Fotos Stadtteil-Serie: Wir in Furth-Nord, Furth-Süd und Morgensternsheide
Die NGZ stellt jede Woche einen Neusser Stadtteil vor - seine Menschen, seine Vorzüge sowie viele Tipps. Furth-Nord, Furth-Mitte und Morgensternsheide bilden die 18. Folge.
Das Viertel in ZahlenEinwohner insgesamt 12532davon Frauen 6458Einwohner unter 18 2268davon weiblich 1102Einwohner über 65 2335davon Frauen 1347Ausländer 1736Anteil an der Bevölkerung 13,9 ProzentHaushalte/Wohnungen 6140Hartz IV-Empfänger 1595Fläche 5,34 QuadratkilometerBevölkerungsdichte 2347 pro QuadratkilometerBad 1 im NordparkKrankenhaus 1 Etienne-KrankenhausNaherholung Stadtwald und Jörne Meerke
Mein ViertelPfingsten kommandiert er zum 12. Mal das 1800-köpfige Regiment: Malermeister Heiner Ringes (53) ist Oberst der Further Schützen. Das Schützenwesen will „Kitt der Gesellschaft“ sein. Für Ringes werden Verein und Bruderschaft auf der Furth dem Anspruch gerecht: „Wir leben Gemeinschaft und Zusammenhalt.“ Die Türe für Neubürger ist offen, doch es sei ein langer Weg. Große neue Siedlungen entstehen: „Es ist nicht einfach, die Menschen zum Mitmachen zu bewegen.“ Am 14. Mai sind die Schützen Gastgeber eines öffentlichen Festes: Vor dem Vogelschießen wird der Hermann-Josef-Dusend-Platz eingeweiht.
Für GenießerKüchenchef Gerd Lang (44), der lange in Frankreich arbeitete, kam als Schwabe aus Liebe zu seiner Frau Heike, „eine Ur-Neusserin“, in den Schatten von St. Quirin. Vor drei Jahren übernahm er das Bistro Hensen an der Venloer Straße, das er unter dem Namen „Solevino“ zum Treffpunkt für gutes Essen machte. Er sei als Selbstständiger „absolut zufrieden“ mit seiner ersten Station auf deutschem Boden. An Sommerabenden tischt er Mittelmeerküche im Olivengarten auf; mittwochs gibt’s schon seit Monaten Live-Jazz. Eine Oase in Neuss.
Für EinkäuferWas Ingrid Haase-Kirschbaum (52) braucht, kauft sie auf der Furth ein. Damit setzt die Kauffrau – Mitinhaberin von Sport Haase – um, was sich der Werbekreis Nordstadt zum Ziel gesetzt hat: Handel und Dienstleistungen „henger de Bahn“ bekannt zu machen. 106 Mitglieder zählt der Werbekreis, deren zweite Vorsitzende Haase-Kirschbaum ist: „Immer mehr Menschen erkennen, wie schön Einkaufen auf der Furth sein kann.
Für VereinsfreundeDer Initiativkreis Nordstadt hat 320 Mitglieder – an ihrer Spitze steht seit dem Jahr 2000 Toni Selders (55). Am 2. Juli präsentieren sich beim Blaulicht-Tag die Hilfsdienste, zudem setzt sich der Initiativkreis für die Grünanlagen am Nordpark ein.
Mein WunschÜber 18 Jahre wohnt Elena Werner (49) schon im nördlichsten Zipfel von Neuss. Dort fühlt sich die Norddeutsche mit ihrer Familie wohl: „Sonst wären wir nicht so lange geblieben.“ Nur eins stört die selbständig tätige Sexualpädagogin, die beruflich viel reisen muss: die schlechte Verkehrsanbindung. Als Radfahrerin klagt sie, dass der Radweg von der Kaarster Straße bis zum Bahnhof nicht durchgängig vorhanden und sicher ist. Und für Autofahre fehle es an kostenlosen Parkplätzen. „Warum muss ich zahlen, wenn ich Lebensmittel einkaufe oder in die Apotheke gehe“, fragt sie, „so treibt die Stadt ihre Bürger und die Kaufkraft aus dem Viertel.“ Sie empfiehlt Parkscheiben: „Die kosten nichts und unterbinden auch das Dauerparken.“ Als Busfahrerin klagt sie, dass die Linien zusammengestrichen wurden. 20 Minuten Wartezeiten seien am frühen Abend Standard. Ansonsten lobt Elena Werner den Norden, „der mir alles bietet“: Kindergarten, Schulen, Kirche, Schwimmbad, Geschäfte, Hofläden, gute Nachbarschaft „und viel Grün zum Spazierengehen.“
Wie das Viertel entstandWo heute dichte Bebauung die Wohnquartiere prägt, öffnete sich dem Besucher vor hundert Jahren noch weites Land. Erst mit der Neugliederung 1913 nahm die heutige Nordstadt Gestalt an. Damals fanden Siedlungen wie die Neusserfurth mit Buschhausen (Kaarst) oder Vogelsang (Büderich) zu Neuss. Der Bauboom setzte aber erst in den 1950er Jahren ein. Bereits 1932 hatte sich die heutige St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft Neuss-Furth gegründet. Im Mittelalter lag die Furth noch nahe am Rhein. Ein Netz von Flüsschen und Bächen strömte dem Rhein und seinen Seitenarmen zu. Später verlagerte der Strom sein Bett nach Osten, hinterließ aber eine Niederung mit Feuchtgebieten. In diesem Gebiet entstanden Ackergüter wie Broichhof, Geulenhof, Flachshof, Schroershof oder die Lauvenburg,Die Further sind bekennende Neusser, gleichwohl haben sie sich den Stolz auf ihre Heimat „henger de Bahn“ bewahrt. Hubert Schäfer, Josef Selders, Siegfried Zellnig oder Hermann-Josef Dusend kommen von dort.