Neuss Stadt hält an hohem Bestattungsniveau fest

Neuss · Die Gerichte haben definiert, was zu einem behördlich angeordneten Begräbnis gehört, doch dieser Standard ist nicht der in Neuss gepflegte. "Wir tun mehr als das", stellte Ordnungsamtsleiter Uwe Talke fest. Damit die Stadt trotzdem die Kosten im Griff behält, wird die Leistung alle zwei Jahre öffentlich ausgeschrieben. Den Zuschlag für die Jahre 2011 und 2012 erhielt jetzt ein Neusser Bestattungsunternehmen.

Zwischen 50 und 60 Mal im Jahr tritt der Fall ein, dass in Neuss ein Mensch beerdigt werden muss, der ohne Angehörige dasteht. In anderen Städten ist man dazu übergegangen, diese Leichen zu verbrennen und ihr Asche in Urnenfeldern anonym zu bestatten. In Neuss gibt es das nicht. "Wir äschern grundsätzlich nicht ein", erklärt Stephan Schmitt von der Friedhofsverwaltung, hier wird keiner "weggescharrt", sagt auch Talke. "Wir wollen ehrwürdige Bestattungen sicherstellen."

Was dazu gehört, hat das Ordnungsamt schon vor Jahren im Gespräch mit Kirchen und Politik festgelegt: Ein Sarg, Aufbahrung in der Friedhofskapelle, Bestattung in einem Reihen-Einzelgrab, ein Holzkreuz, das den Namen des Verstorbenen trägt. Und wenn der Tote jüdischen oder muslimischen Glaubens ist, für die Beisetzung deshalb ein besonderer Ritus – etwa mit Waschungen – vorgesehen ist, dann zahlt die Stadt auch das gerne.

Mit den Beerdigungen selbst wurde in der Vergangenheit immer reihum ein Neusser Bestatter nach dem anderen beauftragt. Bis in die Preise Bewegung kam, auch günstigere Angebote gemacht wurden. Seitdem wird ausgeschrieben und der Auftrag insgesamt einem Unternehmen erteilt.

Gerufen wird es, "wenn sich keine Angehörigen finden lassen, die zur Bestattung verpflichtet wären", sagt Schmitt. Denn ein Verstorbener muss – so will es das Gesetz – innerhalb von acht Tagen nach Feststellen des Todes beigesetzt sein. Dass sich trotzdem noch später Angehörige melden, schließt die Friedhofsverwaltung nicht aus. Auch deshalb kommt der Tote nicht auf ein anonymes Urnenfeld. "Was", so fragt Schmitt, "wenn sich einer meldet und wir dem kein Grab zeigen können?" Und auch eine soziale Ausdifferenzierung gibt es nicht. "Das ist nicht unser Selbstverständnis", sagt Schmitt. Der Tote liegt auf dem Hauptfriedhof in einer Reihe mit anderen Verstorbenen. Das führe zwar gelegentlich zu Beschwerden anderer Reihengrabnutzer, die sich an der oft schmuckloseren Grabstelle stoßen. Aber solche Diskussionen halte man aus, sagt Schmitt.

(NGZ)
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