Fotos Stadtteilserie: Wir in der Innenstadt

Die NGZ stellt jede Woche einen Neusser Stadtteil vor - seine Menschen, seine Vorzüge sowie viele Tipps. Die Innenstadt bildet die 26. Folge.

City in ZahlenEinwohner insgesamt 11.429davon Frauen 5972Einwohner unter 18 1448davon weiblich 749Einwohner über 65 2478davon Frauen 1550Ausländer 2021Anteil an der Bevölkerung 17,7 ProzentHaushalte/Wohnungen 6580Hartz IV-Empfänger 1434Fläche 1,49 QuadratkilometerBevölkerungsdichte 7670 pro QuadratkilometerKirchen 3 Katholisch, 1 EvangelischSchulen 4Kindergärten 6
Mein WunschSie studiert in Venlo, doch ihr Lebensmittelpunktist Neuss. Dorthat sie vor einem Jahr an der SchuleMarienberg ihr Abitur gemacht.Von ihrem zu Hause an der Erftstraßebewegt sich Franziska Hoffmann(20) meist mit dem Fahrraddurch ihre Heimatstadt, in der auchihre Freunde leben: „Ich mag diekurzen Wege.“ Das kleinstädtischeFlair mache es möglich, ein sozialesNetzwerk zu pflegen: „Das ist gutso.“ Regelmäßig sieht FranziskaHoffmann Vorstellungen im Theateram Schlachthof, auch die Eventsauf der Rennbahn findet sie gut:„Die werden ja mehr.“ Doch so ganzkann das Neusser Kulturangebotihre Wünsche nicht erfüllen. Oftweicht sie daher nach Düsseldorfaus, wo sie Aufführungen der DeutschenOper am Rhein oder imSchauspielhaus besucht. DenMarkt mit seinen Cafés erlebt sie alsTreffpunkt für junge Leute, ebensodas UCI-Kino und die dortige Hafenbar:„Das hatte Neuss nochnicht und ist eine echte Bereicherung.“Diese Verknüpfung, das Lebenbesser ans Wasser zu bringen,wünscht sich Franziska Hoffmannnoch viel enger und umfassender:„Die Batteriestraße darf nicht trennen.Neuss muss näher an den Hafen,an das Wasser rücken. Das wäreattraktiv.“ Und noch einen weiterenWunsch hat sie: „Neuss muss saubererwerden.“ Es liege zu vielDreck und Abfall auf den Straßenund auch in den Grünanlagen herum.Franziska Hoffmann schlägtvor, dass die Verwaltung mehr Mitarbeitereinsetzt, „vielleicht Ein-Euro-Jobber“, um Neuss sauber zuhalten. Sie selbst muss in diesen Tagenpauken, bald stehen Prüfungenan. Franziska Hoffmann studiert„International Marketing“.

Für BewegerEr zeigt und wartet nicht auf andere:Christoph Napp-Saarbourg(45) weiß, „dass wir Innenstadt-Akteure selbst etwas tun müssen“.Als Vorsitzender steht er ander Spitze der Zukunftsinitiative InnenstadtNeuss (ZIN) und bewegtnicht wenig: Blumenschmuck, Sitzbänke,(Weihnachts-)Beleuchtung.Er geht den Weg der vielen kleinenSchritte, die großen Würfe undMasterpläne überlässt er anderen:„Ich greife auf, was im Tagesgeschäftkurzfristig machbar und imStadtbild für alle sichtbar ist.“ Aufdiesem Weg folgen ihm Einzelhändler,Dienstleister, Freiberufleroder Hauseigentümer, er lobt aberauch Politik („Quer durch alle Parteien“)und Verwaltung als „unserekonstruktiven Partner“. So zeigtsich Napp-Saarbourg auch überzeugt,dass die strittige Frage nachden vier Einkaufssonntagen inNeuss bald beantwortet ist. DerAuftakt „Neuss blüht auf“ am 15.Mai sei ein Erfolg gewesen. AmRunden Tisch seien die Kriterienfür die drei weiteren verkaufsoffenenSonntage besprochen worden.ZIN werde ein inhaltliches Konzeptfür den 25. September (Hansefest),9. Oktober (Mittelalterlicher Markt)und den 27. November (1. Advent)vorlegen. Napp-Saarbourg kündigtan, das Profil der „Marke InnenstadtNeuss“ weiter schärfen zuwollen: „Es muss doch heißen: Zuerstnach Neuss!“
Mein NeussSie neigt nicht zur Heimattümelei.Die Malerin Regina Bender(49) setzt sich durchaus kritisch mitder Neusser Gesellschaft auseinander.Doch mit den Jahren wird ihrdie Stadt, in der sie lebt, immerwichtiger. Ja, sie hängt an St. Quirin.„Blicke ich auf die Quirinuskirche“,sagt sie, „dann weiß ich, dass ich zuHause bin.“ Ihren Freund RolfGeissler bittet sie von Zeit zu Zeit,auf dem Akkordeon Kirmesliederoder das Quirinuslied zu spielen:„So feiern wir unsere persönlichenHeimatfeste.“ Regina Bender, imDreikönigenviertel aufgewachsen,lebt seit vielen Jahren an der BüttgerStraße, und liebt ihr innerstädtischesQuartier: „Ich finde Ruhe inmeinem Garten und kann alle Einkäufezu Fuß erledigen.“ Besondersgern geht sie mit dem Hund in dennahen Parks spazieren. Als „A undO“ des Sport-Angebotes bezeichnetsie das Stadtbad: „Da möchte ichauch im Alter noch meine Bahnenziehen können.“ Eine Schließungdürfe es nicht geben. Zu den „gutenSeiten von Neuss“ zählt sie das KulturforumAlte Post („Dort besucheich Kurse“) und das Clemens-Sels-Museum. Sehr gespannt sei sie aberauf das neue Romaneum: „Ich fühlemich auch der Volkshochschuleeng verbunden.“ Es sei gut, dass dieBildungseinrichtung nun ein richtigesDomizil erhalte. Die gelernteBankkauffrau steht seit dreißig Jahrenin Diensten der SparkasseNeuss; in elf Jahren ist Regina Benderzu einer Institution in der FilialePreußenstraße geworden.
Für FeierwilligeWer Abwechslung sucht, der hatdas Jahr über eine breite Auswahlan Veranstaltungen, die vieleMenschen in das Zentrum locken.Neben dem Schützenfest (26. bis30. August) hat sich eine Vielzahlvon Events etabliert. Der Sport istmit zwei Terminen vertreten: derSommernacht (18. Juni) und dasRadrennen „Tour de Neuss“ (27.Juli). Auch Kultur wird geboten: Zuden Zuschauermagneten gehörtdie „Klassiknacht“ im Rosengarten(24. Juni). Die Oldtimer-Rallye„Kul-Tour“ (10. September) machtin der City Station, während dasHansefest (24./25 September)Neuss ein ganzes Wochenende inAtem hält. Zu den heimlichen Starsgehören die Krammärkte. Der Johannismarkt(24. Juni) naht.
Für GenießerNach Superlativen schielt ernicht, er lässt lieber Leistungsprechen: Erich Tiefenbacher (45),der seit 1989 den „Herzog von Burgund“führt und in dieser Zeit, dasim schönen Patrizierhaus an derErftstraße residierende Gourmet-Restaurant zu einer Neusser Institutiongeführt hat. Kennzeichnendsind der „besondere Service“, dieIntimität und die Diskretion, dieder „Herzog“ auch als Catering außerHaus bietet. Nach dem Fortgangvon Andreas Hillejan hat ErichTiefenbacher sein Spitzen-Restaurantneu aufgestellt. Mit AlexanderTürk (29) präsentiert der Patronnun einen deutschen Spitzenkochals Souschef, der unter anderem zuvorErfahrung im Berliner Adlonund im Düsseldorfer Hummerstübchensammelte. Die Karteweist mittags einen österreichischenEinschlag auf. Abendswird mediterrane, gehobene Küchemit frischen regionalen Produktengeboten. Zwei Besonderheiten bietetder „Herzog“: Im schönen, ruhigenGarten hat die Grillsaison (Mittag)begonnen und die Kochkursesind weiterhin viel gefragt.

Für EntdeckerEine von vielen Neussern nochunentdeckte Schönheitschlummert nur wenige Gehminutenvom hektischen Stadtkern entfernt:Der Rosengarten, der vormehr als hundert Jahren nach Plänenvon Franz Kellermann entstand.Am Fuße des Walls, den dieReste der Zitadellebildet, wartet ein Ort der Ruhe, derzum Verweilen und Genießen einlädt.Der Rosengarten ist nur zu Fußzu erreichen, liegt in Sichtweite derStadthalle. Zu den kleinen Überraschungenzählt das Wasserrad, dasGeorg Lilienthal im Auftrag derHeimatfreunde gestaltet hat.

Römer legten Grundstein der Stadt NeussNeben Augsburg, Kölnund Trier zählt Neuss zu den ältestenStädten Deutschlands. An denrömischen Ursprung erinnernNachbildungen römischer Fundeentlang des Wanderpfads in Gnadental.In der Innenstadt ist derHinweis auf die antiken Anfängegut versteckt. Dort, wo die Sebastianusstraßean der Gaststätte „AmBastianes“ beginnt, bildet die weißePflasterung den Schriftzug, der zugleichauch an das stolze Stadtjubiläumerinnert: „16 v Chr. 1984 –2000 Neuss“.Die Zeit nach dem Abzug der Römerliegt weitgehend im Dunkeln,erst zu Beginn des 9. Jahrhundertsnehmen die Belege zu. Um 1200 istder Bau einer Stadtmauer mit Türmenund Toren abgeschlossen;1209 beginnen die Neusser mit derErrichtung der Münsterkirche. Mitdem Gotteshaus setzen sie ihremStadtpatron, dem heiligen Quirinusein Denkmal, das bis heute alsWahrzeichen der Stadt dient undseine Bedeutung bewahrt hat.Zu den Fixpunkten der NeusserGeschichte gehört die Belagerungder Stadt durch Karl des Kühnen.Von Juli 1474 bis Juni 1475 überranntendie Truppen des Herzogsvon Burgund die Stadt Neuss, dochdie Mauern hielten stand. Es folgtenweitere Jahrhunderte, in denenNeuss unter Kriegen und einigengroßen Bränden litt. Auch dasMünster wurde mehrmals stark beschädigt.Unter Napoleon kamendie Franzosen in die Stadt, ehe mitder Neuordnung durch den WienerKongress 1815 das Rheinland demKönigreich Preußen zugeschlagenwurde. Neuss expandierte, die Einwohnerzahlstieg stetig, der Hafenwurde angelegt und mit ihm setzteauch die Industrialisierung ein. Diepositive Entwicklung stoppten dieKriege des 20. Jahrhunderts. 1939,bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges,zählte Neuss 17 296 Wohnungen,sechs Jahre später bei Kriegsende,waren nur 453 unbeschädigt.Der Krieg riss tiefe Wunden. GroßeKraftanstrengungen waren erforderlich,um Neuss wieder aufzubauen.Anfang der 1960er Jahrewurde Neuss Großstadt, mit derKommunalen Neugliederung kamen1975 noch einmal 30 000 neueEinwohner hinzu. Heute leben153 000 Menschen in Neuss – 11500in der Innenstadt.