Neuss Shakespeares Schiffsreisen als Leitmotiv

Neuss · Die in Neuss geborene Künstlerin Charlotte Kons ist die neue Ausstatterin des Foyers und Außengeländes vom Shakespeare-Festival im Globe. Sie wahrt bekannte Gestaltungsmerkmale und hat sich auch Neuheiten einfallen lassen.

 Auch im (noch) vorherrschenden Chaos inmitten der Festival-Requisiten verliert Charlotte Kons die Ruhe nicht.

Auch im (noch) vorherrschenden Chaos inmitten der Festival-Requisiten verliert Charlotte Kons die Ruhe nicht.

Foto: Andreas Woitschützke

Lange überlegt hat sie nicht. Als Harald Müller, der Leiter des Kulturamts, die Künstlerin Charlotte Kons fragte, ob sie die Ausstattung des Shakespeare-Festivals übernehmen wolle, "habe ich mich ganz schnell entschieden, ja zu sagen", erzählt sie lachend. Nun sitzt sie also - in einer der wenigen ruhigen Minuten in diesen Tagen - im blauen Kittel auf dem Stuhl, lässt um sich herum die jungen Studenten ihres Teams wuseln, beantwortet mit großer Ruhe die eine oder andere Frage. Zum Glück können sie überhaupt wirbeln.

Denn der Sturm "Ela" hat dem Globe nichts anhaben können. 20 Meter weiter ist ein großer Baum umgestürzt, andere Bäume haben zig Äste verloren, aber dem runden Theaterbau hat es nur eine Ziegel vom Dach geholt. Die ist längst wieder drauf, und auch dank der Equitana ist der Parkplatz zur Stresemannallee hin freigeräumt. Nur an den Führring direkt am Globe musste Hand angelegt werden: "Der war voller Äste", sagt Kons, aber jetzt kann er wieder als Freiluft-Lounge fungieren.

Die Arbeiten im Führring haben die Zeitplan zwar etwas durcheinandergebracht, aber davon lässt sich keiner irritieren. Schließlich ist alles besprochen und organisiert. Und in der Mitte der großen Wetthalle steht auch ein Flipchart, sieht ein bisschen aus wie ein Altar und ist immer wieder das Ziel eines der Teammitglieder. Denn dort steht alles, was zu machen ist, und vor allem, wer was zu machen hat. Also kann Charlotte Kons sich den Luxus leisten zu erzählen. Was sie alles machen will. Oder nicht machen will.

Denn das Rad wird sie bei der Gestaltung der Wetthalle und des Außengeländes als Foyer des Globe-Festivals nicht neu erfinden. Der Wiedererkennungswert müsse schließlich da sein, sagt sie, und Harald Müller ergänzt: "Das war von Beginn an klar, dass wir zwar Veränderungen wollen, aber keine Revolution." Und so geht die Künstlerin, die in Neuss geboren wurde, aber in Korschenbroich lebt, gelassen an die Aufgabe. Hat sortiert, was auf jeden Fall bleibt: viel Rosenschmuck, viel Rot, überall ein bisschen Gold, die Shakespeare-Büste, der Kronleuchter, das Podest für Draußen in Form eines Buches - "das sind alles Gestaltungselemente, die der Besucher kennt", sagt sie, "ebenso wie Rot als Farbe des Festivals". Was sich natürlich auch auf dem Boden des Eingangsbereichs der Wetthalle zeigen wird.

Gleichwohl: Als erstes führte ihr Weg ins Lager mit den Festival-Requisiten. Um zu schauen, was noch zu nutzen und was nur noch Sperrmüll ist. Und Ideen für Neuheiten hat sie natürlich auch. So wird sie die großen Lorbeerbäume in viereckige Kübel stecken, mit einem weißen Lattenzaun verbinden und damit dem Platz eine Fassung geben, die sich das Festival-Team wünscht, seit er vor einigen Jahren befestigt wurde. "Das ergibt ein eigenes Band um den Platz", erklärt Kons, und Müller verspricht sich davon auch einen "starken Blickfang".

Alles, was Charlotte Kons sich ausgedacht hat, fußt auf Shakespeare und seinen Werken. "Ich habe alle noch mal gelesen", sagt sie, "und die Charaktere rausgeschrieben." Weil sie ursprünglich ihre Ideen an diese knüpfen wollte. Doch dann fiel ihr auf: "In den Stücken bei diesem Festival geht es ganz oft um eine Schiffsreise." Und so wurde die zum Leitmotiv. Eine Europa-Karte von 1600 hat Kons digital bearbeitet und um die Schauplätze aus den Shakespeare-Werken ergänzt. "Und das Schöne ist: Wir haben die Lizenz gekauft und können sie jedes Jahr aktualisieren."

Besonders augenfällig wird das Leitmotiv mit einem Boot, das ebenfalls jedes Jahr wieder aufgestellt werden kann. Kons hat es zufällig bei einem Zimmereibetrieb entdeckt, es soll gar bei Olympia dabei gewesen sein. Ob's stimmt oder nicht: Der Graffiti-Künstler Oldhaus hat sich des Kahns angenommen, unter anderem mit Shakespeares Konterfei besprüht, der Zimmermann hat es unten abgeflacht, so dass es nun vor der Wetthalle zum einen Blickfang sein, zum anderen Sitzgelegenheit bieten soll.

(NGZ)
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