Stadt investiert Millionen in Gerätehäuser So soll die Feuerwehr vor Giftstoffen geschützt werden

Neuss · Vom Einsatzort schleppen Feuerwehrhelfer noch zu oft krebserregende Stoffe an ihrer Einsatzkleidung mit zurück in die Wache oder gar nach Haus. Die Stadt reagiert mit einem Umbauprogramm.

 Im Einsatz setzten sich Feuerwehrhelfer nicht nur Hitze, sondern oft auch giftigen und krebserregenden Stoffen aus.

Im Einsatz setzten sich Feuerwehrhelfer nicht nur Hitze, sondern oft auch giftigen und krebserregenden Stoffen aus.

Foto: Patrick Schüller

Feuerwehrhelfer halten im Einsatz oft genug die Knochen hin. Doch mit dem Kommando „Wasser aus“ und dem Abrücken ist die Gefahr noch nicht vorbei. Denn mit dem Rauch und dem Schmutz auf Helm und Einsatzkleidung nehmen die Helfer auch Stoffe zurück zur Wache, die in hohem Maße krebsgefährdend sind. Einrichtungen wie die Hamburger Gesellschaft „Feuer-Krebs“ warnen in diesem Zusammenhang. „Sogar der verschmutzte Feuerwehrhelm muss Geschichte werden“, fordert Geschäftsführer Marcus Bätge. Das Bewusstsein für mehr Schutz setzt sich auch in Neuss durch. Der Stadt als Dienstherr ist das Millionen wert.

Eine davon investiert das Gebäudemanagement in den kommenden Monaten in die Wache Norf, insgesamt eine weitere wird in diesem und im kommenden Jahr in Holzheim verbaut. Die Gerätehäuser in Rosellen und Grimlinghausen sind danach an der Reihe. „Herstellung einer Schwarz-Weiß-Schleuse“ heißt in der Baubeschreibung für alle diese Objekte, was im Prinzip die Kaue aus dem Bergbau nachahmt. Auf der einen Seite gehen die Einsatzkräfte dreckig hinein, auf der anderen Seite kommen sie zumindest ohne ihre verdreckte Wäsche heraus. Das soll eine Kontaminationsverschleppung, also das Verbreiten von giftigen und krebserregenden Stoffen, vermeiden.

Man plane sogar, einen Abrollbehälter, also einen transportablen Container anzuschaffen, in dem sich die Feuerwehrleute noch am Einsatzort umziehen können, berichtet der für Feuerwehrfragen zuständige Beigeordnete Holger Lachmann. Zur Wache könnten die Retter dann in Trainingsanzügen fahren – wie das auch Bätge fordert. In Skandinavien, zitiert ihn das Feuerwehr-Fachjournal, sei das längst Standard.

Mit ihrer Umbau-Offensive reagiert die Feuerwehr auch auf andere Entwicklungen und Notwendigkeiten. Zum Beispiel den wachsenden Frauenanteil. Laut Stadtbrandmeister Joachim Elblinger liegt der bei 13,2, bei der Jugendfeuerwehr allerdings schon bei 26,9 Prozent. Eigene Umkleideräume aber gibt es für Frauen längst nicht in allen Wachen. Die im Zentrum von Norf gelegene Wache gehört dazu. Weil diese ebenso wenig durch einen Neubau ersetzt wird wie die Wache Holzheim, sind zudem Investitionen in Sanitär-, Sozial- aber auch Schulungsräume notwendig. In Holzheim, wo zudem Parkplätze für den personell starken Löschzug neu gebaut werden, erhält das Gesamtgelände einen neuen Zuschnitt – und eine entschärfte weil besser einsehbare Ausfahrt.

Die Wache Hoisten wurde gerade erst ertüchtigt. Dort musste eine Absauganlage her, um die Feuerwehrkräfte, die sich noch in der Wagenhalle umziehen müssen, vor den Abgasschwaden der dann schon warm laufenden Einsatzfahrzeuge zu schützen. Diese Ausgabe für einen schon abgeschriebenen Standort nennt Lachmann eine Investition in die Durchhaltefähigkeit. Denn bis zur Fertigstellung der „Wache Süd“, wo auch hauptamtliche Kräfte Dienst tun werden, wird es noch einige Jahre dauern. So lange wird die  Uralt-Wache Hoisten noch benötigt.

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