Marcus Otte geht an die Grenze von Irak und Kuwait "So um die 50 Grad wird's wohl werden"

Marcus Otte geht an die Grenze von Irak und Kuwait · Er wird SPM beim GERMED14 der UNIKOM: Marcus Otte von den Neusser Maltesern heuert nicht beim Raumschiff "Enterprise" an, sondern stellt sich in den Dienst der guten Sache - als Senior Paramedic (SPM), als Leitender Rettungsassistent. Und zwar nicht irgendwo im Rheinland, sondern im Krisenherd Mittlerer Osten. Dort geht's hin: Marcus Otte vom Malteser Hilfsdienst wird in Kuwait ein halbes Jahr lang als Leitender Rettungsassistent arbeiten. Die Vereinten Nationen bewachen dort die Grenze zum Irak. NGZ-Foto: A. Woitschützke -->

Er wird SPM beim GERMED14 der UNIKOM: Marcus Otte von den Neusser Maltesern heuert nicht beim Raumschiff "Enterprise" an, sondern stellt sich in den Dienst der guten Sache - als Senior Paramedic (SPM), als Leitender Rettungsassistent. Und zwar nicht irgendwo im Rheinland, sondern im Krisenherd Mittlerer Osten. Dort geht's hin: Marcus Otte vom Malteser Hilfsdienst wird in Kuwait ein halbes Jahr lang als Leitender Rettungsassistent arbeiten. Die Vereinten Nationen bewachen dort die Grenze zum Irak. NGZ-Foto: A. Woitschützke -->

Der Further vom Jahrgang 1968 verstärkt das German Medical Contingent (GERMED) 14 bei der United Nations Iraq-Kuwait Observation Mission (UNIKOM). Nach der Resolution 687 überwachen die Vereinten Nationen die nach dem Golfkrieg von 1991 entmilitarisierte Zone zwischen dem Irak und Kuwait, und der Aktivposten des Malteser Hilfsdienstes (MHD) wird ab dem 23. Juni mit dabei sein.

Otte erblickte in Neuss das Licht der Welt, erlangte im Kloster Steinfeld das Fachabitur und arbeitet beim Unternehmen für Pumpentechnik, das seine Familie in Kaarst betreibt. Bei einem Seminar hat er den Leiter des MHD-Auslandsdienstes kennen gelernt und dessen Aufforderung, sich einmal für einen Einsatz zu bewerben, befolgt.

Ottes beruflicher und ehrenamtlicher Werdegang überzeugte die im Auftrag des Auswärtigen Amtes arbeitenden Malteser schnell: Der Further kennt sich schließlich nicht nur mit der Pumpentechnik aus. Er war vier Jahre bei der Bundeswehr, Unteroffizier auf dem U-Boot 28 in Eckernförde und nimmt immer noch regelmäßig als Oberbootsmann an Wehrübungen teil. Zu seinen militärischen Kenntnissen kommen die medizinischen.

Seit 1987 beim MHD, war er ehrenamtlich Zugführer beim Katastrophenschutz in Neuss, leitete drei Jahre hauptamtlich den Notarztdienst der Stadt und ist immer noch als Rettungsassistent mit von der Partie. Darüber hinaus organisiert Marcus Otte zurzeit den ehrenamtlichen MHD-Bereich als kommissarischer Geschäftsführer. Kurz: Er hat genügend Erfahrung gesammelt, um als Chef des nicht-ärztlichen Personals buchstäblich in die Wüste zu gehen.

"Das ist eine reine Beobachtermission, wir haben keinerlei Kampfauftrag", dämpft Otte Ängste über allzu große Gefahren in Umm Qasr, einer alten Marine-Basis, um die die UN 1500 Mann aus 28 Ländern stationiert haben. "Der Süden des Irak ist relativ ruhig. Es gab immer mal wieder Sticheleien im Raum Bagdad oder in der Flugverbotszone im Norden des Landes, aber das ist weit weg", weiß der Malteser aus den ersten Informationen, die in einer roten Kladde zusammengefasst sind.

Er muss mit seinen Weggefährten erst noch einen Vorbereitungslehrgang in der Offiziersschule des Heeres im bayerischen Hammelburg absolvieren, und dann kommen Details auf den Tisch. Soviel steht fest: Der MHD stellt an der 210 Kilometer langen Grenze zwischen dem Irak und Kuwait das einzige zivile Kontingent neben den militärischen Einheiten.

Fünf Ärzte, sieben Rettungsassistenten, zwei Krankenschwestern und vier (einheimische) Fahrer gehören zur Truppe, die über geländegängige Rettungswagen deutschen Standards sowie zwei Hubschrauber verfügt - alles in Weiß und mit dem "UN"-Schriftzug versehen. "Wir stellen die medizinische Grundversorgung der Soldaten sicher und kümmern uns um Husten, Schnupfen, Heiserkeit, wir richten Erste-Hilfe-Lehrgänge aus, und wir bereiten die Neuankömmlinge auf die klimatischen Besonderheiten vor", berichtet Marcus Otte.

Gerade letzteres ist dringend nötig. "So um die 50 Grad wird's wohl werden", mutmaßt der 33-Jährige. Außerdem sind die Malteser bei der Versorgung von Zivilisten gefragt, die etwa nach Unfällen auf mitunter abenteuerlichen Pfaden zu einem der 14 Außenposten der Vereinten Nationen gebracht werden. "Das ist eine sehr interessante Herausforderung, eine Chance, die man so oft nicht bekommt", ist Otte überzeugt. Nach einem langen Gespräch mit Gattin Katja war der Weg frei: "Ein halbes Jahr ist ein überschaubarer Zeitraum. Die Familie und unsere Freunde leben alle in und um Neuss, so dass meine Ehefrau nicht ganz allein ist."

Ein Besuch von ihr in Kuwait ist noch nicht geplant. "Dazu muss ich erst einmal die örtlichen Gegebenheiten kennen lernen", sagt der SPM in spé. Eine Hoffnung und eine Befürchtung hat er. Die Hoffnung: "Es wird eine lehrreiche Zeit, eine Weiterbildung in Menschenführung und ein Anlass, das medizinische Wissen anzuwenden, denn dort ist nicht wie bei uns in zwei Minuten ein Arzt da." Die Befürchtung: "Es wird bei der humanitären Hilfe zu unschönen Einsätzen kommen, wenn Kinder mit Resten von Minen gespielt haben oder die Militärführung des Irak Verletzte nicht zu den Außenposten durchlässt." Es sind also gemischte Gefühle, die Marcus Otte begleiten. Trotzdem: "Das klappt schon", sagt der Neusser und lacht.

(NGZ)
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