Neuss Tag der Hochformate

Neuss · Neuss 26. April 2006 - Tag der Hochformate. Denn nur wer die Kamera hochkant stellte, konnte am Mittwoch im Quirinus-Münster das Standbild des Stadtpatrons in voller Größe fotografieren. Und das wollten viele, viele, viele.

 „Magnetischer“ Heiliger: Der Andrang der Neusser war groß, die gestern dem Standbild des Heiligen Quirinus ins Auge schauen wollten.

„Magnetischer“ Heiliger: Der Andrang der Neusser war groß, die gestern dem Standbild des Heiligen Quirinus ins Auge schauen wollten.

Foto: NGZ

"Dass der noch nicht wegfotografiert ist!", wunderte sich Kaplan Marcus Bussemer, der kurz vor Mittag als Wache am restaurierten Heiligen eingeteilt war. Doch das Standbild zeigte sich ungerührt angesichts des großen Andrangs und im Blitzlichtgewitter auch keinerlei Abnutzungserscheinungen. Ein stiller Star.

"Umzug" im Internet verfolgen

Am 5. Oktober musste das Standbild von der Kuppel gehoben werden. Sieben Monate wurde es restauriert, heute früh hebt es ein Kran auf seinen angestammten Platz zurück. Ein Ereignis, das auch mitverfolgen kann, wer nicht auf Münsterplatz oder Freithof steht.

Dafür sorgt die Stadt Neuss mit ihrer Webcam auf dem Rathaus, die ab 9 Uhr Bilder vom "Höhenflug" des Heiligen im Internet verbreitet. Dazu ist auf der Seite www.neuss.de "webcams" in der Servicebox anzuwählen.

Gestern löste die Quirinus-Pfarre erst einmal das vor Monaten gegebene Versprechen ein, jeder Neusser könne dem Heiligen (beinahe) auf Augenhöhe begegnen und diesen fotografieren. Ein einmaliges Angebot, denn eine ähnliche Chance wird sich wohl erst wieder in Jahrzehnten bieten. Ist das Quirinus-Standbild nämlich wieder auf der Kuppel, können nur noch wenige Ausgewählte den Weg zu ihm antreten. Voraussetzung: Schwindelfreiheit.

Anton Mertens von der Friedrichstraße erfüllt diese Bedingung nicht, auch wenn er sich als Messdiener in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts öfter - und heimlich - Zugang zur Kuppel verschaffen konnte. Die letzten Meter hinauf führte nur eine schmale Stiege, erinnert er sich. "Da hat die Meisten der Mut verlassen." Für Mertens, der immer in der Altstadt lebte, ist Quirinus Teil seines Heimatbildes. Deshalb will er heute auch wieder Zaungast sein, wenn Quirinus auf die Kuppel zurückkehrt.

Viele Neusser kamen gestern einfach nur zum Schauen und Staunen, andere trieb ein echtes Anliegen in das Münster. Josef Brinker, Neusser Schützenkönig im Jahr 2002/2003, wollte sich zwar nachträglich, dafür aber Aug' in Auge für das schöne Wetter zur Parade zu danken. Und Schwester Maria Goretti von den Neusser Augustinerinnen hatte sich auf das Fahrrad geschwungen, um Grüße zu bestellen. Von ihrer älteren Mitschwester Innozenza aus der Neusser Familie Flecken.

Für viele war der Besuch im Münster Teil des Heimatkunde-Unterrichtes. Kinder aus den Innenstadtschulen pilgerten in Klassenstärke zum Münster. Und als sie Schulschluss hatten, schlossen sich Menschen wie Peter Rost von der Volksbank Düsseldorf/Neuss an, die ihre Mittagspause (ausnahmsweise) zum Kirchgang benutzten.

"Welche Bedeutung dieser Heilige für die Neusser hat, höre ich immer wieder aus Gesprächen mit meinen Kunden heraus", erklärte der Firmenkundenbetreuer, der selbst ortsfremd ist, morgens aus Nettetal einpendelt. "Jetzt kann ich mitreden."

Trotz Steckbrief viele Fragen

Ein "Steckbrief" an der Tür des Nordportals gab Auskunft über die stattlichen Maße des Standbildes: Höhe: 3,60 Meter, Gewicht des Standbildes: 600 Kilo, Gestellinschrift als Hinweis auf das Jahr der Anfertigung: 1742. Basisdaten, die die eingeteilten Wachen allerdings nicht vor einem Bombardement mit Fragen bewahrten. Denn die Schuhgröße war vergessen worden.

Auf viele wie Rosi Lindner übte das Standbild eine besondere Anziehungskraft aus. "Phantastisch anzusehen", fand sie den Heiligen, den sie einfach berühren musste. Das sollte aber konnte eine Absperrung nicht verhindern. Die hätte man sowieso weglassen sollen, befand Wilfried Riepe aus Rosellen, der am Mittwoch etliche bekannte vor dem Heiligen ablichten sollte.

Dr. Peter Hommers suchte am Mittwoch an der Lanze des Standbildes vergeblich die Fahne, die vor mehr als einem Jahr entfernt und inzwischen mit Hilfe der Schötzejeselle vergoldet werden konnte. Heute wird er sie dabei haben.

Info Der Heilige Quirinus ist heute auch Thema einer Führung, zu der das Clemens-Sels-Museum ab 15.30 Uhr im Rahmen seiner Reihe Museumsatelier einlädt. Im Museum an der Oberstraße werden die Geschichte des Quirinus-Kultes erläutert und die Besonderheiten des 1597 entstandenen Quirinusschreins erklärt, der als Leihgabe der Quirinus-Pfarre gehütet wird. Der Patronatstag des Heiligen wird am Sonntag, 30. April gefeiert.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort