Neuss Sonderalarm "MANV": Wenn Retter viele Verletzte versorgen müssen

Neuss · Als der Feuerwehrleitstelle am Freitagabend in Weckhoven ein Brand in einem Hochhaus an der Theresienstraße gemeldet wurde, löste sie im Rahmen der medizinischen Rettung auch einen Einsatz unter dem Stichwort "Massenanfall von Verletzten" (MANV) aus.

 Hochhausbrand: In Weckhoven an der Theresienstraße war das Einsatzkonzept "Massenanfall von Verletzten" ausgelöst worden.

Hochhausbrand: In Weckhoven an der Theresienstraße war das Einsatzkonzept "Massenanfall von Verletzten" ausgelöst worden.

Foto: Daniel Bothe

"Dieses Konzept soll sicherstellen, dass trotz eines Einsatzes mit möglicherweise vielen Betroffenen der normale Rettungsdienst weiter funktioniert und beispielsweise ein Herzinfarktpatient in einem anderen Stadtteil weiter versorgt werden kann", erklärt Marc Zellerhof, der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes im Rhein-Kreis Neuss.

Der Kreis verfüge insgesamt über 15 Rettungswagen. "Wenn davon fünf oder zehn an einem bestimmten Ort gebunden sind, merkt man das." Zugleich werde die Feuerwehr in ihrer Einsatzleitung unterstützt, weil sich in einem "MANV"-Fall ein leitender Notarzt und Rettungssanitäter um den rettungsdienstlichen Teil kümmerten.

In Weckhoven wurde ein "MANV"-Alarm der Stufe eins ausgerufen, bei der die Feuerwehr im Rhein-Kreis von fünf bis zehn Verletzten ausgeht. Stufe zwei gilt für zehn bis 20 Betroffene, Stufe drei für 20 bis 50 und Stufe vier für über 50 Verletzte, erklärt Zellerhoff.

Für den Rettungsdienst bedeute Stufe eins ein Ausrücken mit fünf Rettungswagen, zwei Notärzten und einer Schnellen-Einsatz-Gruppe (SEG). Letztere bestehe aus 18 Kräften mit einem Rettungswagen, zwei Krankenwagen und einem Materialwagen. "Bei Stufe zwei wird verdoppelt", sagt Zellerhoff. Außerdem ziehe man die Notfallseelsorge hinzu und setze noch einen Container mit technischen Geräten ein. "Bei den weiteren Stufen bitten wir bei den umliegenden Rettungsdiensten um Hilfe."

26 "MANV"-Einsätze hat es laut Zellerhoff im Rhein-Kreis im vergangenen Jahr gegeben. "Weckhoven war ein klassischer Fall: ein Hochhaus mit vielen Bewohnern, es war spät und kalt." Fälle der Stufen drei und vier gebe es zum Glück selten. "Der größte Einsatz, an den ich mich erinnere, war, als auf der Kraftwerksbaustelle von RWE in Grevenbroich ein Gerüst umgekippt war und es hieß, dass darunter 50 Leute verschüttet seien." Dort seien die Retter mit über 100 Fahrzeugen und sechs Hubschraubern im Einsatz gewesen.

Im Fall von Weckhoven dauern die Ermittlungen der Polizei noch an. Elf Personen waren dort durch Rauchgas leicht verletzt worden. Die Ursache für die Rauchentwicklung steht noch nicht fest.

(NGZ)
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