Neuss Startschuss für das Lebensretter-Projekt

Neuss · Bislang war es nur eine Idee, jetzt wird es konkret: In Uedesheim werden Bürger in Zukunft geschult, wie sie bei einem plötzlichen Herzstillstand die Zeit überbrücken können, bis der Rettungsdienst eintrifft. Eine Stunde soll dafür reichen.

 Auftakt in Uedesheim (v.l.): Volker Göbel, Stefan Crefeld, Hella Körner-Göbel, Stefan Veiser, Reiner Breuer, Joachim Elblinger und Marc Zellerhoff.

Auftakt in Uedesheim (v.l.): Volker Göbel, Stefan Crefeld, Hella Körner-Göbel, Stefan Veiser, Reiner Breuer, Joachim Elblinger und Marc Zellerhoff.

Foto: woi

Atem prüfen, Rettungskräfte alarmieren, Brustkorb drücken. Klingt einfach - ist es auch! Schon diese drei kleinen Maßnahmen können bei einem plötzlichen Herzstillstand Leben retten. Wie sie im Ernstfall reagieren müssen, wissen jedoch noch lange nicht alle Menschen. Darum geht jetzt das Projekt "Uedesheim rettet Leben" an den Start. Ziel des fünfköpfigen Projektteams ist es, die Anzahl der potenziellen Ersthelfer zu steigern - und die Uedesheimer entsprechend zu schulen. Bereits vor einigen Monaten entstand die Idee zu dem Projekt. Doch jetzt wird es konkret und die ersten Schulungstermine stehen. Los geht's am Dienstag, 26. Juni, in den Räumen der Uedesheimer Friedenskirche.

Ein Beweggrund für die Aktion ist, dass Uedesheim keine eigene Rettungswache besitzt und einer der Neusser Stadtteile ist, bei dem es schon einmal etwas länger dauern kann, bis Sanitäter Hilfe leisten können. Initiiert wurde das Projekt von Hella Körner-Göbel, die lange Jahre Leiterin des Notarzt- und Rettungsdienstes der Stadt Wuppertal war. Ebenfalls im Projekt-Team sind Marc Zellerhoff, ärztlicher Leiter Rettungsdienst im Rhein-Kreis, der CDU-Stadtverordnete Stefan Crefeld sowie die Feuerwehrmänner Volker Göbel und Stefan Veiser. Die Schirmherrschaft hat Bürgermeister Reiner Breuer übernommen. Darüber hinaus konnten unter anderem Schützen, Schulen und Vereine - zum Beispiel der SV Uedesheim - als Multiplikatoren gewonnen werden. "Die Idee von Frau Körner-Göbel hat gleich großen Anklang gefunden", sagte der Bürgermeister bei der Auftaktbesprechung in den Räumen der Friedenskirche.

Marc Zellerhoff machte in einer Power-Point-Präsentation mit Zahlen und Fakten deutlich, wie sehr man das Thema Herzstillstand nehmen sollte. Schließlich erleiden ihn 50.000 Menschen jährlich bundesweit außerhalb eines Krankenhauses. Damit ist der plötzliche Herzstillstand eine der häufigsten Todesursachen. "Acht Minuten braucht ein Rettungswagen im Durchschnitt zum Patienten. Doch schon nach drei bis fünf Minuten nach dem plötzlichen Herzstillstand wird das Gehirn dauerhaft geschädigt", erklärte der ärztliche Leiter Rettungsdienst im Rhein-Kreis. Lediglich zehn Prozent der Betroffenen würden den Herzstillstand überleben. Mit dem Projekt soll ein kleiner Teil dazu beigetragen werden, dass diese Quote ansteigt. "Auch wenn wir ein einziges Leben damit retten sollten, hat sich das Projekt bereits gelohnt", so Stefan Crefeld. "Bereits eine Stunde soll reichen, um die Sofortmaßnahmen zu erlernen", sagt Hella Körner-Göbel, die hinzufügt: "Das Projekt soll keine Konkurrenz für die Rettungsdienste sein, im Gegenteil."

Die Aktion ist die erste eines dreistufigen Konzeptes zur Rettung von Menschenleben in Uedesheim. Schritt zwei ist die Alarmierung der Freiwilligen Feuerwehr als "Ersthelfer vor Ort". Der nächste Schritt wäre eine "Erst-Helfer-App", die dann für den ganzen Rhein-Kreis Neuss die Alarmierung von freiwilligen "Profis" ermöglichen könnte. Auch Nachahmung in anderen Stadtteilen soll angestoßen werden.

Aber wie funktioniert so eine Sofortmaßnahme überhaupt? Eine Erklärung im Schnellformat: Zunächst sollte man das Bewusstsein und die Atmung der betroffenen Person kontrollieren, dazu sollte man ihren Kopf nach hinten überstrecken und das Kinn anheben. Danach sollte man selbst oder ein anderer Helfer den Notruf 112 wählen, um Hilfe zu holen. Die anschließende Herz-Druck-Massage (mit übereinandergelegten Händen und gestreckten Armen 100 Mal pro Minute auf die Mitte des Brustkorbs drücken) sollte man so lange machen, bis die Rettungskräfte den Helfer ablösen.

(jasi)
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