Neuss Tafel zieht ins Barbaraviertel

Neuss · Die Neusser Tafel fasst ihre Einrichtungen an der Düsseldorfer Straße zusammen und etabliert sich damit in einem sozial problematischen Stadtteil. Angebote für Kinder und Jugendliche sollen einen neuen Schwerpunkt bilden.

 Im Haus Düsseldorfer Straße 60 war zuletzt ein Verkauf von Autoteilen angesiedelt. Jetzt will Rebecca Schuh mit der von ihr vor 15 Jahren mitgegründeten Neusser Tafel dort eine neue Heimat finden.

Im Haus Düsseldorfer Straße 60 war zuletzt ein Verkauf von Autoteilen angesiedelt. Jetzt will Rebecca Schuh mit der von ihr vor 15 Jahren mitgegründeten Neusser Tafel dort eine neue Heimat finden.

Foto: A. Woitschützke

Jeder dritte Haushalt im Barbaraviertel lebt von Sozialhilfe, der Anteil alter Menschen, die eine Grundsicherung beziehen, ist dreimal höher als im Durchschnitt der Stadt, und in keinem Stadtteil ist der Anteil überschuldeter Verbraucher größer. Problematische Zahlen, doch Tafel-Chefin Rebecca Schuh sagt: "Da sind wir richtig." Deshalb verlagert die Neusser Tafel all ihre Einrichtungen in diesen problematischen Ortsteil. Neue Adresse ist Düsseldorfer Straße 60.

Mit diesem Umzug erreicht die Tafel ein Ziel, das sie seit ihrer Gründung vor 15 Jahren verfolgt: Sie zieht all ihrer Einrichtungen und Dienste an einem Standort zusammen. Das geschieht in drei Schritten. Als letzte Anlaufstelle wird der Laden, in dem Lebensmittel an Bedürftige abgegeben werden, ins Barbaraviertel verlegt. Das "Weihnachtsgeschäft" und sie Aktion Spendenpakete für die Festtage will das Team um Rebecca Schuh noch über den Laden an der Rheinstraße abwickeln.

Hubert Esser, direkt gewählter Stadtverordneter im Barbaraviertel, begrüßt diese Entwicklung. "Es ist gut, dass in dem Viertel wieder etwas in Gang kommt", sagt der SPD-Mann, der die Probleme des Quartiers kennt: "Fast keine Läden mehr, noch immer kein Jugendzentrum — und die Schule sollte schon zweimal geschlossen werden." Das, so Esser, wäre der Anfang vom Ende des Barbaraviertels, dessen Bevölkerungszahl - so hält auch der Sozialbericht der Stadt fest — seit 1999 ohnehin rückläufig ist.

Das Barbaraviertel ist bei alledem von seiner Bevölkerungsstruktur her aber auch ein junger Stadtteil. Und das lässt bei den Tafelverantwortlichen die Ideen sprießen. "Wir wollen uns auf die Kinder- und Jugendarbeit stürzen", berichtet Schuh, die dazu den Schulterschluss mit Schule und Kindergarten suchen und die Angebote der Kindertafel weiterentwickeln will.

Schuh: "Wir wollen dazu auch die Eltern einbinden." Schuh kann sich vorstellen, dass das Angebot der Kindertafel im Barbaraviertel noch dringender benötigt wird als am Meererhof. "Wir haben zu spät erkannt, dass das der falsche Standort ist", sagt die Vorsitzende der Neusser Tafel mit Blick auf die von allen Passanten einsehbare Einrichtung. Diese Öffentlichkeit schrecke viele Kinder ab, ist sie überzeugt.

Während Laden, Kindertafel, Lager und Büro zur Düsseldorfer Straße umziehen, gibt es für die Begegnungsstätte 50plus dort keine Zukunft. Dieser derzeit an der Erftstraße beheimatete Treff wird geschlossen. "Es kommen keine Leute nach, wir dümpeln da mit zehn bis zwölf regelmäßigen Besuchern herum", sagt Schuh.

Aber sie schließt nicht aus, dass im Barbaraviertel ein solcher Treff für die älteren Bewohner Sinn macht und wieder eingerichtet werden kann. Denn die von der Kirche eingerichtete Altenstube sei ja auch schon seit langer Zeit zu.

(NGZ)
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