Innenstadt-Entwicklung in Neuss : „Die City braucht ein Alleinstellungsmerkmal“
Neuss Beim „Talk am Pegel“ mit NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) ging es um die Innenstadt der Zukunft und die Frage, wie diese lebendig bleibt.
Es war ein Stück weit wegweisend und leitete direkt ins Thema: Corona-bedingt fand die Veranstaltungsreihe „Talk am Pegel“ am Dienstagabend als digitales Format statt. Und die Digitalisierung, die im Zuge der Corona-Pandemie einen mächtigen Schub bekommen hat, ist auch eine der großen Herausforderungen für die City. Als Hauptrednerin zum Thema „Innenstadt der Zukunft“ hatte der Neusser Landtagsabgeordnete Jörg Geerlings die NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) ins Boot geholt. Sie gab bei „Talk am Pegel“ zu verstehen, dass die Innenstadt ein Alleinstellungsmerkmal brauche. Und sie sagte weitere Förderungen zu mit dem Ziel, die Innenstädte attraktiver zu machen.
Die Zentren hatten es vor der Pandemie schon schwer. Zuletzt hatte sich die Lage wegen Corona weiter verschärft. Jan Kaiser, Geschäftsführer des Handelsverbands Nordrhein-Westfalen, erklärte, dass es 2021 Profiteure und Verlierer gegeben habe. „Profitiert haben der Lebensmittelhandel, Fahrräder waren ausverkauft und Wohnungseinrichtungen verkauften sich gut.“ Einer der größten Verlierer sei der stationäre Textileinzelhandel mit Umsatzeinbußen bis zu mehr als 60 Prozent, während der Online-Handel zulegen konnte. Das Weihnachtsgeschäft habe die Erwartungen nicht erfüllen können. „Vor allem der Handel in Nebenlagen bricht weg“, erklärte Kaiser. Er verlangt eine Verstetigung der Förderung von Innenstädten, wünscht sich ein flexibleres Baurecht. Innenstädte müssten sauber und sicher sein, mit öffentlichen Verkehrsmitteln, aber auch mit dem Auto gut zu erreichen sein.
Gastwirt Michael Bott sprach für seine Zunft: „Ich bin zwar schon seit drei Jahren in Rente, teile aber die Sorgen und Nöte der Kollegen.“ Sein Credo: „Gastronomie belebt die Innenstädte.“ Die dauernd wechselnden Vorschriften im Zusammenhang mit der Pandemie verunsicherten sowohl Gäste als auch Gastwirte. Die Außenterrassen hätten in Zeiten von Corona an Bedeutung immens gewonnen – Bott warb für längere Öffnungszeiten.
Ina Scharrenbach hat das Problem erkannt: „Der Handel, die Gastronomie und die Hotellerie leiden derzeit besonders.“ Bereits 2018 habe die Landesregierung Zuschüsse für die Innenstadtentwicklung beschlossen. „Die Innenstadtentwicklung wurde 2020 mit richtig viel Geld unterlegt“, gab die Ministerin zu verstehen. Diese Mittel sollen unter anderem hohen Leerständen entgegenwirken, weil leere Geschäftsräume schnell mit einer Verwahrlosung einhergehen können.
Eine wesentliche Frage sei, was die Innenstadt einzigartig mache. Scharrenbach verglich die Innenstadt mit einem Orchester: „Sie merken genau, wenn ein Instrument fehlt.“ Dann sei nicht die Melodie zu hören, die dazu führe, dass die Menschen die Innenstadt annehmen. Die Umwandlung der Sebastianusstraße in eine Fußgängerzone macht sie neugierig: „Ich bin gespannt auf Ihre Rückspiegelung.“ Die Stadt Neuss wird weitere 180.000 Euro für die Innenstadt bekommen: Das Geld wird für 51 mobile Stadtbäume, Möblierungselemente und Kunst wie Wandmalereien verwendet.