Neuss Streit um Zukunft der Internationalen Schule

Neuss · Dass die Stadt der Internationalen Schule in Neuss, die in finanziellen Schwierigkeiten steckt, nicht helfen will, stößt auf ein geteiltes Echo.

 Über 500 Schüler aus 48 Herkunftsländern sind an der Internationalen Schule am Rhein angemeldet.

Über 500 Schüler aus 48 Herkunftsländern sind an der Internationalen Schule am Rhein angemeldet.

Foto: Lothar berns (archiv)

Für Insolvenzverwalter Georg Kreplin ist die Internationale Schule am Rhein (ISR) ein besonderer Fall — zwar handelt es sich um ein Unternehmen, doch dass von der Insolvenz Privatschule neben den Lehrern als Arbeitnehmer auch Kinder betroffen sind, beschäftigt den Rechtsanwalt.

"Die Stadt riskiert sehenden Auges, dass die Kinder die Schule wechseln müssen — das finde ich ganz schön heftig", sagt Kreplin, der sich in den kommenden Wochen ein Bild machen wird von den finanziellen Problemen der Privatschule. Der Insolvenzverwalter verweist auf die Reputation der ISR als Aushängeschild für Neuss — sie sei mit Zutun von Stadt und Kreis gegründet worden. "Eine Lösung kann nur gefunden werden, wenn diese beiden Akteure sich bewegen", meint Kreplin.

Die ISR war bei der Neusser Stadtverwaltung mit der Idee vorstellig geworden, ihre Zahlungsfähigkeit durch eine Stundung ihrer Mietzahlungen wiederherzustellen. Stadt und Kreis fungieren über die "Schulgebäude am Stadtwald GmbH" als Vermieter der Privatschule — und bürgen damit gegenüber der Bank für monatliche Zahlungen in Höhe von 100 000 Euro. Bürgermeister Herbert Napp verweist auf den Gesellschaftervertrag, der zu dieser Zusammenarbeit gehört. Der sieht vor, dass der Vertrag bei Mietverzug sofort zu kündigen ist.

"Das ist eine Formalie, die ich ohne einen Ratsbeschluss nicht ignorieren kann", sagt Napp. Ob ein solcher Beschluss kommt, hängt von der Politik ab. CDU-Fraktionschefin Helga Koenemann kündigte gestern an, die Zahlen der ISR genau prüfen zu wollen. "Auch werden wir das Gespräch mit dem Insolvenzverwalter suchen", sagt die Unionspolitikerin. Sie könne durchaus verstehen, dass der Bürgermeister nicht "auf Zuruf" agieren könne. "Wir müssen sorgfältig alle Möglichkeiten abwägen", meint Koenemann.

Die SPD nennt als eine Möglichkeit die Schließung der Schule — schließlich könne dort beispielsweise die neue Sekundarschule einen Platz finden, sagt die schulpolitische Sprecherin Gisela Hohlmann. Sie stellt aber auch klar: "Wir wollen die Schule nicht totreden." Inhaltlich leiste die ISR gute Arbeit. Dennoch sei zu prüfen, ob die Einrichtung in Neuss auf genügend Bedarf trifft. Denn ein plötzlicher Rückgang der Schülerzahlen war der Auslöser für die Insolvenz gewesen.

Dass die Schule nun Unterstützung der Stadt einfordert, kann Hohlmann nicht nachvollziehen: "Die Stadt hat noch nicht einmal Geld, ihre eigenen Schulen angemessen zu fördern", meint Hohlmann, die die Wirtschaft in der Pflicht sieht: "Von dort sollte eine stärkerer Förderung kommen." Damit liegt die SPD-Politikerin auf einer Linie mit den Grünen. Die ISR dürfe nicht subventioniert werden, fordert Fraktionsvorsitzender Michael Klinkicht. "Wir brauchen dringend mehr Geld für die Sanierung der öffentlichen Schulen", betont er.

(NGZ)
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