Neuss Shakespeare mit vielen Gags

Neuss · Am Rheinischen Landestheater hatte Shakespeares Komödie "Viel Lärm um nichts" Premiere. Katka Schroth hat das Stück inszeniert und die Geschichte in eine unbestimmt Zeit verlegt.

 Gleich kommt es raus: Aus der Hochzeit von Claudio und Hero wird nichts. Vorerst.

Gleich kommt es raus: Aus der Hochzeit von Claudio und Hero wird nichts. Vorerst.

Foto: Björn Hickmann

Leonato lächelt gequält. Don Pedro fällt mit seiner Entourage wie ein Heuschreckenschwarm bei ihm ein. Will mindestens einen Monat bleiben und wird damit das eher beschauliche Leben mit Tochter Hero, Nichte Beatrice und Hausdame Margaret kräftig durcheinanderwirbeln. Wie kräftig, ahnt der Mann zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht im mindesten. Aber am Ende wird es zwei Hochzeiten in seinem Haus geben.

Dazwischen herrscht "Viel Lärm um nichts". Jedenfalls wenn es nach Shakespeare geht, der die märchenhafte Komödie, in der die wichtigsten Figuren immer paarweise angeordnet sind, 1598/99 geschrieben hat. Katka Schroth hat das Stück am RLT inszeniert, verlegt die Handlung in eine unbestimmte Zeit (in passender Ausstattung von Ivonne Theodora Storm), bedient sich einer sehr modernen Übersetzung (von Angela Schanelec) und streicht mit Dramaturgin Barbara Noth Personal und Szenen so kräftig zusammen, dass es an einigen Stellen ordentlich rumpelt. Wenn von einer (Regie-)Haltung gegenüber der Komödie gesprochen werden kann, dann ist es wohl diese: Schroth traut der Geschichte nicht über den Weg und spult sie lieber so schnell wie möglich ab.

Die kiebige Beatrice und der selbstverliebte Benedikt (große Klasse: Linda Riebau und André Felgenhauer) kebbeln sich dermaßen, dass nur zwei Dinge möglich sind: hassen oder lieben. Tatsächlich wird ihnen durch eine vergnügte Intrigen der anderen auf die Sprünge geholfen. Aber dieser steht eine böse gegenüber, die Don Pedros Bruder John aus purer Gemeinheit anzettelt, um das zweite Liebespaar — Hero und Claudio — auseinander zu bringen. Denn sie macht Claudio (überzeugend nett und ein bisschen fies: Henning Strübbe) glauben, dass Hero (ein kleines Hascherl: Katharina Dalichau) einen Liebhaber hat. Vor dem Traualtar lässt er sie erst mal stehen.

Dabei fehlt es der Inszenierung nicht an Witz und schon gar nicht an schauspielericher Qualität. Aber sie lebt davon, dass sich Unmengen von Kleinigkeiten aneinanderreihen, die mal nett anzusehen, mal amüsant zu hören, mal schnell zu vergessen sind. Manches davon funktioniert sogar über den ganzen Abend: dass die quirlige und selbstbewusste Beatrice etwa nicht ein Mal ihre Turnschuhe auszieht und im Kleinen Schwarzen statt im Großen Weißen heiratet. Dass Benedikt im Gegenzug den Kampfanzug gegen einen schrecklich-schicken blauen tauscht. Dass viel Musik die Aufführung rhythmisiert und die Figur des Dieners Balthasar als Pianist und Sänger (großartig: Michael Großschädl) mehr Außen- als Innenfigur ist. Dass die Wand zum Publikum ganz im Sinne Shakespares immer wieder aufgebrochen wird — wenn auch der Anfang mit Begrüßung durch die Schauspieler arg aufgesetzt wirkt.

Anderes hingegen geht über die Wirkung eines Gags nicht hinaus. Beim Maskenball tragen die Männer mädchenhafte Langhaarperücken und Stöckelschuhe. Als Claudio seine Hero als Hure abstempelt, fesselt er sie mit rotweißem Absperrband und pappt ihr Waschzettel mit dem Wort "Schmuddellhero" an. Der zweifellos gestörte Intrigant Don John (Kaspar Küppers) spricht abgehackt und stockend. Und warum sein Kumpan Konrad (Roman Konieczny) gleich zwei Mal mit Besen und Staubsauger kämpfen muss, weiß wohl nur die Regisseurin.

Das hervorragende Schauspielerensemble aber (noch Emilia Haag als Miss Margaret, Rainer Scharenberg als Leonato und Michael Putschli als Don Pedro) macht auch das erträglich. Großer Beifall.

(NGZ)
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