Stadtwerke Neuss Neue Tarife für Ersatzversorgung

Neuss · Stadtwerke bemühen sich um Opfer von unseriösen Gas- und Stromanbietern. Die Übernahme dieser Kunden stellte das Unternehmen vor große Herausforderungen.

 Wehren sich gemeinsam gegen den generellen Vorwurf der Abzocke: VKU-Chef Ingbert Liebing (l.) und Stadtwerke-Vorstand Stephan Lommetz.

Wehren sich gemeinsam gegen den generellen Vorwurf der Abzocke: VKU-Chef Ingbert Liebing (l.) und Stadtwerke-Vorstand Stephan Lommetz.

Foto: Stadtwerke

Rund 3000 Kunden sind seit November bei den Stadtwerken Neuss gelandet, weil ihr Strom- beziehungsweise Gaslieferant ihnen gekündigt hat, wenn nicht gar in Insolvenz gegangen ist. Die Übernahme dieser Kunden von zum Teil unseriös agierenden Energiediscountern in eine Grund- und Ersatzversorgung habe das Unternehmen vor große Herausforderungen gestellt, betont Stadtwerkesprecher Jürgen Scheer, weil die Energie für diese Kunden schnell, zusätzlich und deshalb teuer an den Börsen eingekauft werden musste.

Inzwischen habe sich die Situation etwas entspannt. Als Folge der Preisentwicklung auf dem Markt konnten die Stadtwerke für alle Haushalte in der Grund- und Ersatzversorgung mit Wirkung zum Dienstag dieser Woche die Tarife senken. „Eine Momentaufnahme“, so Scheer, die nicht als Hinweis auf dauerhaft sinkende Preise gewertet werden dürfe. Und Wochen nach Beginn dieser Welle sind die Stadtwerke jetzt in der Lage, diesen Neukunden einen Strom- und Gastarif anbieten zu können, der günstiger ist, für den sie sich aber bis Ende 2023 vertraglich an den örtlichen Versorger binden müssen.

Das Thema Neukunden, die von ihren bisherigen Versorgern nicht mehr bedient werden, sorgt derzeit bundesweit für Schlagzeilen. Dabei wird oft auch der Vorwurf laut, die örtlichen Versorger würden diese Neukunden über Gebühr zur Kasse bitten. „Die Stadtwerke löffeln aktuell die Suppe aus, die uns unseriöse Marktakteure eingebrockt haben und einbrocken“, bemüht sich Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), um Klarstellung. Aber im Gegensatz zu diesen Unternehmen würden die Grundversorger nicht einfach das Spielfeld verlassen, wenn die Beschaffungspreise explodieren.

Liebing hatte erst im September die Stadtwerke besucht und sich mit dem Vorstand Stephan Lommetz ausgetauscht. Lommetz teilt die Haltung des Verbandes und auch dessen Sorge vor der weiteren Entwicklung. Man könne nicht abschätzen, so Lommetz, „wie groß die Welle von gekündigten Lieferverträgen oder Insolvenzen noch wird.“

(-nau)
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