Beauftragter in Neuss Der direkte Draht zum Ehrenamt

Neuss · Frank Derichs, persönlicher Referent des Bürgermeisters, soll als Ehrenamtsbeauftragter Bindeglied zwischen der Verwaltung sowie den Vereinen und Verbänden sein. Die Anregung für dieses Amt kam aus der Sozialpolitik.

 Frank Derichs, Ehrenamtsbeauftragter der Stadt Neuss.

Frank Derichs, Ehrenamtsbeauftragter der Stadt Neuss.

Foto: Christoph Kleinau

Das Ehrenamt bekommt im Rathaus einen festen Ansprechpartner. Frank Derichs, seit 40 Jahren bei der Stadt beschäftigt, soll diese Aufgabe ab dem 1. Mai zusätzlich zu seinen anderen Pflichten übernehmen. Er habe sich nicht danach gedrängt, sagt der 56-Jährige, das Amt sei wie von selbst an ihn gefallen. Denn Derichs weiß selbst, was Ehrenamt bedeutet und was es leisten kann. Und als persönlicher Referent von Bürgermeister Reiner Breuer sei er bei vielen Terminen dabei und für die Nachbereitung und die Klärung offen gebliebener Fragen zuständig. Ein Kümmerer im besten Wortsinn.

Für den offiziellen Start seiner Arbeit als Ehrenamtsbeauftragter der Stadt Neuss plant Derichs einen großen „Aufschlag“: Wenn am 4. Mai das Stadtfest „Neuss blüht auf“ gefeiert wird, will er sich und seine Funktion der Öffentlichkeit vorstellen. Plattform dazu soll der Ehrenamtsbus des Landes Nordrhein-Westfalen sein, den Derichs für diesen Tag für einen Besuch in Neuss chartern konnte. Bis dahin will er schon „netzwerken“, Kontakt mit Vereinen und Initiativen aufbauen. Denn die Aufgabe eines Ehrenamtsbeauftragten sei neu und, so Derichs, „klassisch in der Verwaltung nicht verankert“.

Der Anstoß, diese Funktion zu schaffen, kam aus dem Kreis der Sozialpolitik. Das kann Derichs nachempfinden. „Ohne Ehrenamtler wäre die Flüchtlingskrise 2015 nicht zu stemmen gewesen“, sagt er. Aber Derichs verengt nicht den Blick auf die Erfahrung jener Monate und die, so wörtlich, herausragende Bereitschaft zum Engagement, die er damals erlebte. Er ist seit langem schon zutiefst überzeugt: „Ohne Ehrenamt funktioniert unsere Gesellschaft nicht. Schon gar nicht im sozialen Bereich.“

Mit der neuen Funktion hat man Derichs allerdings keine Aufgabenbeschreibung an die Hand gegeben. Diese Auflistung von Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten darf er sich selbst erarbeiten. Derichs geht dies an mit der Erfahrung aus 40 Jahren öffentlichem Dienst und eigenen Kenntnissen aus der Kommunalpolitik in Dormagen und später in einem SPD-Ortsverein in Neuss oder dem Engagement im Vorstand der DJK Gnadental. Aber gerade weil noch nichts fix ist, fängt jeder seiner Sätze mit „Ich möchte“ an.

So möchte Derichs den Ehrenamtsgedanken den Menschen nahebringen, die aus dem Ausland nach Neuss gekommen sind. „Es gibt unter ihnen viele, die verstehen nicht, warum man nach der Arbeit unentgeltlich weiterarbeitet“, sagt er. Er möchte für die Verantwortlichen in Neusser Vereinen und Verbänden ansprechbar und ihr Lotse durch die Behörde sein. „Ich kenne das Rathaus. Das spielt mir in die Hände.“ Ferner möchte Derichs gebündelt Veranstaltungen für Fragen organisieren, die alle Vereine gleichermaßen beschäftigen – wie etwa zuletzt der Umgang mit der Europäischen Datenschutzrichtlinie. Und er will Spaß am Ehrenamt vermitteln und vielleicht mit der Auslobung eines Ehrenamtspreises Anerkennung schaffen, die über Vergünstigungen der Ehrenamts-Card hinausgeht.

Dem Ehrenamtsbeauftragten hat Bürgermeister Reiner Breuer innerhalb der Verwaltung Weisungskompetenz eingeräumt. Zur Erfüllung der Aufgabe wird zudem eine Geschäftsstelle Ehrenamt mit eigenem Budget aufgebaut. Die Stelle dort wird derzeit ausgeschrieben.

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