Neuss Streetworker flexibler einsetzen

Neuss · Der Jugendhilfeausschuss hat beschlossen, die Streetworker der Stadt künftig je nach Bedarf in Stadtteilen mit sozialen Problemen einzusetzen. So sollen sie flexibler als bisher auf Entwicklungen reagieren können.

 Ungewohnter Anblick: In der Sitzung des Jugendhilfeausschusses nahmen Dutzende Jugendliche zwischen den Stadtverordneten Platz. Sie hatten vor dem Rathaus lautstark gegen Kürzungen in der Jugendarbeit demonstriert.

Ungewohnter Anblick: In der Sitzung des Jugendhilfeausschusses nahmen Dutzende Jugendliche zwischen den Stadtverordneten Platz. Sie hatten vor dem Rathaus lautstark gegen Kürzungen in der Jugendarbeit demonstriert.

Foto: Lothar Berns

In einem waren sich wohl alle Stadtverordneten einig: Streetworker – Sozialarbeiter, die Jugendliche mit Problemen auf der Straße aufsuchen und beraten – sind wichtig. Wie viele Streetworker künftig in Neuss arbeiten und wo sie eingesetzt werden, war jedoch in den vergangenen Monaten noch strittig.

Gestern hat der Jugendhilfeausschuss in seiner Sitzung ein neues Konzept beschlossen: Statt wie bisher für einen Stadtteil zuständig zu sein, werden Streetworker künftig dorthin geschickt, wo es gerade besonders nötig ist. So sollen sie flexibler als bisher reagieren können, wenn die soziale Lage in einem Viertel problematisch wird.

"Es war bei allen der Konsens vorhanden, dass es notwendig ist, die Einsätze stärker zu koordinieren", sagte Sozial- und Jugenddezernent Stefan Hahn. Die neue Regelung wird in einem Vertrag festgeschrieben, der von 2012 bis 2016 gilt. Die Stadtverordneten zeigten sich damit zufrieden. "Die Präsenz der Streetworker vor Ort ist ein nicht zu unterschätzendes Gut", sagte Susanne Benary-Höck (Grüne).

Vorangegangen war eine lange Debatte: In Neuss sind vier Streetworker bei Verbänden – dem Diakonischen Werk, dem Sozialdienst der katholischen Frauen und dem Sozialdienst der katholischen Männer – im Einsatz. Im Jahr 2009 kam in Weckhoven noch eine Stelle hinzu, die sich zwei Sozialarbeiter teilten.

Grund: Die Straßenkriminalität hatte so stark zugenommen, dass sich einige Bürger nicht mehr sicher fühlten. Die Arbeit der Streetworker zeigte Erfolg: Schon nach kurzer Zeit gab es deutlich weniger Vandalismus und Überfälle. Doch als die Verträge der Sozialarbeiter im Frühjahr dieses Jahres ausliefen, schlug die Stadt vor, die Streetworker nicht mehr stadtteilbezogen einzusetzen. Gemeinden, Verbände und die Polizei in Weckhoven stellten sich dagegen: Sie wollten "ihre" Sozialarbeiter behalten.

Schließlich erarbeiteten die Verbände mit dem Jugendamt einen neuen Plan. Eine Lenkungsgruppe aus Vertretern der Verbänden und Mitarbeitern des Jugendamts soll künftig festlegen, wo die Streetworker arbeiten. Dafür werten sie Daten aus dem Sozialmonitoring ebenso aus wie Beobachtungen des Ordnungsamts und der Polizei. Sie berichten, wo die Streetworker besonders gebraucht werden.

"Es muss aber sichergestellt sein, dass sie nicht ein halbes Jahr da und ein halbes Jahr dort sind", betonte Hannelore Staps (SPD), die stellvertretende Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses. Wie die Zuschüsse für die Personalkosten geregelt werden, wird in den kommenden Haushaltsberatungen beschlossen.

(NGZ)
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