Neuss Stadt fordert Kastrationspflicht

Neuss · Heute legt die Verwaltung im Umweltausschuss eine Verordnung zur Kastrationspflicht vor. Wer bald freilaufende Katzen nicht kastriert, muss mit Geldbußen von bis zu 150 Euro rechnen. Tierschützer haben darauf hingearbeitet.

 Neusser Tierschützer haben dieser wilden Katze einen Verschlag hinter einem Supermarkt gebaut. Wie viele Streuner auf dem Neusser Stadtgebiet leben, erfasst die Verwaltung nicht.

Neusser Tierschützer haben dieser wilden Katze einen Verschlag hinter einem Supermarkt gebaut. Wie viele Streuner auf dem Neusser Stadtgebiet leben, erfasst die Verwaltung nicht.

Foto: Hammer (archiv)

Lange haben Neusser Tierschützer für die Kastrationspflicht bei Katzen gekämpft, nun soll heute darüber entschieden werden. Der Umweltausschuss wird über eine entsprechende Verordnung beraten, die von der Stadtverwaltung vorgeschlagen wird. Die neue Regelung soll alle Katzenhalter dazu verpflichten, ihre Tiere, sofern diese Freigänger sind, zu Beginn des sechsten Lebensmonats kastrieren zu lassen. Haltern, die dies nicht beachten, droht ein Bußgeld von bis zu 150 Euro pro Tier.

Den Antrag für die Kastrationspflicht hatte die Unabhängige Wählergemeinschaft UWG im Juni gestellt. "Wir sind froh, dass die Verwaltung sich jetzt endlich bewegt", sagt Karin Borrmann-Schulz, die sich als Sachkundige Bürgerin und Tierschützerin schon länger für die Kastrationspflicht eingesetzt hat. "Die Gespräche mit den Tierschutzvereinen zeigen, wie wichtig eine solche Verordnung ist", sagt Borrmann-Schulz. Ein Runder Tisch hatte im vergangenen Jahr gezeigt, dass sowohl der Neusser Tierschutzverein, die Katzennothilfe Kitty, das Tierheim Bettikum, die Kreisjägerschaft und das Kreisveterinäramt die Kastrationspflicht einfordern.

"Die Population der wilden Katzen muss kontrolliert werden", sagt Ulrike Foerster von der Katzennothilfe Kitty. Regelmäßig kastriert der Verein wilde Katzen — bislang auf einer recht wackeligen rechtlichen Grundlage, denn die Streuner könnten theoretisch ja noch einen Besitzer haben. "Die Kastrationspflicht erlaubt uns, die Tiere schneller und unbürokratischer kastrieren zu lassen", sagt Foerster. Ähnliches gilt für das Tierheim, das bislang eine Wartezeit von rund sechs Wochen einhalten muss, bis eine Kastration erlaubt ist. Künftig könnte das schneller gehen.

Umweltdezernent Horst Ferfers, der die neue Verordnung gemeinsam mit dem Rechts- und Ordnungsamt ausgearbeitet hat, sieht in der Kastrationspflicht dementsprechend eher als Handhabe für die Vereine, denn als aktives Eingreifen der Verwaltung. Denn für Kontrollen fehle Personal und Geld, so Ferfers, der für die Formulierung der Kastrationspflicht auf das so genannte Paderborner Modell zurückgegriffen hat. Die Stadt gilt als Vorreiter bei der Kastrationspflicht, seit drei Jahren müssen Halter dort ihre Tiere kastrieren lassen.

Die Stadt hatte die Einführung der Verordnung mit viel Aufklärungsarbeit verbunden, um Katzenhalter zu motivieren, sich an die neue Regelung zu halten. Das ist in Neuss jedoch nicht geplant. Den Tierschützern ist das gleich — "wir hoffen nur darauf, das die Pflicht endlich kommt", sagt Ulrike Foerster — immerhin hat sie sich knapp vier Jahre genau dafür eingesetzt.

(NGZ/rl)
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