Neuss "Sommernachtstraum" in trauter Zweisamkeit

Neuss · Puck gibt es gleich zweimal. Der Schabernack, den er im Wald von Arden mit den Liebespaaren Hermia und Lysander, Helena und Demetrius, mit der Elfenkönigin Titania und dem Handwerker Zettel treibt, reicht allemal auch für zwei.

Aber das ist wohl weniger der Grund, warum Regisseurin Doris Harder ihn für die Inszenierung des "Sommernachtsraums" mit der Shakespeare Company Berlin verdoppelt hat. Auf diese Weise löst sie manches Auftrittsproblem ihrer sechsköpfigen Truppe, die schließlich 17 Rollen zu bewältigen hat.

Das Ausrufungszeichen hinter dem Titel hat die Bearbeitung, die an vier Terminen beim Shakespeare-Festival gezeigt wurde, schon deshalb verdient. Mehr aber noch für die optimal funktionierenden Kostüme, die mit wenigen Attributen flugs in Hof-, Handwerker- oder Elfentracht verwandelt werden. Die Geschlechtermerkmale sind dabei fast aufgehoben — was auch dem Regieprinzip entspricht, die Austauschbarkeit in der Liebe zu zeigen. Erst liebt Lysander Hermia, dann Helena (wenn auch durch Zauberei), dann wieder Hermia — in Harders Version könnte das "Bäumchen-wechsel-dich"-Spiel auch problemlos auf die Männer übergreifen.

Dieser Fokus auf die wechselhafte Zweierbeziehung wird eben bis zum verdoppelten Puck ausgedehnt, der schon mal mit sich uneins ist. Dass das nicht bis zum Schluss durchgehalten wird, ist sicher auch der Mehrfachbesetzung geschuldet. Dabei hätte man Oliver Rickenbacher gerne durchgängig als Puck erlebt, denn er gibt ihm etwas subtil-grausames, ist manchmal gar faustisch.

Mag die konsequent durchgezogene Linie der Austauschbarkeit (und der zwei Seelen in des Menschen Brust), der auch das in Form und Farbe an die Kostüme angelehnte Bühnenbild entspricht, ein überzeugender Zugriff auf das Stück sein — in der Darstellung zeigen sich Schwächen. Die Figuren bleiben blass, und die theatralische Art, mit der Handwerker agieren (die bei den Berliner auch die Inszenierung eröffnen), wirkt arg übertrieben gekünstelt. Das wäre besser allein ihrem Spiel der "höchst kläglichen Komödie und des höchst grausamen Tods des Pyramus und der Thisbe" am Hof von Theseus und Hipolyta vorbehalten geblieben. Begeisterter Beifall und stürmisches Getrampel im Globe.

(NGZ/rl)
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