Was wird aus dem Berufsförderungslehrgang? Stadt vor dem Rückzug aus Holzheim

Von Ludger Baten

Von Ludger Baten

Der Berufsförderungslehrgang Holzheim soll offenbar aus städtischer Trägerschaft gelöst und bereits im kommenden Jahr mit dem Kolping Bildungswerk verschmolzen werden. Dabei geht's ums liebe Geld: Erstens soll der Zuschussbedarf, der auf rund eine halbe Millionen Mark beziffert wird, drastisch gesenkt werden. Zweitens könnte das historische Gebäude am Hindenburgplatz als Wohn- und Büroraum vermarktet werden; vorausgesetzt der Berufsförderungslehrgang würde ein neues Domizil beziehen.

Eine interne Arbeitsgruppe der Stadtverwaltung ist beauftragt, eine Vorlage zu erarbeiten; schon baut sich ein Spannungsfeld auf. Schuldezernent Kruse steht mit dem vom ihm favorisierten GmbH-Modell offenbar in der Minderheit. Er will Berufsförderungslehrgang und das Berufsbildungswerk (BBW) im Hammfeld unter einem GmbH-Dach zusammenfassen. Bekannt ist auch, dass sich die Mitarbeiter der Holzheimer Einrichtung gegen eine "Fusion" mit dem Kolping Bildungswerk wehren. Pikant am Rande: Michael Heesch, Leiter des Berufsförderungslehrgangs, ist CDU-Vorsitzender von Partei und Fraktion in Grevenbroich. Auch über seine Zukunft entscheiden die Neusser Parteifreunde.

Drei Säulen tragen in Neuss die nicht privat-wirtschaftlich organisierte Jugend-Berufsförderung. Rund 280 junge Frauen und Männer mit schulischen Defiziten und sozialen Schwierigkeiten werden auf dem Weg ins Berufsleben qualifiziert. Neben den freien Trägern, auf denen das Kolping Bildungswerk und das Berufsförderungszentrum Schlicherum gründen, operiert auch der städtische Berufsförderungslehrgang in Holzheim. Das Trio tritt seit einigen Jahren als Anbieter-Gemeinschaft gegenüber den Fördermittel-Gebern Arbeitsamt und Landeswirtschaftsministerium auf.

Der Wettbewerb auf dem lukrativen Markt der Berufsförder-Maßnahmen wird zunehmend schwieriger. Um bei den Ausschreibungen Erfolg zu haben, sind Subventionen durch die Stadt und die Einsicht bei den Vergabe-Entscheidern erforderlich, dass in Neuss besonders qualifizierte Angebote geschnürt werden können. Kritiker fürchten, das diese Standort-Vorteile für Neuss verloren gehen, wenn sich die Stadt aus der Berufsförderung zurückziehe.

Der größte Knackpunkt einer Zusammenführung von Berufsförderungslehrgang und Kolping Bildungswerk stellen die arbeitsrechtlichen Auswirkungen für die städtischen Bediensteten dar. "Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen geben", verlautet es bereits aus dem Rathaus. Für Kenner der Szene scheint klar, dass es Umstrukturierungen geben muss, "damit wir konkurrenzfähig bleiben." Der Verwaltungsvorschlag wird die Basis der Beratungen in den poli- tischen Gremien bilden.

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