Neuss SkF fordert Planungssicherheit fürs Frauenhaus

Neuss · Der Sozialdienst katholischer Frauen fordert vom Land, endlich als Träger des Frauenhauses als Partner und auf Augenhöhe anerkannt zu werden. Eine Forderung, die die Politik vor Ort unterstützt.

 Elke Kroner ist für das Frauenhaus verantwortlich.

Elke Kroner ist für das Frauenhaus verantwortlich.

Foto: woi

Beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) wächst der Unmut. Seit 30 Jahren unterhält der Verband ein Frauenhaus als Zufluchtsstätte für Opfer von Gewalt gegen Frauen, doch als Partner auf Augenhöhe wird der Träger immer noch nicht anerkannt. "Nach 30 Jahren sollte uns das Land endlich aus dem Projektstatus entlassen", fordert Elke Kroner, Fachbereichsleiterin beim SkF.

Kroner nennt das Frauenhaus eine Einrichtung am Limit. Damit meint sie allerdings weniger die räumliche Situation in dieser Zufluchtsstätte, die voll ausgelastet ist. Was allen Beteiligten mehr zusetzt, ist das hohe Risiko, das dem SkF aus diesem Projektstatus erwächst: die budgetierte Bezuschussung, die von Jahr zu Jahr neu verhandelt werden muss. "Wir fordern seit langem eine dynamisierte, dauerhafte und auskömmliche Finanzierung", sagt Kroner. Anerkennung eben.

Das Frauenhaus - seit 30 Jahren an gleicher Stelle, ohne dass die Adresse großartig publik wurde - ist Teil eines Netzwerkes von landesweit 63 Einrichtungen. Das garantiert hilfesuchenden Frauen rund um die Uhr eine Aufnahme - wenn nicht in Neuss, dann anderswo. So kamen die 134 Frauen, die im Jahr 2015 in Neuss unterkamen, auch aus der gesamten Bundesrepublik.

In 46 Fällen weist die Statistik eine Vermittlung durch die Polizei aus. 32 Frauen wurden im Internet oder über digitale Plattformen auf diese Einrichtung aufmerksam, zwölf von Nachbarn informiert. Der Rest kam auf anwaltliches Anraten oder über andere Dienste.

Eine Anlaufstelle für Flüchtlingsfrauen aber ist das Frauenhaus nicht, betont Kroner. "Flüchtlingsfrauen haben keine Perspektive, im Frauenhaus zu bleiben", sagt sie. Einmal, weil ihr immer nur vorübergehender Status keine Möglichkeit zulässt, perspektivisch etwas zu regeln, ein neues Leben zu organisieren. Hinzu komme, dass Flüchtlingen von den Behörden Wohnortauflagen gemacht werden, sie sich also nicht frei bewegen können. So bleibe nur eine Separierung von besonders traumatisierten oder aber von Gewalt durch ihre Ehemänner bedrohten Frauen innerhalb der Flüchtlingseinrichtungen selbst, sagt Kroner.

Weil das Frauenhaus rund um die Uhr erreichbar ist, ist auch immer eine Aufnahme möglich. Das könnten nachts, wenn keiner der Angestellten vor Ort ist, auch die schon in der Einrichtung lebenden Frauen regeln. Dazu würden sie eine Schulung bekommen. Aber es sei in der Regel nicht so, dass einfach jemand mit Kind und Kegel vor der Tür stehe. "Der Erstkontakt wird telefonisch aufgenommen", sagt Kroner.

Und das sei auch im Sinne der Frauen wichtig. Denn das verhindert überstürzte "Fluchten". So wird mit den Frauen schon am Telefon besprochen, was sie unbedingt alles einpacken müssen: wichtige Unterlagen, alles erreichbare Geld ("Zurückgeben kann man immer noch etwas") und natürlich die Kinder. Kroner: "Sonst bekommt man die nur schwer zurück."

Aber auch mit Aufnahme in das Frauenhaus bleiben die Frauen für sich selbst verantwortlich. "Das Frauenhaus hat Übergangscharakter, auch wenn der Aufenthalt nicht zeitlich befristet ist", sagt Kroner. Ziel sei, die Frauen so weit zu stabilisieren, "dass sie eigenständige Entscheidungen treffen können".

(-nau)
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