Neuss Sturm "Niklas" fegt auch durch Neuss

Neuss · Entwurzelte Bäume, ein beinahe abhebender Lkw auf der Autobahn 46, aber bis zum Abend keine Verletzten - das ist die vorläufige Bilanz nach dem Orkan gestern in Neuss. Der für heute geplante Krammarkt wurde vorsorglich abgesagt.

Düsseldorf/ Neuss: Lastwagen-Anhänger drohte umzukippen
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Düsseldorf/ Neuss: Lastwagen-Anhänger drohte umzukippen

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Stefan Krauthoff traute seinen Augen kaum, als er gestern Morgen als Beifahrer eines Transporters über die Autobahn 46 fuhr. Der Anhänger eines polnischen Lastwagens vor ihm stand auf zwei Rädern, der Sturm rüttelte heftig an den Planen, und nur weil weitere Lastwagenfahrer halfen, den Anhänger mit Gurten zu fixieren, hob das Gefährt nicht ab. Grund war das Sturmtief "Niklas", das gestern über Nordrhein-Westfalen hinwegfegte und auch im Rhein-Kreis Neuss für eine Vielzahl an Einsätzen sorgte.

Der Zwischenfall mit dem Lkw-Anhänger auf der Fleher Brücke war einer der spektakulärsten im Rhein-Kreis. Die Polizei sperrte die Brücke zunächst komplett, dann wurde ein Fahrstreifen wieder freigegeben. "Die Bergungsarbeiten waren kompliziert. Um 12.30 Uhr war der Lastwagen abtransportiert und die Strecke wieder frei", sagt Polizeisprecherin Susanne Heusgen.

 Im Neusser Hauptbahnhof sorgte der ab 11 Uhr eingestellte Zugverkehr für Verunsicherung bei Fahrgästen.

Im Neusser Hauptbahnhof sorgte der ab 11 Uhr eingestellte Zugverkehr für Verunsicherung bei Fahrgästen.

Foto: Woi

Die Neusser Polizei wurden bis zum Nachmittag zu etwa 50 sturmbedingten Einsätzen gerufen. Die Feuerwehr registrierte bis zum Nachmittag kreisweit 49 Einsätze. Die Kräfte wurden auch danach immer wieder alarmiert, Verletzte gab es bis zum Abend den offiziellen Angaben zufolge aber nicht. Meist waren umgestürzte Bauzäune, Verkehrsschilder und entwurzelte Bäume der Grund. Der Sachschaden hielt sich aber in Grenzen. Die Eichendorfstraße in Neuss musste am Mittag wegen herabstürzender Dachziegel für etwa 15 Minuten gesperrt werden. Auf der Rheydter Straße sicherte die Polizei einen Pavillon, und an der Kölner Straße einen Wohnwagen. An der Loerickstraße stürzte ein Baum in einen Wintergarten. Schlimmer war's im Stadtgarten. Rund um den Eierdieb entwurzelte eine Orkanböe mehrere Bäume. Die Stadt sperrte den Zugang zum Hauptfriedhof vorläufig bis zum Mittwoch. Das Amt für Umwelt und Stadtgrün warnte außerdem davor, Wälder und Grünanlagen wegen der Gefahr von herabfallenden Ästen zu betreten. Den für heute geplanten ersten Krammarkt des Jahres sagte die Stadtverwaltung ab. Eine Gefährdung von Besuchern und Beschickern könne aufgrund der Sturmwarnung nicht ausgeschlossen werden.

 Der Sturm entwurzelte im Stadtgarten am Eierdieb mehrere Bäume. Die Stadt warnte vor Betreten von Grünanlagen.

Der Sturm entwurzelte im Stadtgarten am Eierdieb mehrere Bäume. Die Stadt warnte vor Betreten von Grünanlagen.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)
 Dieser Anhänger eines Lkw auf der Fleher Brücke (Autobahn 46) drohte im Sturm umzukippen und stand nur noch auf zwei Rädern.

Dieser Anhänger eines Lkw auf der Fleher Brücke (Autobahn 46) drohte im Sturm umzukippen und stand nur noch auf zwei Rädern.

Foto: Twitter/Stefan Krauthoff
Neuss: Sturm "Niklas" fegt auch durch Neuss
Foto: dpa, fpt fpt
Sturmtief "Niklas": Enttäuschte Pendler am Neusser Hauptbahnhof
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Sturmtief "Niklas": Enttäuschte Pendler am Neusser Hauptbahnhof

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Bereits am Morgen sorgten Zugausfälle und Verspätungen für Verunsicherung bei Fahrgästen. Am Neusser Hauptbahnhof versammelten sich viele Reisende rund um die Anzeigetafel. Dort verkündete die Bahn: "Ab 11 Uhr wird der Zugverkehr in NRW bis auf Weiteres eingestellt!" Allerdings fuhren vereinzelte Regionalzüge und S-Bahnen - wenn auch mit Verspätung. Die Regiobahn S28 nahm am Nachmittag den Betrieb wieder auf. Viele Reisende versuchten bis zum Nachmittag vergeblich, ihr Ziel zu erreichen. Sarah Winzen versuchte seit halb neun morgens, nach Aachen zu kommen. "Ich bin mehrmals nach Mönchengladbach und zurück gefahren, denn erst hieß es, dass der Zug fährt, dann doch wieder nicht", sagte die junge Frau. Der Krefelder Daniel Kowalski saß in Neuss fest, nahm sich für den Heimweg ein Taxi. Trotzdem zeigt der Krefelder, wie die meisten Fahrgäste am Neusser Bahnhof, Verständnis. "Sturm ist Sturm, das ist höhere Gewalt."

(NGZ)
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