Neuss Talk über die Freiheit der Meinung

Neuss · Auf Einladung der Grünen wurde über das Thema in der Alten Post diskutiert.

 Harry Heib, Chris Beerbom, Andreas Vollmert, Ludger Baten und Oliver Keymis (v. l.) im Gespräch.

Harry Heib, Chris Beerbom, Andreas Vollmert, Ludger Baten und Oliver Keymis (v. l.) im Gespräch.

Foto: SALZ

Mit einer Saftpresse machte Kabarettist Harry Heib deutlich, warum Deutschland es im Ranking zur Pressefreiheit der Reporter ohne Grenzen nicht unter die besten Zehn geschafft hat. Ausgequetscht werden die Reporter - und der Saft, den sie produzieren, wird so lange gefiltert und gesüßt, bis er Verlegern und dem Publikum schmeckt. Gepanschte Informationen - abhängig vom Preis und nicht der Qualität. Die Einlage dient der Eröffnung der Diskussionsrunde über das Recht auf Meinungs-, Presse und Versammlungsfreiheit, an der auf Einladung des Stadtverbands Bündnis 90/Die Grünen Neuss Vertreter aus Kultur, Presse und Politik im Café Alte Post teilnahmen.

Mit Chris Beerbom vom Freundeskreis Deniz Yücel, Ludger Baten, Redaktionsleiter der NGZ, Oliver Keymis, MdL Bündnis 90/Die Grünen und Vizepräsident des Landtags NRW, sowie Entertainer Harry Heib war die Runde zur Diskussion mit Moderator Andreas Vollmert vielseitig besetzt. Dass es um diese Rechte in anderen Ländern, wie zum Beispiel der Türkei, noch viel schlechter als in Deutschland bestellt ist, weiß Beerbom. Sie ist Mitglied des Freundeskreises Deniz Yücel - "Free Deniz". Die Initiative protestiert bereits seit Februar mit verschiedenen Aktionen gegen die Inhaftierung des Journalisten Yücel in der Türkei. Im Gefängnis gehe es ihm den Umständen entsprechend gut. Baten nennt die Einreise von Berichterstattern in die Türkei ein "unkalkulierbares Risiko".

Auch für den "normalen Bürger" sollte eine Reisewarnung ausgesprochen werden, fand Oliver Keymis von den Grünen. Seiner Meinung nach seien wirtschaftliche Sanktionen, also auch Tourismuseinbußen, die einzige Sprache, die der türkische Staatspräsident Recep Erdogan verstünde. Eine Zuhörerin aus dem Publikum gab zu Bedenken, dass die Meinungsfreiheit aber auch ausgenutzt werden könne. "In einer Demokratie müssen wir auch Meinungen anderer aushalten können", sagte Keymis. Immer unter der Prämisse, dass keine rechtlichen Grenzen überschritten werden.

Und damit ist er auch schon bei dem Beitrag, den jeder einzelne für die Meinungs- und Pressefreiheit leisten kann: Mut zur Auseinandersetzung mit Meinungen, die nicht den eigenen entsprechen. Ein angemessenes Entgelt für unabhängig recherchierten Qualitätsjournalismus, regte Baten an.

(NGZ)
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