Neuss Shakespeare mit modernem Soundtrack

Neuss · Shakespeare und Partner aus Berlin sind noch bis heute Abend zu Gast beim Festival im Globe und zeigen eine witzige Version der Komödie "Wie es euch gefällt". Allerdings täte eine Straffung gut.

 Wahrend Orlando von seiner geliebten Rosalind träumt, lauscht diese (r.) als Junge Ganymed verkleidet mit Cousine Celia seinen Worten. <strong>

Wahrend Orlando von seiner geliebten Rosalind träumt, lauscht diese (r.) als Junge Ganymed verkleidet mit Cousine Celia seinen Worten. <strong>

Foto: Sup&lt;/strong&gt;

Es gibt ein paar Dinge, die bei dieser Inszenierung der Shakespeare-Komödie "Wie es euch gefällt" im Globe gewöhnungsbedürftig sind. Bei den Namen fängt es an. Aus Probstein wird Witzkerl, aus Jacques Jacky, aus Kätchen die Traute. Und dann die Rollenbesetzung: Rosalind wird von einem Mann gespielt, Orlando von einer Frau, Jacky-Jacques von irgendwas dazwischen. Die in Berlin ansässige Company Shakespeare und Partner hat das Stück ordentlich gegen den Strich gebürstet; Regisseur Andreas Erfurth knüpft an Shakespeare-Traditionen an, als Männer auch die Frauenrollen auf der Bühne spielen mussten, und treibt das auf die Spitze. Wozu auch die zahlreichen und witzig-spitzigen Gesangseinlagen zu Musik von Sting über Michael Jackson bis Elvis Presley gehören.

Denn so richtig ernst ist nichts an dieser Version. Erfurth und sein Ensemble haben vor allem Spaß. An der Gender-Verdrehung, an der Zuspitzung der Komik, am Spiel überhaupt. Das sieht man ihren Gesichtern an (bis hin zu den Musikern auf der Bühne), merkt man an ihrem Spiel. Manches Mal auch zu sehr.

Rund drei Stunden (inklusive Pause) dauerte die Erstauflage der Aufführung im Globe, aber mindestens 20 Minuten weniger hätten es auch getan, und die Inszenierung hätte dann jene Dynamik gehabt, die ihr wohl in der Anlage (mit Straffung und der schnellen, wunderbaren Übersetzung von Frank-Patrick Steckel) auch zugedacht war.

Die unnötige Längung ist vor allem der überbordenden Spielfreude des Ensembles geschuldet. Das macht es aber auch wieder sympathisch. Vor allem, da einige Schauspieler mit vielen kleinen Kabinettstückchen glänzen. Dierk Prawdzik etwa spielt eigentlich mit Jacky eine Nebenrolle, aber setzt bei jedem seiner kleinen Conferencier-Auftritte (die im übrigen mit dem Melancholiker Jacques nur noch wenig zu tun haben) einen starken Akzent. Oder Sebastian Bischoff, der die kokette Traute so sehr als Marilyn Monroe vom Dorfe spielt, dass man der Figur den ungewohnten Namen verzeiht.

Auch die Hauptrollen sind passgenau besetzt. Wenn Saro Emirze hinter einer Wand seine Rosalind spielte, würde man ihm jederzeit zugestehen, dass da eine Frau spricht und agiert. Kai Frederic Schrickel ist ihm als Cousine und beste Freundin Celia ein kongenialer Partner. Ihre Kollegin Jillian Anthony spielt ihren Orlando markig und jungenhaft zugleich. Regina Gisbertz hat gleich vier Hosenrollen und kann jedes Mal die neue Figur kenntlich machen. Im Sinne der Inszenierungsidee, voll und ganz auf die Komik zu setzen, funktioniert ihr Le Beau jedoch am besten.

Die weitaus dankbareren "Neben"-Rollen hat Rike Joenig. Vor allem mit der des Narren (Witzkerl), der so herrlich die Worte verdreht, direkt und derb ist und sich dann so in Traute (Kätchen) verliebt. Und ausgerechnet diese Figur verliert durch Übertreibung ihre Kontur. Vor allem, als Joenig in Louis-de-Funès-Manier so tut, als ob sie ihrem Rivalen bei Traute das Herz rausreißen und es verspeisen würde. Da wäre weniger viel mehr.

(NGZ)
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