Neuss Stadt verteilt immer weniger "Knöllchen"

Neuss · Seit Jahren sinken die Bußgeld-Einnahmen - gegen den Trend. Im Rathaus wird das auf ein verändertes Fahrverhalten zurückgeführt.

 Strafzettel müssen die Neusser immer seltener zahlen. Der Großteil der Einnahmen kommt aber immer noch durch Verkehrsdelikte zustande.

Strafzettel müssen die Neusser immer seltener zahlen. Der Großteil der Einnahmen kommt aber immer noch durch Verkehrsdelikte zustande.

Foto: Probst

In manchen Rathäusern gelten sie längst als so etwas wie ein fester Posten. Vielerorts sollen sie die klammen Kassen wenigstens ein bisschen füllen. Doch davon kann in Neuss keine Rede sein. Denn während etliche Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen immer mehr Bußgelder kassieren, zeigt der Trend in der Quirinusstadt in die entgegengesetzte Richtung. Schon seit Jahren sinken die Einnahmen aus sogenannten Knöllchen.

So ging der Bußgeldbetrag von knapp zwei Millionen Euro im Jahr 2011 um rund sieben Prozent auf 1,87 Millionen im vergangenen Jahr zurück. Und auch die neuesten Zahlen legen nahe, dass sich diese Entwicklung fortsetzen wird. Im ersten Halbjahr 2014 "spülten" Raser und Falschparker gerade einmal noch etwa 900 000 Euro in die Neusser Stadtkasse.

Zum Vergleich: NRW-Spitzenreiter Bielefeld, der mit der Blitzanlage an der A 2 eine der lukrativsten Radarfallen Deutschlands in seinem Stadtgebiet hat, steigerte die Einnahmen allein zwischen 2012 und 2013 um rund 239 Prozent auf fast 44 Millionen Euro. Und selbst Gebietskörperschaften, die nicht über eine vergleichbare verkehrstechnische "Goldgrube" verfügen, konnten ein Plus verzeichnen. Im gesamten Rhein-Kreis Neuss wurden die Sünder zum Beispiel 2013 mit etwas über drei Millionen Euro zur Kasse gebeten - ein Zuwachs von immerhin 13,6 Prozent.

Bei der Stadt, die finanziell vergleichsweise gut dasteht, will man angesichts des eigenen Minus gleichwohl nicht klagen. "Zum einen kann es sein, dass die seit 1. Januar höheren Bußgelder abschrecken. Zum zweiten sind die Leute auch vernünftiger geworden", sagte ein Stadtsprecher. Und überdies wirke das städtische Konzept. So lege man es nicht darauf an, abzukassieren. "Wenn wir jemanden sehen, der falsch parkt, versuchen wir es zunächst mit einer Ermahnung", so der Sprecher.

Dabei gibt es immer noch Unbelehrbare. So stoppte die Stadt, die 18 Mitarbeiter bei der Verkehrsüberwachung beschäftigt, die "Rekordhalter" des laufenden Jahres mit 109 beziehungsweise 106 km/h in Tempo-50-Zonen.

Und auch die Polizei hat immer wieder mit Rasern zu kämpfen. "Wir hatten seit April drei Leute, die über 60 km/h schneller als erlaubt fuhren", sagte ein Polizeisprecher am Wochenende. Dabei registrieren die Polizisten aber ebenfalls einen Rückgang der Fälle. "Eklatante Verstöße sind seltener geworden", berichtete der Sprecher aus dem Polizeialltag.

Stadt und Polizei ergänzen. Die Rathausmitarbeiter dürfen lediglich an Unfallschwerpunkten sowie an Stellen mit besonders schutzbedürftigen Personen wie vor Kitas, Schulen und Altenheimen kontrollieren. So ist die Stadt regelmäßig an der Konrad-Adenauer-Straße, der Kölner Straße sowie am Berghäuschensweg im Einsatz, wo viele junge Familien wohnen. Die Polizei darf hingegen auch an anderen Stellen, etwa vor Baustellen und an Orten, die von Bürgern benannt wurden, überwachen.

(NGZ)