Neuss SPD-Fraktion drängt auf "Masterplan Stadtmauer"

Neuss · In der Verwaltung soll ein Konzept zur Sanierung, Pflege und besseren Präsentation der Stadtbefestigung erdacht werden. Zeit dafür: ein Jahr.

 Michael Hohlmann, Reiner Breuer, Sascha Karbowiak und Michael Ziege machen sich für einen "Masterplan Stadtmauer" stark.

Michael Hohlmann, Reiner Breuer, Sascha Karbowiak und Michael Ziege machen sich für einen "Masterplan Stadtmauer" stark.

Foto: A. Woitschützke

Sabine Sauer hat Freitagnachmittag um Punkt 15 Uhr eine Verabredung mit der Stadtgeschichte. Auf Bitten des Eifelvereins führt die Archäologin entlang der mittelalterlichen Stadtmauer. Alleine wird sie nicht gehen müssen, im Gegenteil. Geschichte hat was - und zwar Konjunktur. Allerdings, so kritisiert nicht zuletzt die SPD, könnte die Stadt sorgsamer mit diesem Erbe umgehen. Die Sozialdemokraten fordern daher einen "Masterplan Stadtmauer", den sie kommende Woche mit einem Antrag an den Rat auf den Weg bringen wollen.

"Ich finde, wir sollten den Begriff der Heimat ruhig stärker besetzen", hatte der damalige Fraktionsvorsitzende und Landtagsabgeordnete Reiner Breuer seine Genossen schon im März aufgefordert, als die Neusser SPD beim politischen Aschermittwoch ihr Programm für die Kommunalwahl verabschiedete. Daran hält er fest, deshalb unterstützt er den Vorstoß, im Rathaus eine ämterübergreifende Arbeitsgruppe zu installieren, die nur einen Auftrag hat: Innerhalb eines Jahres ein, so wörtlich, "nachhaltiges Konzept zur Sanierung, regelmäßigen Pflege und verbesserten Präsentation" der mittelalterlichen Stadtbefestigung zu erarbeiten.

Im Rathaus hat man auf diesen "Schubser" offenbar nicht gewartet. "Die Stadtmauer muss ein Gesamtthema sein", sagt Planungsdezernent Christoph Hölters, aber das sei leicht gesagt. Denn die Eigentumsverhältnisse an der Mauer sind unterschiedlich, ebenso Zuständigkeiten und Nutzung. Insgesamt zehn Abschnitte hat die Verwaltung auf diese Weise schon definiert und "mögliche Maßnahmen ins Auge gefasst", wie er vorsichtig hinzufügt. Das Thema Stadtmauer sei also nicht erst mit dem SPD-Antrag "sozusagen vom Himmel gefallen."

Dass die Stadtmauer immer mal wieder auf der Tagesordnung stand und steht, dafür sorgt nicht zuletzt die Vereinigung der Heimatfreunde. Sie hat anschauliche Modelle zum Beispiel der abgerissenen Stadttore oder der ehemaligen Geschützbastion Kehlturm vor Ort aufgestellt. Auch die Bürgerstiftung Neuss (Bü.Ne) macht die Stadtmauer zum Thema. Mit Hilfe der Sparkasse und des Berufsförderungswerkes Schlicherum ließ sie zum Beispiel vor zwei Jahren Teile der Mauer entlang der Erftstraße professionell reinigen. "Ein erstes Zeichen gegen die Verwahrlosung", erinnert SPD-Mitglied und Bü.Ne-Vorstand Michael Hohlmann, der sich auch aktuell an Unkraut oder Schmierereien auf dem historischen Mauerwerk stößt.

Geht es nach der SPD, dann soll die Verwaltung auch nach Möglichkeiten suchen, wie Abschnitte des Festungswerkes, die umbaut sind, also verborgen liegen, erlebbar(er) gemacht werden können. Im Keller eines Bistros an der Erftstraße zum Beispiel kann - wer es weiß - einen original erhaltenen Rundturm aus Basalten und Feldbrandziegeln bestaunen, berichtet Hohlmann. Solche versteckten Relikte der Vergangenheit zu besonderen Anlässen und unter sachkundiger Führung zugänglich zu machen, wäre nach Meinung der SPD angezeigt, um die Neusser Stadthistorie intensiver für kulturelle und touristische Zwecke zu nutzen. Über die vorliegenden Broschüren zur Stadtgeschichte hinaus wünscht sich die SPD einen Flyer für Schulen und Touristen mit einem Spaziergang um das mittelalterliche Neuss. Die Stadtarchäologin Sauer hätte dann auch mal frei.

(NGZ)
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