Konzert des Neusser Kammerorchesters Heiteres Serenadenkonzert zum Frühjahr

Neuss · Das Neusser Kammerorchester (NKO) unter Joachim Neugart machte das Konzert im Zeughaus zu einem Erlebnis.

 Joachim Neugart leitet das Neusser Kammerorchester seit genau 20 Jahren.

Joachim Neugart leitet das Neusser Kammerorchester seit genau 20 Jahren.

Foto: Neugart

Die Serenade ist seit Jahrhunderten ein Synonym für einen musikalischen Liebesbeweis. Das Neusser Kammerorchester (NKO) hatte zu seinem Frühjahrskonzert gleich drei große Serenaden im Programm. Während die Deutsche Kammerakademie Neuss (DKN) bei ihren Konzerten im Zeughaus in aller Regel „ausverkauft“ feiert, lässt der Besuch zu Konzerten des NKO im Zeughaus Wünsche offen.

Dabei ist dieses Liebhaberorchester seit 62 Jahren weit über die Grenzen seiner Heimatstadt hinaus bedeutender Bestandteil der Musikkultur. Zudem überrascht der Orchesterleiter Joachim Neugart – exakt seit 20 Jahren in diesem Amt –  das Publikum immer wieder mit weitgehend unbekannten musikalischen Kostbarkeiten. Das war diesmal die „Serenade op. 2“ des bedeutenden polnischen Komponisten Mieczyslaw Karlowicz. Als er sechs Jahre alt war, zog seine Familie nach Heidelberg und Dresden, wo der junge Karlowicz Johannes Brahms kennenlernte und Violinunterricht erhielt. Später studierte er in Berlin, wo er auch mit 19 Jahren diese Serenade schrieb, die von den Berliner Philharmonikern uraufgeführt wurde (1897). Sie besitzt noch nicht die großen Visionen seiner späteren Orchesterwerke, bietet aber eine üppige Klangfülle im Wechsel mit lyrischer volksmusikalisch inspirierter Spätromantik.

Der Aufmarsch, ein wunderbar gesangliches Ständchen, ein Liebeswalzer, in dessen Mittelteil die vier Violoncelli sauber „wie ein Mann“ das Orchester dominierten, und schließlich ein vital tänzerisches Finale: Die 20 Streicher leisteten Großartiges sowohl hinsichtlich üppiger Klangfülle als auch in fein verhaltener und rein intonierter „Romanze“.

Das galt auch für die mit Renaissance-Tänzen spielende „Capriol Suite für Streichorchester“ von Peter Warlock, auch wenn Joachim Neugart den ruhigen Schreittanz „Pavane“ ein wenig zu schnell nahm.

Die Aufführung im Zeughaus erreichte mühelos die renommierte Einspielung des norwegischen Kammerorchester aus dem Jahre 2012 unter Henning Kraggerrud. Der norwegische Komponist und Dirigent ist übrigens im nächsten Jahr erneut in Neuss und leitet die DKN.

Aus Begeisterung für seine Mozart-Studien schrieb Pjotr I. Tschaikowsky im Sommerurlaub 1880 seine berühmte Streicherserenade in C-Dur, ein tief romantisches Werk, das mit einem höchst pathetischen Andante beginnt und endet. Auch da beglückte das NKO mit maximaler Klangfülle im Wechsel mit tänzerisch schwungvoller Leichtigkeit. Die Serenade wurde 1881 in St. Petersburg uraufgeführt. Ganz sicher wird das NKO das Werk auch spielen, wenn es im nächsten Monat seine Konzertreise in die Neusser Partnerstadt Pskow in St. Petersburg beginnt.

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