Neuss Stadt wirbt an Schulen für "Juniorwahl"

Neuss · Die Neusser Jusos haben sich dafür eingesetzt, dass die Stadt das Konzept der "Juniorwahl" an den Schulen bekannt macht. Bei dem Projekt organisieren Jugendliche eine eigene Bundestagswahl – und erleben so die Demokratie hautnah.

 Bei der "Juniorwahl" gibt es sogar eigene Wahlkabinen. An dem Projekt unter der Schirmherrschaft von Bundestagspräsident Norbert Lammert können Schüler ab der siebten Klasse teilnehmen.

Bei der "Juniorwahl" gibt es sogar eigene Wahlkabinen. An dem Projekt unter der Schirmherrschaft von Bundestagspräsident Norbert Lammert können Schüler ab der siebten Klasse teilnehmen.

Foto: dpa

Die Neusser Jusos haben sich dafür eingesetzt, dass die Stadt das Konzept der "Juniorwahl" an den Schulen bekannt macht. Bei dem Projekt organisieren Jugendliche eine eigene Bundestagswahl — und erleben so die Demokratie hautnah.

Die Bundestagswahlen sind zwar erst im September, doch die Vorbereitungen dafür laufen nicht nur in der Hauptstadt Berlin bereits an, sondern auch in Neuss. Der Stadtrat hat beschlossen, dass die weiterführenden Schulen aufgefordert werden sollen, sich an der "Juniorwahl" zu beteiligen, mit der Jugendlichen politische Prozesse nähergebracht werden.

"Schüler sollten die Möglichkeit haben, Demokratie und deren Prozesse direkt zu erleben", sagt Marcel Loerper, Vorsitzender der Neusser Jusos. Die Jungsozialisten hatten die Idee der Juniorwahl in die SPD-Fraktion eingebracht, die wiederum den entsprechenden Antrag im Rat stellte, dem alle Fraktionen zustimmten. "Die Stadt hat die Schulen bereits angeschrieben", erzählt Stadtsprecher Peter Fischer. "Sie müssen entscheiden, ob sie an dem Projekt Interesse haben."

Die "Juniorwahl" richtet sich an alle weiterführenden Schulen ab Klasse sieben und ist ein von der Bundeszentrale für politische Bildung gefördertes Projekt des Vereins "Kumulus". Die Anmeldungen laufen bereits — 1500 Schulen sind schon dabei, davon knapp 150 aus NRW. "Bis Ende Juni können sich interessierte Lehrer bei uns melden", sagt Anja Rütenik, Sprecherin des Projekts "Juniorwahl". Meist werde an den Schulen ein Lehrer als Projektleiter bestimmt, das Thema Wahlen könne danach aber auch interdisziplinär behandelt werden. "Die Wahl selbst wird von den Schülern organisiert, um ihnen die Abläufe näher zu bringen", erläutert Rütenik. So bilden die Jugendlichen etwa den Wahlvorstand, stellen Wählerverzeichnisse auf und zählen am Schluss die Stimmen aus.

Bei den Neusser Schulen stößt das durchaus auf Interesse. "Das wäre was für uns", sagt etwa Gerhard Kath, Schulleiter des Humboldt-Gymnasiums. Ganz unerfahren in Sachen politische Bildung ist die Schule nicht: Schon bei der letzten Kommunalwahl machte das Gymnasium bei einer Juniorwahl mit, organisierte zu Wahlen — etwa letztes Jahr zur Landtagswahl — Debatten mit den Kandidaten der Parteien. "Das haben wir uns auch für die Bundestagswahl vorgenommen", sagt Kath, der das Konzept der Juniorwahl als praktisches Lernen begrüßt. So sehen es auch die Schüler. Vor allem sei es wichtig, schon vor dem 18. Lebensjahr den Ablauf einer Wahl kennen zu lernen, meint Laura Lückmann, Sprecherin der Bezirksschülervertretung (BSV). "Gerade wenn die Eltern Nichtwähler sind, kann die Schule wichtige Impulse geben", sagt die 18-Jährige, die in diesem Jahr zum ersten Mal ihr Kreuz bei einer Bundestagswahl machen wird. Ähnlich sieht es BSV-Vorstandskollege Konstantin Rehlinghaus: "In anderen Ländern wird für Demokratie gekämpft, wir sollten daher die Wahlen ernst nehmen", meint der 19-Jährige.

Die Neusser Jusos hoffen nun auf eine positive Resonanz der Schulen. "Das Projekt macht Demokratie direkt erlebbar", meint Marcel Loerper. Er hat die Erfahrung gemacht, dass Jugendliche angesichts umfassender Wahlprogramme Anleitung brauchen, sich aber sehr wohl für Politik interessieren — "gerade wenn es um die Themen Jugend und Bildung geht, lässt sich anschaulich zeigen, dass auch die Stimmen der jungen Wähler zählen", meint er.

(NGZ/ac/url)
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