Neuss Streetwork-Konzept umstritten
Neuss · In Weckhoven ist das Projekt "Streetlife" ausgelaufen. Der Ort will, dass es mit der Straßensozialarbeit weitergeht. Im Rathaus denkt man in eine andere Richtung: Streetworker sollen nicht mehr Ortsteilen zugeordnet sein.
Sozialdezernent Stefan Hahn will die Zuständigkeit der Streetworker von den Ortsteilen lösen. Im Sinne einer Task-Force sollen sie dorthin, wo es gerade "brennt". Ein entsprechendes Konzept soll gemeinsam mit den Sozialverbänden bis zum Beginn der Etatberatungen für 2012 entwickelt werden – inklusive Personalbedarf. Doch dieser "Feuerwehr"-Gedanke findet bei den Verbänden wenig Anklang. "Streetwork läuft über vertrauensbildende Maßnahmen, über Beziehungsarbeit", hält Diakonie-Vorstand Christoph Havers dagegen.
Beleg für diese These und zugleich Nagelprobe für die Zukunft könnte Weckhoven werden. Mitte 2009 wurde in dem Ort, wo früher selbst Ordensfrauen auf offener Straße überfallen worden waren, Straßensozialarbeit etabliert. Danach, so berichtet Pfarrer Dirk Thamm gerne aus der Stadtteilkonferenz, nahmen Delikte der Straßenkriminalität deutlich ab. Die Sozialarbeiter sind inzwischen aber wieder weg, offiziell verabschiedet werden sie am 22. Juni. Parallel beobachtet Havers: "Just in dem Moment, in dem die sich da rausziehen, ist es wieder unruhig im Ort."
Ein Indikator, auch wenn Havers keinen direkten Zusammenhang herstellen möchte, ist der zerstörte Bauwagen an der Grevenbroicher Straße. Für Pfarrer Thamm war er "das" Symbol für die Sozialarbeit der Streetworker, die mit dem auffälligen Bauwagen vor einem Jahr eine Anlaufstelle für die Weckhovener Jugend etablierten. Diesen Bauwagen hat er gestern auf dem Gelände des Heinrich-Grüber-Hauses in Sicherheit bringen lassen. "Zur Sicherung für eine zukünftige Arbeit", sagt er. Egal, wie die nach dem Auslaufen des Projektes "Streetlife" aussehen kann.
Um die Arbeit vor allem der beiden Streetworker zu unterstützen, hatte die Stadtteilkonferenz im vergangenen Herbst die Aktion "Fünf für Weckhoven" gestartet. Schlussakkord dieser Kleingeld-Sammelaktion war ein Sponsorenlauf der Grundschule an der Kyburg. Doch auf einmal steht die Frage im Raum: Soll das Geld wirklich wie geplant der Stadt gegeben werden, wenn die Arbeit der Streetworker von dieser nicht verlängert wird? Darüber soll am kommenden Mittwoch entschieden.
In dieser Situation lotet die Diakonie eine kleine Lösung für Weckhoven aus. Bis zum Jahresende soll mit einem Drittel des Volumens weiter Straßensozialarbeit betrieben werden. Zur Bezahlung stünden Spenden und Restmittel zur Verfügung, erklärt Havers. "Wir können das Erreichte nicht einfach fallenlassen." Mit der Stadtverwaltung sei besprochen, diesen reduzierten Umfang auch für 2012 zu beantragen. Für Weckhoven – und nicht für eine Task-Force. Gegen die habe man "fachliche Bedenken".