Angebliche Stimmungsmache Erbitterter Streit im Neusser Karnevalspräsidium

Neuss · Die Delegierten der 22 Vereine unter dem Dach des Karnevalsausschuss wählen am Mittwoch ein neues Präsidium. Bewerber gibt es, doch die wollen die Amtsinhaber verhindern. Sie betreiben angeblich gezielte Stimmungsmache.

 Wer wird der neue Karnevals-Präsident in Neuss?

Wer wird der neue Karnevals-Präsident in Neuss?

Foto: pixabay.com

Die Delegierten der Neusser Karnevalsvereine wählen am Mittwochabend einen neuen Prinz Karneval. Das ist sicher. So gut wie sicher ist dem Vernehmen nach,  dass es noch einmal Karl-Heinz Geißler wird, Prinz Karneval der Session 2001/02 und Chef der KG „Edelreserve Rot Gelb“. Völlig unsicher aber ist, wer tags drauf die neuen Tollitäten beim Sponsor „Arndt Automobile“ der Öffentlichkeit vorstellt. Denn um das Präsidentenamt und die Zusammensetzung des Präsidiums ist im Neusser Karnevalsausschuss (KA) ein heftiger Streit entbrannt. Ein Streit zwischen denen, die das Amt übernehmen und denen, die es nicht abgegeben wollen – zumindest nicht an diese Bewerber.

Gegen sie werde „ganz offenkundig Stimmung gemacht“, klagt Marc Siebert den Umgang des Präsidiums mit einer offenbar unerwünschten Kandidatur an. Siebert ist Kopf eines Trios, das sich am Mittwochabend zur Wahl stellt. Er selbst wäre gerne der künftige KA-Präsident und damit Nachfolger von Jakob Beyen, Alfons Buschhüter oder Erich Schiffers. Mit Jörg Schulte, zuletzt Kommandant der Stadt- und Prinzengarde, steht ihm auch ein Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten zur Seite. Jutta Stüsgen, Novesia der Session 2014/15, wiederum strebt das Amt einer Schriftführerin an. Weil das noch amtierende KA-Präsidium angeblich Kandidaten für die ebenfalls vakanten Posten von Geschäftsführer und Schatzmeister gefunden hat, würde sich das Bild doch wie ein Puzzle zusammenfügen, sagt Siebert. Und alles wäre gut. Oder nicht?

„Wir unterstützen die Kandidatur nicht“, sagt KA-Vizepräsident Rainer Franzen ganz entschieden. Siebert, so sagt er offen, habe noch nicht die Reihe für das Präsidentenamt – und offenbar keine klaren Vorstellungen davon, was da auf ihn zukommen könnte. „Er hat noch nicht einmal gefragt, was da alles zu machen ist“, sagt Franzen.

Dabei würde der KA-Vize nach zehn Jahren am Mittwoch gerne auch aus gesundheitlichen Gründen aus dem Amt ausscheiden. KA-Präsident Jakob Beyen hat das auch angestrebt. Vor vier Jahren kündigte Beyen zum ersten Mal an, die zehn Jahre voll machen und dann gehen zu wollen. Vor einem Jahr wiederholte er das noch einmal und sehr nachdrücklich in der Hoffnung, dass sich in den Vereinen unter dem Dach des KA Nachfolger finden würden. Ein Trugschluss – vom „Siebert-Team“ mal abgesehen.

Doch das will auch Beyen verhindern. „Ich habe aus dem Neusser Karneval in zehn Jahren eine Marke gemacht“, stellt er sehr zufrieden fest. Und er habe einen Ruf zu verlieren, wenn er die Nachfolge nicht in diesem Sinne regeln kann. Ein Präsident, sagt er, müsse vernetzt und kreativ sein. Und er muss dafür sorgen, so Beyen, „mit den Sponsoren eine Nachhaltigkeit zu erreichen.“ Denn auch im Karneval steigen die Kosten.

So ergeben sich für einige Szenarien, um die die Delegierten der 20 angeschlossenen Karnevalsvereine, zu denen am Mittwoch noch der neu gegründete „Novesienclub“ und die Kaarster KG „Kaasch op Jöck“ kommen werden, wissen müssen:

Marc Siebert, seit drei Jahren Schriftführer im KA, wird auf jeden Fall für das Präsidentenamt kandidieren. Gegenkandidaten: keine. Fällt er trotzdem durch, würde Jakob Beyen seine Ankündigung wahr machen und vorerst geschäftsführend im Amt bleiben. In diesem Fall bliebe auch Franzen, dessen Amtszeit erst in zwei Jahren abläuft, an Bord. Damit gäbe es kein Amt, auf das sich Jörg Schulte derzeit bewerben könnte. Siebert wiederum bliebe nichts anderes übrig, als seinen Posten als Schriftführer zu räumen.

Wird Marc Siebert, der nach eigenen Angaben die Unterstützung einiger Vereine genießt, allerdings gewählt, würde Franzen seinen Posten räumen. Damit wäre der Weg frei für Schulte und Stüsgen. Dass dann die Kandidaten für Schatzmeister und Geschäftsführung weiter zur Verfügung stehen, die das KA-Präsidium in Kreisen der Vereine schon gewinnen konnte, schließt Franzen allerdings aus.

So geht es am Mittwoch ab 20 Uhr im Dorint-Hotel auch um das Zukunftskonzept. Bleibt Beyen, will er den Delegierten vorschlagen, den Beirat – satzungskonform – parallel zu den Präsidiumsfunktionen um einige Positionen zu erweitern, auf denen sich talentierte Interessenten ausprobieren können. Einen solchen hat Franzen für seine Nachfolge angeblich schon gefunden und will ihn im nächsten Jahr in das Amt einarbeiten.

Siebert glaubt, dass das Präsidium nur Zeit zu gewinnen versucht und vor einem Neuanfang unter seiner Führung zurückschreckt. Seine Vermutung: „Jakob Beyen sucht und akzeptiert nur eine Kopie von sich selber“. Und das kann und will Siebert nicht sein.

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