Quirinus schwebte sanft auf den Freithof Stadtpatron bei seinen Neussern

Quirinus schwebte sanft auf den Freithof · Von Carina Wernig Hunderte Schauslustige verfolgten gebannt, wie am Mittwoch Morgen das Standbild des Neusser Stadtpatrons von seinem Platz auf der Kuppel des Quirinusmünsters auf die Erde geholt wurde. Sanft schwebte der festgegurtete Quirinus am Haken eines Krans auf den Freithof herunter. Auf einem Lastkraftwagen wurde der Quirin sicher verpackt.

Von Carina Wernig Hunderte Schauslustige verfolgten gebannt, wie am Mittwoch Morgen das Standbild des Neusser Stadtpatrons von seinem Platz auf der Kuppel des Quirinusmünsters auf die Erde geholt wurde. Sanft schwebte der festgegurtete Quirinus am Haken eines Krans auf den Freithof herunter. Auf einem Lastkraftwagen wurde der Quirin sicher verpackt.

Mit der ersten Strophe des Quirinusliedes und Applaus begrüßten am Mittwoch Morgen um 9.46 Uhr zahlreiche Neusser ihren Stadtpatron, der sanft am Haken eines Krans baumelnd von der Kuppel des Quirinusmünsters auf den Freithof schwebte. Das 3,60 Meter hohe Standbild musste entfernt werden, um die Stahl- und Holzkonstruktion zu reparieren - der Nageholzwurm hatte im Innern sein Unwesen getrieben.

Daher wurden die Kuppelarbeiten an St. Quirin genutzt, um das Standbild zur Erde zu holen und im kleinen Bauhof an der Nordseite des Münsters in den nächsten fünf Wochen zu restaurieren.

Schon vor der angegebenen Zeit um 8 Uhr hatten sich erste Schaulustige auf dem Markt, dem Münsterplatz und dem Freithof eingefunden, um dabei zu sein, wenn der Quirinus seine Kuppel verlässt.

Ein 60 Tonnen schwerer Kran des Unternehmens Telekraft wurde ab 6 Uhr bis zu einer Höhe von 72 Metern hochgefahren - genug, um die etwa 50 Meter hohe Kuppel zu erreichen und den 3,60 Meter großen Quirinus, der mehr als 600 Kilogramm wiegt, über das Gerüst zu heben. "Für uns ist das Routinearbeit", erklärte Stephan Kuppel, Kranführer aus Duisburg, dessen Name so gut zur gestrigen Aufgabe passte.

Doch bevor der Stadtpatron am Haken hing, mussten die Handwerker um Bauleiter Andreas Lehmann auf der Kuppel mehrere Sicherheitsgurte am Standbild befestigen und ein Netz spannen. "Damit schützen wir Zuschauer und Gebäude, schließlich könnten sich kleinere Teile lösen", sagte Dieter Maassen, Dachdecker aus Düsseldorf, der mit der Kuppel-Sanierung beauftragt ist.

Er beobachtete von unten, wie die Arbeiten 50 Meter höher vonstatten gingen, immer in Funkkontakt mit Andreas Lehmann. Auf der Kuppel stand auch Architekt Hans-Erwin Schwartzmanns, der die von Walter Nitsch 1986 begonnenen Sanierungsarbeiten am Münster seit Jahren fortführt. Nachdem die große Quirinus-Figur ein wenig angehoben wurde, konnten die ersten zwei Befestigungsschrauben leicht gelöst werden, die weiteren zwei, inzwischen eingerosteten, folgten wenig später: Das Standbild schwebte.

Als dann um 9.30 Uhr nach mehr als drei Stunden Vorbereitungszeit - und umfangreichen Vorarbeiten am Vortag - der spannende Moment des Heraushebens gekommen war, ertönte ein fatalistisches "Wenn er jetzt fallen sollte, fällt er eben" aus dem Walkie-Talkie, das Dieter Maassen in der Hand hielt.

Damit wären bestimmt nicht nur Dr. Rudolf Hutmacher, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands von St. Quirin, und Martin Flecken, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates von St. Quirin, die beide gespannt nach oben blickten, nicht einverstanden gewesen: "Es ist ein ganz besonderer Moment, da wollen wir doch hoffen, dass Quirinus sicher zu uns kommt", sagte Dr. Hutmacher, der sich nicht erinnern konnte, dass in den vergangenen 55 Jahren das Standbild schon einmal Neusser Boden berührt hätte.

Doch alles ging gut, Quirinus landete sicher auf einem Lastwagen, mit dem er um das Münster gefahren wurde. Die Kriegsschäden an der Figur - ein Einschussloch befindet sich genau in Brusthöhe - werden nun restauriert, auch die Ermüdungserscheinungen im Schulter und Beinbereich werden nun behandelt.

Damit in wenigen Wochen die quirinuslose Zeit vorbei ist. "Nicht dass Joachim Erwin aus Düsseldorf eine Attacke reitet, wo wir doch jetzt ohne Schutz sind", scherzte Stadtarchivar Dr. Jens Metzdorf. Doch Quirinus ist ja nicht weit weg, sondern wird am Nordportal, gesichert durch Zäune und einen Verschlag, restauriert. Und daher bleibt er bei seinen Neussern, die ihn am Mittwoch zu Hunderten ausgiebig aus der Nähe bestaunten.

(NGZ)
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