Neuss Stadt streicht weiter Ausbildungsstellen

Neuss · Die Broschüre "Wege in die Zukunft" liegt noch überall im Rathaus aus und wirbt für den Ausbildungsbetrieb Stadtverwaltung, doch ihr Inhalt ist zum Teil Makulatur. In einem knappen Schreiben hat Bürgermeister Herbert Napp die Dezernenten und die Leiter der betroffenen Fachämter davon in Kenntnis gesetzt, dass die Stadt schon im kommenden Jahr die Ausbildungsstellen in allen gewerblich-technischen Berufen streicht.

Der finanzielle "Gewinn" der Stadt liegt im kommenden Jahr bei 18 000 Euro und steht nach Überzeugung von Wilfried Derendorf in keinem Verhältnis zum Imageschaden, der der Stadt entsteht. "Ein Offenbarungseid", urteilt der stellvertretende Vorsitzende der Komba-Gewerkschaft Neuss. Im heute tagenden Personalrat der Stadtverwaltung wird er – unterstützt von der Komba-Jugend – die Formulierung einer Stellungnahme anregen, "mit der wir unsere Empörung darüber zum Ausdruck bringen".

Nachdem im Tiefbauamt und der Stadtgärtnerei schon länger keine Azubis mehr eingestellt werden, sind nun vier weitere Ausbildungsstellen von der Streichung betroffen. Im einzelnen geht es um die Ausbildung zum Vermessungstechniker beim Liegenschaftsbetrieb der Stadt, zum Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste bei der Stadtbücherei und zum Kfz-Mechaniker in der "Lehrwerkstatt" der Feuerwehr. All das seien Ausbildungsangebote "über Bedarf" urteilt der Bürgermeister, weil für die Azubis nach der Lehre keine freie Planstelle verfügbar sei. Ein Grund dafür: der Mitte 2010 verhängte generelle Einstellungsstopp.

Als Grund für das Ende dieser, so wörtlich, "freiwilligen Leistung" nennt der Bürgermeister allein finanzielle Gründe. Millionen müssten eingespart werden, hält er in dem Brief fest. Und obwohl dazu nicht zuletzt schon eine "umfangreiche Palette an personalwirtschaftlichen Maßnahmen beschlossen wurde", sei eine weitere Intensivierung der Sparbemühungen nötig. Auch so genannte kleine Posten müssten auf den Prüfstand, betont Napp.

Die Ausbildung allein auf verwaltungsspezifische Berufe zu reduzieren, was die Ankündigung des Bürgermeisters in der Konsequenz heißt, sei aus Sicht der Gewerkschaft der falsche Weg, hält Derendorf fest. Die Komba unterstütze das Ziel, die Gefahr eines Haushaltssicherungskonzeptes von der Verwaltung fernzuhalten, "doch nicht um den Preis, dass junge Menschen bei der Stadt keine berufliche Perspektive mehr haben." Denn noch sei jeder, den die Stadt nicht übernehmen konnte, aufgrund der guten Ausbildung gut untergekommen. Am 1. August begrüßt die Verwaltungsspitze die neuen Auszubildenden. Derendorf will dann deutliche Worte finden.

(NGZ)
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