Sozialdienst katholischer Männer in Neuss Stadt sichert Betreuungsarbeit des SKM

Neuss · Die Begleitung von Menschen, die ihre Angelegenheiten nicht mehr alleine regeln können, war immer Kernaufgabe des kirchlichen Verbandes – und ein Zuschussgeschäft. Weil die Stadt Geld dazu tut, kann der SKM diese Arbeit fortsetzen.

 Rebecca Igné, Karin Hilgers, Anneliese Klein und Udo Vestring (v.l.) leisten die Betreuungsarbeit beim SKM. Diese Aufgabe, die  der Verband seit seiner Gründung zu den Kernaufgaben zählt, ist jetzt auch mit Hilfe der Stadt finanziell abgesichert.

Rebecca Igné, Karin Hilgers, Anneliese Klein und Udo Vestring (v.l.) leisten die Betreuungsarbeit beim SKM. Diese Aufgabe, die  der Verband seit seiner Gründung zu den Kernaufgaben zählt, ist jetzt auch mit Hilfe der Stadt finanziell abgesichert.

Foto: Christoph Kleinau

Der Sozialdienst katholischer Männer steigt aus der „Täterarbeit“, also der sozialpädagogischen Begleitung gewalttätig gewordener Männer, zum Jahresende aus. Die Entscheidung, die Freitag noch einmal den SKM-Vorstand beschäftigen wird, ist ein Beispiel dafür, wie der christliche Sozialverband auf Veränderungen in Gesellschaft und Politik reagiert. Zur „DNA“, zur Kernaufgabe des SKM, werden aber weiter gesetzliche Betreuungen gehören – obwohl das seit Jahren ein Zuschussgeschäft war.

„Der SKM wurde gegründet, um sich um verwahrloste junge Männer zu kümmern“, erinnerte Geschäftsführer Franz Beering-Katthagen am Dienstagabend die Mitglieder. Dieses Kümmern drückt sich in der Betreuung von Menschen, die ihre Angelegenheiten nicht mehr alleine regeln können, besonders deutlich aus. Weil aber die Stundenpauschale, mit der die Arbeit des Vereins vergütet wird, seit 2005 nicht mehr angepasst wurde, andererseits aber Personal- und Sachkosten stiegen, kam der SKM wirtschaftlich stark unter Druck. Anderen Betreuungsvereinen ging es ähnlich, viele gaben deshalb auf. Zuletzt entschloss sich der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Neuss, spätestens bis Ende Juli alle Betreuungen abzugeben.

Der SKM entschied sich anders und stellte mit Rebecca Igné eine neue Betreuerin ein. „Das ist ein deutliches Zeichen“, sagte Philip Benning, Vorsitzender des Trägervereins. „Der Bedarf an Betreuungen ist ungebrochen hoch“, stellt er fest.

Dass sich der SKM dieses Engagement noch leisten kann, ist drei Umständen zu verdanken. Zum einen hat der Verband „in einem schwierigen Umfeld gut gewirtschaftet“, wie es Schatzmeister Stephan Meiser darstellte, der für das Geschäftsjahr 2018 eine Bilanz mit einem Überschuss von 12.800 Euro vorlegen konnte – bei 3,38 Millionen Euro Jahresetat. Zweitens haben sich Bund und Länder Anfang Juni darauf verständigt, die Pauschalvergütung um brutto 17 Prozent anzuheben. Das macht die Betreuungen noch immer nicht auskömmlich, sagt Beering-Katthagen, die verbleibende Lücke will nun aber die Stadt schließen. Ein entsprechender Vertrag sei in Vorbereitung. „Noch so eine Pleite wie mit dem SkF will die Stadt nicht erleben“, sagte Beering-Katthagen.

Von den Betreuungsfällen, die der SkF abgegeben hat, sind einige beim SKM gelandet, der nun 147 Menschen mit Zustimmung oder auf Veranlassung des Amtsgerichtes betreut. In 96 Fällen handelt es sich bei den Betreuten um Männer, erklärt Udo Vestring von der vierköpfigen Betreuungsstelle. Die coacht darüber hinaus etliche der derzeit 816 ehrenamtlichen Betreuer in der Stadt, die sich in der Regel um Angehörige kümmern.

Wie hart verdient die Betreuungspauschale im Einzelfall sein kann, machte Vestring in der Mitgliederversammlung deutlich, als er  das Beispiel einer psychisch kranken Frau schilderte, die der SKM seit drei Jahren begleitet.  Die Arbeit für sie – ein Behördenmarathon und ein Ringen mit Arbeitgeber, Arbeitsgericht und am Ende der Rentenkasse, mit Insolvenzverwalter, Ärzten und Krankenkasse, mit Banken und Vermietern. Seine Prognose: „Es ist leider so, dass diese Frau  weiter auf Hilfe angewiesen sein wird.“ Die kann und wird der SKM auch künftig leisten (können).

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