Neuss Sexuelle Übergriffe nehmen zu

Neuss · Sieben Fälle von Exhibitionismus und sexueller Belästigung sind in den vergangenen Wochen in Neuss bekannt geworden. In der warmen Jahreszeit nehmen die Delikte laut Polizei zu. Opfern bietet sie unbürokratische Hilfe an.

 Angstraum: Der Eingang zur S-Bahnstation Hammer Brücke wirkt wie ein dunkles Loch. In der Nähe wurde eine Polizistin von einem Mann belästigt.

Angstraum: Der Eingang zur S-Bahnstation Hammer Brücke wirkt wie ein dunkles Loch. In der Nähe wurde eine Polizistin von einem Mann belästigt.

Foto: WOI

Schon wieder ist eine Frau in Neuss am helllichten Tag und auf offener Straße sexuell belästigt worden. Am Dienstag gegen 17.30 Uhr traf es eine 39-jährige Joggerin. Die Frau war auf dem parallel zur Daimlerstraße führenden Fußweg in Richtung Gladbacher Straße unterwegs, als sie in Höhe des Abenteuerspielplatzes von hinten umfasst und unsittlich berührt wurde.

Anschließend zeigte sich der Sittentäter der Frau gegenüber in schamverletzender Weise und flüchtete auf einem Mountainbike in Richtung Kaarster Straße. Der Unbekannte wird wie folgt beschrieben: circa 20 bis 30 Jahre alt, etwa 180 Zentimeter groß, schlank, dunkler Teint, dunkle Haare, zum Zopf gebunden. Er trug eine blaue Latzhose und einen grau-braunen Kapuzenpulli, führte einen braun-beigen Rucksack mit und flüchtete mit einem Mountainbike.

Geschockt und traumatisiert

In der warmen Jahreszeit nehmen solche Delikte zu, sagt Kriminalhauptkommissar Heinz Hellwig von der Neusser Polizei. Als Opferschutzbeauftragter kommt er oft mit Betroffenen in Kontakt. "Ich will nicht bewerten, wie tief solche Erlebnisse in die Psyche der Opfer eindringen. Viele geraten aber in einen Schockzustand, manche sind traumatisiert, weil sie auf eine solche Tat schließlich nicht vorbereitet sind", berichtet Hellwig.

Bei einigen Personen träten Ängste auf, die vorher nicht da waren, sie mieden bestimmte Orte oder verlören die Lust an sportlicher Betätigung im Freien. Das Netzwerk der Polizei versucht, diese Menschen aufzufangen und an Fachleute aus dem psychologischen Bereich zu vermitteln. "Wichtig ist mir, dass die Opfer wissen, dass wir ihnen das Problem auf keinen Fall klein- oder ausreden werden, geschweige denn, ihnen Vorwürfe machen", betont der Kriminalhauptkommissar.

Die Vorbeugung stoße bei Sexualstraftaten an Grenzen, weiß der Beamte. Dennoch gebe es Möglichkeiten, sich besser gegen solche Täter zu schützen und das Risiko zu verringern — etwa durch Selbstbehauptungskurse, in denen auch sicheres Auftreten trainiert wird. Das schreckt manche Täter ab.

Mehrere Exhibitionisten konnte die Polizei in den vergangenen Wochen ermitteln und dingfest machen. So auch einen 34-jährigen Mann aus dem Rhein-Kreis, der sich Mitte Mai nachmittags an der Hammer Brücke im Rheinparkcenter vor einer 30-Jährigen entblößt hatte. Bei seinem Opfer handelte es sich indes um eine Beamtin der Bundespolizei. Die Düsseldorferin reagierte überlegt und informierte ihre Kollegen. Die konnten den Sittenstrolch anhand seines Autokennzeichens ermitteln.

(NGZ/rl)
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