Neuss Spritpreise treffen Wirtschaft
Neuss · Das Rekordniveau der Kraftstoffpreise bereitet der Neusser Wirtschaft große Sorgen: Taxifahrer erwägen, die Tarife erhöhen zu lassen, und Logistiker fürchten um die Existenz kleiner Unternehmen. Es gibt aber auch einen Gewinner.
Die Wirtschaft in der Stadt ächzt unter der Last der hohen Spritpreise. Vor allem Spediteure und Logistiker, aber auch Taxifahrer haben große Probleme, die hohen Kosten aufzufangen. Denn sie können die Belastung nicht einfach weitergeben. "Unsere Taxi-Unternehmer müssen die Spritpreise selbst auffangen", sagt Paul Rulf, Geschäftsführer der Funktaxi-Zentrale IG Neuss. Die 71 Unternehmer mit den 81 Taxis sprachen sich im März bei ihrer Versammlung dafür aus, die Preisentwicklung in den kommenden Monaten abzuwarten — und dann eventuell einen Antrag zu stellen, die Tarife zu erhöhen. "Die Spritpreis-Grenze zur Tariferhöhung ist langsam erreicht", sagt Rulf. Zuletzt wurden die Fahrpreise im Januar 2011 erhöht. Doch so einfach ist das nicht: Denn dem Antrag müsste der Kreistag zustimmen.
Sieben Sprit-Diebstähle
Ähnlich schwer ist es für viele Spediteure und Logistiker, die Kraftstoffpreise weiterzugeben. Denn gerade kleinere Lieferanten haben keine Diesel-Preisstaffel oder sogenannte Floater in ihren Verträgen. "Wir machen uns große Sorgen, denn die meisten Unternehmen können so die Preise nicht an Kunden weitergeben", sagte ein Sprecher des Verbands Spedition und Logistik NRW mit Sitz in Düsseldorf. "Man muss sich sehr gut überlegen, ob sich manche Touren überhaupt noch lohnen. Insbesondere kleine Unternehmen werden so kaputtgehen." Das befürchtet auch Thomas Klann, Leiter des Arbeitskreises Logistik der Mittelstandsvereinigung der CDU: "Die Gefahr ist gegeben, dass sich kleinere und mittlere Unternehmen nicht durchsetzen können." Die Neusser Wirtschaft ist geprägt von Logistik- und Speditionsdienstleistern. Im Rhein-Kreis sind rund 500 Unternehmen mit etwa 10 000 Arbeitnehmern davon betroffen.
Es gibt aber auch Gewinner unter den Logistik-Unternehmen: die Neuss Düsseldorfer Häfen etwa. Steigen die Kraftstoffpreise, wird die Straße als Transportweg immer unattraktiver. "Je teurer der Diesel, desto besser ist es für die Schifffahrt", sagt Andreas Hamm von der Geschäftsführung der Neuss Düsseldorfer Häfen. "Ab einem bestimmten Preis ändern sich ganze Transportketten." Gerade größere Frachten, die für Speditionen lukrativ sind, könnten so auf die Schiene oder das Wasser wechseln. Schon im vergangenen Jahr legte der Neusser Hafen zu und steigerte seinen Gesamtumschlag um 0,2 Prozent auf 7,312 Millionen Tonnen.
Bei der Neusser Polizei machen sich die Rekordpreise allerdings noch nicht bemerkbar. Im Januar und Februar verzeichnete die Polizei sieben Sprit-Diebstähle. Im gleichen Zeitraum 2011 waren es hingegen acht.