Neuss Strompreis steigt um elf Prozent

Neuss · Das sind die neuen Preise: 23,79 Cent/kwh netto (alt: 21,06 Cent) 28,31 Cent/kwh brutto (alt: 25,06 Cent) Single-Haushalt: plus 4,07 Euro/Monat Familien-Haushalt: plus 9,50 Euro/Monat.

Wer die Diskussion über die Energiewende mitverfolgt, den wird diese Nachricht nicht wundern: Die Stadtwerke (SWN) erhöhen zum 1. Januar den Strompreis. Und zwar deutlich.

Nachdem schon im März mit Hinweis auf das Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG) eine Erhöhung von vier Prozent durchgesetzt wurde, verlangt das kommunale Versorgungsunternehmen nun gleich elf Prozent mehr. Auf das Jahr hochgerechnet heißt das: Zu den 37 Euro, die die Erhöhung im März für einen durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalt bedeutete, kommen noch einmal 114 Euro hinzu.

Quer durch alle Tarife steigt der Preis je Kilowattstunde Strom netto — also ohne die Mehrwertsteuer — um 2,73 Cent. Das ist mehr als die SWN in den drei Preisrunden verlangen musste, seit sie 2009 die Privat- und Geschäftskunden vom Energiekonzern RWE übernahm.

Größter Kostenblock dieser neuerlichen Erhöhung ist wieder die Umlage, die sich aus dem EEG ergibt. Über sie werden auch die mehr als 70 000 Privat- und Geschäftskunden der SWN an den höheren Kosten für die Erzeugung von Strom aus regenerativen Energien wie Windkraft, Photovoltaik oder Biogas herangezogen.

238 Mini-Kraftwerke, die diese Energien nutzen, gingen alleine im Rhein-Kreis im vergangenen Jahr ans Netz, rechnet RWE vor. Tendenz steigend. "Die Stadtwerke stehen zur Energiewende", betont Matthias Braun, Leiter Vertrieb der SWN. "Allerdings hat das Engagement für Klimaschutz auch seinen Preis." Bei der Verbraucherzentrale des Landes ist die Sorge groß, dass einige Versorger das EEG "als Freibrief für überzogene Preiserhöhungen nutzen".

Sie rufen die Kunden deshalb auf, Briefe ihres Stromlieferanten, mit denen die Preiserhöhungen ankündigt werden, zur Verbraucherzentrale zu senden. Dort will man ermitteln, ob für diese Maßnahme stichhaltige Argumente genannt werden, die Preissteigerung angemessen erscheint — um notfalls juristische Schritte dagegen einzuleiten.

Braun sieht dem gelassen entgegen. Über die Preiserhöhung würden keine anderen Kosten weitergegeben als jene, die die Stadtwerke nicht beeinflussen können. Neben der Umlage für das EEG (plus 1,685 Cent/kwh) sind das noch vier weitere Umlageerhöhungen: 0,124 Cent je Kilowattstunde Strom ergäben sich aus dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz, 0,250 Cent aus der "Offshore-Haftungsumlage" und 0,497 Cent als höheres Entgelt für die Nutzung des Stromnetzes. 0,178 Cent je Kilowattstunde wiederum muss der Kunde dafür zahlen, dass der Bund energieintensive Industriebetriebe wie etwa die Neusser Aluminiumhütte durch Kompensationszahlungen bei den Energiekosten entlastet.

Mehrkosten für das Personal oder bei der Strombeschaffung würden in dieser Erhöhung nicht versteckt, sagt Braun. "Das ist nachprüf- und kalkulierbar", erklärt der Vertriebsleiter, der aber keine Preisstabilität für 2013 versprechen kann. Nur so viel: Sollte die Debatte um die Bezahlbarkeit von Energie zum Sinken der Stromsteuer führen, werde das an die Kunden weitergegeben.

Beim Gaspreis, der erst zum 1. September angehoben wurde, können SWN-Kunden darauf vertrauen, dass dieser bis zum Ende der Heizperiode nicht noch einmal steigt. Und auch beim Trinkwasser sehen die Stadtwerke vorerst keine Notwendigkeit, ins Preisgefüge einzugreifen.

(NGZ/rl/url)
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