

Im Zuge der Türkenkriege kam osmanische Militärmusik nach Österreich: die Janitscharenmusik. Ihr auf Rhythmik bedachtes Spiel inspirierte die Europäer. Man übernahm Basstrommel und Becken in die eigenen Musikzüge und sprach in diesem Zusammenhang gerne von der "türkischen Abteilung" eines Klangkörpers. Vor allem die Basstrommel, die bei Umzügen und Paraden immer ganz hinten zu finden ist, ist für klare rhythmische Ansagen verantwortlich. Beim "Tambourcorps Quirinusklänge" nimmt man deshalb gleich zwei davon mit auf die Straße. So findet auch der unmusikalischste Schütze schnell das richtige Schritttempo.

(NGZ)
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