Neuss Sportplatz-Übergabe wird neu verhandelt

Neuss · In einer Woche soll die SG Erfttal Hausherr auf der Bezirkssportanlage in ihrem Stadtteil werden. Ob das gelingt, hängt von letzten Gesprächen am Montag ab. Zwei Punkte könnten das in Neuss einmalige Projekt noch scheitern lassen.

 Heinz Sahnen (l.) und der SG-Schatzmeister Eckhard Pohl: "Die Übernahme der Verantwortung für die Sportanlage Erfttal ist ein Wagnis."

Heinz Sahnen (l.) und der SG-Schatzmeister Eckhard Pohl: "Die Übernahme der Verantwortung für die Sportanlage Erfttal ist ein Wagnis."

Foto: a. woitschützke

Ein halbes Jahr vor Weihnachten möchte Heinz Sahnen eigentlich noch nicht ans Schneeräumen denken. Er muss es aber, denn die Verkehrssicherungspflicht und damit auch der Winterdienst ist ein Punkt, der ein bisher in der Stadt einmaliges Projekt noch abwürgen könnte: die Übertragung der vollen Verantwortung für eine Bezirkssportanlage auf einen Verein. "Die Stadt kann die Latte noch so hoch hängen", sagt der Vorsitzende der Sportgemeinschaft Erfttal (SG), "dass sie uns daran aufhängen kann." Ob das passiert, weiß er am Montagnachmittag. Denn dann hat er einen Termin im Rathaus, wo der Entwurf eines Pachtvertrages, der ihm gestern per Bote zugestellt wurde, noch einmal neu verhandelt werden soll.

Eine Woche, bevor die SG Erfttal offiziell Hausherr auf der Bezirkssportanlage Erfttal werden soll, sind vor allem noch zwei Punkte strittig: die Verkehrssicherungspflicht, die die Verantwortung für fast 500 Meter Gehweg einschließt, und die technische Instandhaltung von Sportheim, Zaun oder Flutlichtanlage. "Wenn das von uns verlangt würde — wir könnten es nicht", gibt Sahnen zu.

Sportdezernent Stefan Hahn legt sich auf Nachfrage im Detail nicht fest, bestätigt aber, dass noch nicht in allen Punkten ein Konsens erreicht wurde. "Wir hoffen auf eine Einigung", sagt er. Aber weil beide Seiten an einer Lösung interessiert seien, rechnet er auch damit.

Die Stadt wollte die Bezirkssportanlage aus Kostengründen schließen, der Verein bestand darauf, sie und damit ein Sportangebot im jungen Ortsteil Erfttal aus sozialpolitischen und gesundheitspolitischen Gründen zu erhalten. Gelöst wurde dieser Gegensatz durch ein Modell, das der Stadt eine Ersparnis von gut 50 000 Euro jährlich bringt, dem Verein aber einen städtischen Zuschuss von 32 000 Euro lässt. Angesichts dieser knappen Finanzausstattung ist Sahnen mit SG-Schatzmeister Eckhard Pohl einig: "Die Übernahme ist ein Wagnis."

Intern hat der Verein schon alle organisatorischen Weichen gestellt. Es gibt einen Wirtschaftsausschuss, der mit einer Handvoll Helfer verhandelt, die die Pflegearbeiten — auf Stundensatzbasis — erledigen. Der städtische Zuschuss soll das ebenso decken wie die Betriebskosten für Anlage (Rasenmäherbenzin, Kreide, Flutlichtstrom) und Sportlerheim (Wasser, Heizung, Müllabfuhr). Rücklagen für größere Renovierungen lassen sich da nicht bilden.

Weil "Armut in Erfttal ein Begriff ist", wie Sahnen sagt, will der Verein das Projekt Eigenverantwortung nicht mit höheren Beiträgen verbinden. "Es soll so laufen, dass die Eigenregie gar nicht bemerkt wird", sagt Hans-Peter Gummersbach. Er ist Leiter der 140 Köpfe zählenden Jugendabteilung. Noch 140, sagt er, denn wöchentlich werden es mehr. "Wir verzeichnen einen enormen Zulauf", sagt Sahnen, der gestern sogar über die Aufnahme einer ganzen Mannschaft verhandelte.

(NGZ/ac)
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