Neuss Stunk feiert mit Lametta statt Kamelle

Neuss · Das Neusser Stunk-Team des Theaters am Schlachthof ist bekannt für seinen alternativen Karneval. Derzeit bieten es in der Wetthalle eine alternative Weihnachtsfeier. Das Motto: "Sterne*Stollen*Stunk". Martin Maier-Bode führte Regie.

Ob mit Piffel und Poffel (oben) oder den (FDP-)Schlümpfen: Das Ensemble des Stunk begeistert auch in der Weihnachtszeit.

Ob mit Piffel und Poffel (oben) oder den (FDP-)Schlümpfen: Das Ensemble des Stunk begeistert auch in der Weihnachtszeit.

Foto: Holger Girbig

Lassen sich Karneval und Weihnachten nicht zu einem Fest zusammenfassen? Um diese Frage kreist das Weihnachtsprogramm des Stunk-Teams des Theater am Schlachthof. "Wir sollen das für die Bundesregierung testen — als Sparmaßnahme", heißt es gleich zu Beginn vom siebenköpfigen Ensemble unter der Leitung von Martin Maier-Bode. Bisher gehörte der Stunk stets zur Karnevalszeit. Am Donnerstag hat das Stunk-Team zum ersten Mal ein Weihnachtsprogramm auf die Bühne gebracht. Aus "Alles andere ist nur Karneval" wird "Alles andere ist nur Weihnachten".

Ob mit Piffel und Poffel (oben) oder den (FDP-)Schlümpfen: Das Ensemble des Stunk begeistert auch in der Weihnachtszeit.

Ob mit Piffel und Poffel (oben) oder den (FDP-)Schlümpfen: Das Ensemble des Stunk begeistert auch in der Weihnachtszeit.

Foto: Holger Girbig

Organisiert hat diese besondere Weihnachtsfeier "Frings-Radowski Entertainment". Das Programm beginnt dabei mit Begrüßungsprosecco und Rheinischem Weihnachtsbuffet. Auf gesättigten Magen gibt es dann den Stunk — nach eigener Aussage "die zarteste Versuchung seit es Stollen gibt". Dabei bekommt jeder sein Fett weg: Angela Merkel im grünem Panzer-Blazer, die Psy's "Gangnam Style" in einen "Merkel-Style" ("Ist das Schäuble oder kann das weg?") mit Kanzlerraute vor der Brust umwandelt und über die Bühne hoppst, die Schlumpfpartei FDP ("Aus dem Bundestag geschlumpft") oder Sigmar Gabriel, der als Nikolaus nicht durch den Kamin passt. Manches mag dem (Karneval-)Stunk-Besucher bekannt vorkommen — schön ist es trotzdem.

Ob mit Piffel und Poffel (oben) oder den (FDP-)Schlümpfen: Das Ensemble des Stunk begeistert auch in der Weihnachtszeit.

Ob mit Piffel und Poffel (oben) oder den (FDP-)Schlümpfen: Das Ensemble des Stunk begeistert auch in der Weihnachtszeit.

Foto: Holger Girbig

Eine gesunde Rivalität zu Nachbarstädten gehört natürlich auch zum guten Ton. Lieblingsgegner sind die Kölner. Im Weihnachtsprogramm trifft es die Höhner. Mit angeklebten Schnäuzern à la Frontmann Henning Krautmacher singt das Stunk-Team zum Hosen-Hit "Tage wie diese": "Mit Schnäuzern wie diesen, kann man nur ein Kölner sein." Doch auch die Heimatstadt Neuss bleibt nicht verschont. Im fröhlichen Refrain der umgedichteten Version von Culcha Candelas "Schöne neue Welt" heißt es: "Herzlich willkomm´, herzlich willkomm´ in unsrem schönen Neuss am Rhein. Hier herrscht der Muff, regiert der Mief. Hier will ich auch begraben sein." Die urkomische dritte Nummer reißt das noch vom Essen träge Publikum endgültig mit. Und mit "Dat Rosi" kommt auch prolliger Besuch aus Duisburg: "Meine Mutter ist an Heiligabend jetzt schon viermal hier gewesen. Ich glaube, dieses Jahr müssen wir sie reinlassen."

Es folgen die Berlusconi-Opfer Sandy und Mandy, Weihnachten bei den Hülsenhubers, der Komplott des Stasi-Weihnachtsmanns, Heinz aus Glehn und Piffel und Poffel. Den Saal rocken später auch Gerda und Helga vom "Seniorenheim Final Countdown Rosellerheide". Erst lästern die beiden Omas über Schlagerstars. Florian Silbereisen? "Der Todesscheitel der Volksmusik", findet Helga. Gerda ergänzt: "Ich dachte, schlimmer als der Krieg wird es nicht mehr."

So bissig wie dieser Dialog ist das ganze Programm, dazu selbstironisch, satirisch, aktuell, hochmusikalisch, und wenn es sein muss auch tiefsinnig. Genau die gelungene Mischung macht den Stunk zu dem, was es ist: eine Institution. Und die funktioniert natürlich auch zu Weihnachten. Dennoch ist das Fazit auf der Bühne und im Publikum einhellig: Weihnachten und Karneval zusammenzulegen, funktioniert nicht. Unter anderem auch, weil es dann den Stunk wieder nur einmal im Jahr geben würde.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort