„Neusser Erklärung“ zum Ende des Ersten Weltkriegs Eine Resolution für den Frieden

Neuss · 100 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs benennt der Stadtrat die Schuld von Neusser Soldaten am Massaker von Leuven.

      100 Jahre nach Ende des brutalen Krieges stellt sich die Stadt Neuss             der historischen Verantwortung für die Gräueltaten des Jahres 1914.

100 Jahre nach Ende des brutalen Krieges stellt sich die Stadt Neuss der historischen Verantwortung für die Gräueltaten des Jahres 1914.

Foto: Stadt Neuss/Andreas Dill

Am 11. November 1918 schwiegen die Waffen. Vier Jahre lang hatten die Völker Europas Krieg gegeneinander geführt. 100 Jahre später gedachte der Stadtrat am gestrigen Freitag  — einem Tag mit einem ebenso historischen Datum —  nicht nur der Toten des Ersten Weltkriegs,  sondern verabschiedete  eine einstimmig Resolution für den Frieden. Am Sonntag, wenn zum 100. Jahrestag das von der Stadt Neuss mit initiierte Friedensglockenspiel im belgischen Leuven zum ersten Mal erklingt, soll sie dort Erwähnung finden. Als starke Äußerung des Rates in Gänze, wie es Bürgermister Reiner Breuer formulierte.

In dieser Neusser Erklärung bekennt sich die Stadt zu einer Schuld, die kurz nach Ausbruch des Krieges im August 1914 das Neusser Landsturm-Infanterie-Bataillon auf sich und die Stadt geladen hat. Damals war die Truppe maßgeblich für eine Strafaktion verantwortlich, bei der Hunderte Zivilisten ums Leben kamen und ein Teil der Altstadt von Leuven in Schutt und Asche gelegt wurden. 100 Jahre später stellt Bürgermeister Reiner Breuer fest: „Wir ergreifen dankbar die ausgestreckte belgische Hand der Versöhnung.“ Denn der Friede, so heißt es auch am — im Bildtext wiedergegebenen — Schluss der Erklärung, ist das Beste der Dinge.

Mit dem Brand der Altstadt wurde auch ein historisches Carillon vernichtet. Dieses Glockenspiel mit 40 Glocken wurde jetzt als europaweit beachtetes, grenzüberschreitendes Friedenssymbol rekonstruiert. 300 Spender trugen in den vergangenen zwei Jahren rund 600.000 Euro zusammen, eine der beiden größten Glocken stiftete die Stadt Neuss. Aber auch Einzelspender und Zuwendungen von Vereinen  trugen zu dem Gelingen dieses Friedenswerkes bei. Zur Feierstunde der Glockenspiel-Einweihung reist deshalb am Sonntag eine große Delegation aus Neuss ins belgische Leuven. Beim Festakt zur Einweihung wird auch Stadtarchivar Jens Metzdorf sprechen. Mit seiner vor vier Jahren vorgelegten historischer Aufarbeitung des Massakers von 1914 begann erst die Aussöhnung.

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