Neuss Streit um Lehrerparkplätze geht weiter

Neuss · Die GEW versucht, den Rat noch einmal umzustimmen. Doch die City Parkhaus GmbH nimmt schon Reservierungen an.

 Peter Fischer hält die Vermietung der Lehrerparkplätze für Geldmacherei. Er kritisiert, dass die City Parkhaus GmbH die Lehrer unter Druck setzt: "Hier gilt, wer zuerst kommt, mietet zuerst", sagt Fischer.

Peter Fischer hält die Vermietung der Lehrerparkplätze für Geldmacherei. Er kritisiert, dass die City Parkhaus GmbH die Lehrer unter Druck setzt: "Hier gilt, wer zuerst kommt, mietet zuerst", sagt Fischer.

Foto: woi

Wenn heute abend der Rat zusammentritt, stehen die Lehrerparkplätze zwar nicht auf der Tagesordnung, dürften bei den Ratsmitgliedern aber doch Gesprächsthema sein. Denn die Bildungsgewerkschaft GEW hat den Politikern einen offenen Brief zugestellt, in dem sie darstellt, wie wenig durchdacht diese "Lehrer-Abzocke" — so die Sprecherin der GEW Rhein-Kreis, Sylke Neuendorf-Barsties — aus ihrer Sicht ist.

40 Euro sollen die Neusser Lehrer künftig pro Monat für ihre Parkplätze zahlen, am Quirinus-Gymnasium sind es sogar 60 Euro, denn der Parkplatz befindet sich dort in der Tiefgarage — die Überdachung kostet extra.

"Für die Lehrer ist das faktisch eine Gehaltskürzung", sagt Neuendorf-Barsties, die in den vergangenen Wochen eine Umfrage unter den Neusser Lehrern organisiert hat. Demnach wohnen 60 Prozent der Lehrer nicht in Neuss, und nur ein Fünftel der 473 Befragten gibt an, seine Schule gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen zu können.

"Mit der Umfrage wollen wir die Ratsmitglieder für die Situation der Lehrkräfte sensibilisieren", sagt Neuendorf-Barsties, die bei der Erhebung der Gebühr den Gleichbehandlungsgrundsatz missachtet sieht und ankündigt, ihre Gewerkschaft werde rechtliche Schritte prüfen. "Wir hoffen, dass sich dieser Wahnsinn noch stoppen lässt", sagt die GEW-Sprecherin.

Danach sieht es derzeit allerdings nicht aus — schließlich hat der Rat den Parkgebühren bereits zugestimmt, in der Hoffnung, Einnahmen in Höhe von bis zu 200 000 Euro generieren zu können, um den Haushalt zu entlasten. Diese Zahl wird wohl nicht erreicht, dennoch rückt das Ziel die Parkplätze zu bewirtschaften, schon ein gutes Stück näher.

"Mitte Mai startet die Vermietung der Parkplätze der Innenstadt-Schulen", kündigt Schuldezernentin Christiane Zangs an. "An den übrigen Schulen wird ab den Sommerferien vermietet." So hat City Parkhaus GmbH an die Schulen der Innenstadt bereits Meldelisten verschickt mit der Bitte, die Lehrer sollten sich schnellstmöglich melden — denn es gilt die Devise "wer zuerst kommt, mietet zuerst".

"Das ist Erpressung", sagt Peter Fischer, Schulleiter der Janusz-Korczak-Gesamtschule. Zumal viele Fragen offen seien, etwa ob ein Parkplatz-Sharing für Teilzeitkräfte möglich ist oder wie die Wegesicherungspflicht geregelt wird. Ähnlich sieht das Cordula Clemens, Schulleiterin der Münsterschule. Ihre Kollegen hatten ursprünglich einen Boykott geplant. "Doch eigentlich haben wir keine Wahl, weil es in der Stadt keine freien Parkplätze gibt", sagt Clemens. So sind die acht Stellplätze ihrer Schule schon vergeben.

Ähnlich ist die Lage am Quirinus-Gymnasium. 57 Parkplätze in der Garage sind vermietbar, viele Lehrer seien auf das Auto angewiesen, sagt Schulleiter Ulrich Dauben. Zudem sei die Mietforderung unsozial. "Lehrer und Eltern engagieren sich für die Schule, und das ist nun der Dank dafür", sagt Dauben.

(NGZ/rl/jco)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort