Michael Kloss kümmert sich die Technik im Globe Neuss Bühnenmeister für Shakespeares Dramen

Neuss · Michael Kloss kennt das Globe an der Rennbahn in- und auswendig. Und die Stücke von William Shakespeare auch.

 Michael Kloss, Bühnenmeister beim  Shakespeare-Festival.

Michael Kloss, Bühnenmeister beim Shakespeare-Festival.

Foto: Birgit Wilms

Wer lässt ab sofort und dann einen Monat lang abends an der Rennbahn das Licht ausgehen? Michael Kloss, der „Herrscher“ des Globe. Seit Monaten fiebert der gelernte Bühnenmeister dem Beginn des Shakespeare-Festivals entgegen. Und das, obwohl die technische Ausstattung dieses Theaters sehr bescheiden ist.

Bei einem Rundgang durch das Globe staunt man über die geringe Fläche der Hinterbühne und die steilen, engen Treppen, die für Spieler und Techniker auf die oberen Ränge führen. Selbst in der Regiezentrale im zweiten Rang, hoch oben gegenüber der Bühnenfläche, ist kaum etwas von der Technik zu sehen, mit der die meisten Theater ihre Aufführungen unterstützen.

Shakespeare Festival in Neuss: die Vorbereitungen laufen
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Hinter den Kulissen des Shakespeare Festivals in Neuss

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Foto: Helga Bittner

Die Schauspieler des RLT wissen, dass sie sich darauf einstellen müssen, wenn sie mit ihrer „Othello“-Inszenierung zu Gast sein werden. Auch Michael Kloss hat es bei seiner Arbeit außerhalb des Globe meist mit aufwändiger Licht- und Tontechnik zu tun. „Aber die Aura dieses Hauses ist unvergleichlich,“ sagt er und erklärt, warum das so ist: „Wenn in Shakespeares Drama ‚Julius Caesar‘ Marcus Antonius seine berühmte Rede beginnt, dann kann er hier das Volk nach drei Seiten hin ansprechen. Also‚ Mitbürger‘ nach links, ‚Freunde‘ nach rechts und frontal die ‚Römer‘.“

Für den Bühnenmeister ist klar, dass viele Stellen in Shakespeares Dramen nur auf den offenen Bühnen der nachgebauten Globe-Theater verständlich werden. Gelernt hat es das auch bei seinem Freund Patrick Spottis­woode, den es alljährlich vom Londoner Globe an die Rennbahn zieht, um dort die Spielweise des elisabethanischen Theaters zu erläutern. Lediglich neun Quadratmeter im Zentrum der Bühne sind für alle Zuschauer einsehbar, die übrige Fläche nur eingeschränkt. Den besten Blick haben die Plätze im ersten Rang Mitte: „Nummer eins bis vier, das ist die Königsloge, und darüber bin nur noch ich, der Tech­niker.“

Seit 18 Jahren arbeitet Michael Kloss für das Shakespeare-Festival. Sein Vorgänger kam von der Bremer Shakespeare Company. Die Spielweise der Bremer ist von Beginn an auf Globe-Verhältnisse ausgerichtet und garantiert somit vier unkomplizierte Abende für den Bühnenmeister. Der freut sich aber besonders auf die in jedem Jahr anfallenden Herausforderungen von Compagnien aus der ganzen Welt.

Ohnehin hat Kloss bereits alle 37 Werke William Shakespeare gesehen. Viele davon so oft, dass er ganze Passagen zitieren kann. Und es gab illustre Gäste, denen er half, die ungewöhnliche Wirkung der Globe-Bühne zu verstehen und entsprechend zu nutzen. Kloss erinnert sich an zum Beispiel an Klaus Maria Brandauer und vor allem an Senta Berger: „Eine wunderbare Frau mit ungeheurer Ausstrahlung.“

Was die abendliche Reaktion des Publikums angeht, so beobachtet Michael Kloss in den letzten Jahren eine Veränderung, die ihm nicht nur Freude bereitet: „Früher zeigten die Zuschauer nach der Vorstellung ihre Begeisterung durch lautes Trampeln mit den Füßen auf dem Holzboden. Das passte vermutlich gut zu dem Verhalten der ‚Groundlings‘, also der billigen Stehplätze zu Shakespeares Zeiten. Neuerdings aber stehen einfach alle einfach auf und applaudieren. Das ist weniger imposant.“

(cc)
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