Neuss Sozialarbeiter und Seelentröster

Neuss · Hubert Benz ist Hausmeister und betreut für den Neusser Bauverein in der Nordstadt 650 Wohnungen. Das macht er auf eine ruhige und freundliche Art, die ihn bei den Mieter sehr beliebt macht.

 Glühbirnen hat Hubert Benz immer in der Tasche, wenn er unterwegs ist. Oft reichen kleine Handgriffe, um Ärgernisse zu beseitigen.

Glühbirnen hat Hubert Benz immer in der Tasche, wenn er unterwegs ist. Oft reichen kleine Handgriffe, um Ärgernisse zu beseitigen.

Foto: A. Woitschützke

Schon morgens um halb acht geht es im Büro von Hubert Benz zu wie beim Hausarzt: Manche der Anrufer haben große, andere kleine Probleme, einige brauchen schnelle Hilfe, andere einfach jemanden, mit dem sie nach langer Zeit mal wieder sprechen können. Seit zehn Jahren arbeitet Hubert Benz für den Neusser Bauverein als Hausmeister und weiß sehr gut, dass alle seine Kunden vor allem ernst genommen werden wollen mit ihren Anliegen. Egal ob der Abfluss dicht ist, Müll im Hausflur liegt, ein Heizkörper gluckert, ob sich Risse im Putz, Schimmelflecken an der Wand zeigen oder ob der Nachbar mal wieder die Treppe nicht geputzt hat.

650 Wohneinheiten betreut Benz, ist Ansprechpartner für Ärger und Nöte, Ängste und Vorschläge der Mieter, hört erst einmal freundlich und gelassen zu, vermittelt, tröstet und kümmert sich, beschreibt sich selbst augenzwinkernd als "Sozialarbeiter mit handwerklichen Fähigkeiten" und ist doch weit mehr für seine Mieter: nämlich Freund und Helfer, ein bisschen großer Bruder und oft genug letzter Ratgeber, wenn alle anderen sozialen Stricke längst gerissen sind. "Räumungen, Leichenfunde, Wohnungsöffnungen, all das ist für uns Alltag", erzählt der sympathische Allround-Handwerker, der mit seiner ruhigen Art ein bisschen wie ein Fels in der Brandung wirkt, unumstößlich und bodenständig, einer, der hilft und betreut, vor allem immer weiter weiß. Nach all den Jahren kennt er viele Mieter persönlich, mit vielen duzt er sich und nimmt es gelassen, auch in seiner Freizeit immer wieder angesprochen zu werden: "Hausmeister ist man eigentlich immer", sagt Benz, der selber in der Nordstadt aufgewachsen ist. Nach der Morgensprechstunde schaut er sich vor Ort Schäden oder Mängel an, wägt ab, telefoniert, organisiert. An einer Station tauscht er Glühbirnen im Flur aus, klingelt an Wohnungen, vor denen Sperrmüll steht und weist sie so ruhig und freundlich auf Brandgefahr und versperrte Fluchtwege hin, dass die Sachen ohne Murren beseitigt werden. Eine Frau hat Ärger im Haus, schimpft und fängt an zu weinen. Benz hört aufmerksam zu, tröstet, bietet ein vermittelndes Gespräch mit allen Beteiligten an.

Mal helfen Gesten, mal Worte, mal ist Tatkraft und Organisationstalent gefragt, mal einfach ein offenes Ohr. Abends, wenn er nach Hause fährt, schaltet er allerdings ab: "Dann lasse ich alles hinter mir." Bis zum nächsten Morgen, wenn er erneut Ansprechpartner, Seelentröster, Manager, Sozialarbeiter und Kümmerer ist für all die großen und kleinen Sorgen und Nöte seiner Mieter. Und natürlich auch Handwerker.

(NGZ)
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